Häufig erst nach langem „Versteckspiel“ entdecken wir als Eltern, in welch gefährliche Situation unser Kind geraten ist und wie weit fortgeschritten die Sucht häufig schon ist. Im Nachhinein merken wir dann, dass wir die Anzeichen übersehen haben in einer Mischung aus Unkenntnis, Beschwichtigung und Hoffnung, dass alles normal sei. Aber es ist nicht normal und es wird immer erschreckender und erschütternder, wenn wir dann schließlich die „Fährte“ aufnehmen und begreifen. Dann sehen wir, mit welch stählernem Griff die Krankheit zupackt.
Und gleichzeitig begehrt die Hoffnung immer wieder auf: „Wir schaffen das schon!“
Höchstwahrscheinlich – aber meist nicht allein. In jedem Fall braucht Ihr Kind Hilfe von außen, die Familie ist völlig überfordert im Kampf gegen den mächtigen Gegner Sucht.
Mittlerweile gibt es vielfältige Hilfe, sowohl durch ambulante Therapie oder einen Klinikaufenthalt in einer Spezialeinrichtung.
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Aber was ist mit uns als Eltern, als Paar, das auf einmal mit der Diagnose konfrontiert wird, als Familie, als Geschwister? Magersucht betrifft die ganze Familie, kein Mitglied kann sich dem Einfluss der Erkrankung entziehen.
Wir Eltern werden in eine Achterbahn unterschiedlichster Gefühle geworfen, die erhebliche Auswirkungen auf alle Bereiche unseres Lebens hat. Die Krankheit besitzt die Macht, auch die stabilsten Beziehungen zu spalten. Zunächst zu unserem Kind. Von ganzen Herzen, verzweifelt, wünschen wir , dass es stimmt, wenn es uns immer wieder und wieder versichert: Es wird alles in den Griff bekommen, die Sucht überwinden und das verlassen, was mittlerweile der „beste Freund und Bestimmer“ geworden ist.
Wir wünschen uns so sehr, ihm glauben und vertrauen zu können und werden doch immer wieder enttäuscht, belogen und mit unglaublichen Tricks betrogen. Die Lüge, die immer wiederkehrende Erfahrung, demjenigen nicht glauben zu können, den wir doch so sehr lieben, frisst uns auf.
Wir verzweifeln an etwas, das wir nicht begreifen können. Das führt oft dazu, dass wir als Paar unterschiedliche Wege aus der Krise suchen und unterschiedliche Rollen übernehmen: die des „ mißtrauischen Detektivs“ als „Bad Cop“ und des „vertrauenden Retters“ als „Good Cop“. Aber das Fundament der Paarbeziehung wird durch diese unterschiedlichen Ansätze angegriffen.
Auch die Geschwister bleiben nicht unberührt. Auf einmal richtet sich die ganze Aufmerksamkeit auf das kranke Kind. Zum Ausgleich werden viele Geschwister entweder extrem angepasst und brav, um den Eltern nicht noch mehr Kummer zu machen. Sie hoffen dann, als Gegensatz positive Aufmerksamkeit und Anerkennung zu bekommen. Oder sie revoltieren, werden auch auffällig, um zumindest auch Aufmerksamkeit zu „ernten“. Gleichzeitig haben sie wahnsinnige Angst um ihr Geschwister.
Es ist ein langer Weg und oft ein harter Kampf aus der Sucht, je nachdem wie ausgeprägt sie ist. Mittlerweile gibt es eine ganze Palette von ambulanten Praxen oder spezialisierten Kliniken, die hier mit oft großer Erfahrung weiterhelfen. Aber nicht selten ist „nach der Klinik vor der Klinik“.
Denn die Sucht weicht dem starken Druck aus und sagt Ihrem Kind: „Passe dich an, dann sind wir schneller wieder drraußen.“ Der Patient ist ein Bilderbuchpatient, einsichtig und verständnisvoll. Er ist froh, die Krankheit zu überwinden, nimmt wie vereinbart zu und an der Klinikpforte wartet bei der Entlassung die Sucht und sagt: „Schön, dass du wieder da bist – gehen wir ein Stück!“
Dennoch: der Weg aus der Krankheit ist möglich!
Zunächst beim Umgang mit den eigenen Gefühlen. Die Krankheit setzt uns einem Strudel von Gefühlen aus: Schuld, Spannung, Zorn, Zweifel, Hoffnung und Enttäuschung. Sie zu erkennen ist wichtig, aber die Gefühle sind ein schlechter Ratgeber.
Wichtig ist es, einen Standpunkt zu entwickeln, der unterscheidet zwischen der Sucht, die Ihr Kind wie ein „Dämon“ ergreift, und der Liebe zu dem gesunden Persönlichkeitsanteil, dem Sie zum Sieg verhelfen wollen.
Um diesen Standpunkt einnehmen zu können, bedarf es nicht selten eines Coachings. Besonders dann, wenn die Sucht uns in vertrackte Situationen führt, und mit argumentativen Halbwahrheiten verwirrt; z. B durch Vorwürfe Schuldgefühle aktiviert.
Als Paar ist man besonders gefordert und gefährdet. Die Krankheit ist ein großer Spalter, deswegen ist es wichtig, immer wieder den Weg zueinander zu suchen und zu finden. Manchmal bedarf es dazu eines „Scouts“. Denn: Gemeinsam sind wir stark!
Hilfe zur Selbsthilfe bieten z. B. Selbsthilfegruppen. Der Austausch mit Betroffenen, die schon viele Erfahrungen gemacht haben, ist Gold wert. Aber auch Psychotherapeuten, Familien- oder systemische Therapeuten helfen, einen Weg aus der Krise zu finden.
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