Artikel 09/10/2024

Mastzellaktivierungssyndrom (MCAS): Pacing, Stressregulation und unterstützende Psychotherapie

M.Sc. Anja Hirth Psychologe, Heilpraktiker für Psychotherapie
M.Sc. Anja Hirth
Psychologe, Heilpraktiker für Psychotherapie

Was ist MCAS?

Wichtig ist zu betonen, dass MCAS keine psychiatrische Erkrankung ist, sondern eine schwere somatische Erkrankung, die durch ein dysreguliertes Immunsystem verursacht wird.

Das Mastzellaktivierungssyndrom (MCAS) ist eine Erkrankung, bei der Mastzellen im Körper überaktiv sind und unangemessen auf verschiedene Reize reagieren. Mastzellen sind Immunzellen, die eine zentrale Rolle in der allergischen Reaktion und der Abwehr von Krankheitserregern spielen. Bei Menschen mit MCAS kommt es jedoch zu einer dysregulierten Aktivierung dieser Zellen, was zu einer übermäßigen Ausschüttung von Histamin und anderen Entzündungsmediatoren führt.

Foto einer halb im Sand vergrabenen Taschenuhr Pacing, Stressregulation und unterstützende Psychotherapie bieten Ihnen wirksame Strategien zur Linderung Ihrer Symptome und zur Verbesserung Ihrer Lebensqualität

Symptome von MCAS

Die Symptome von MCAS sind vielfältig und können von Person zu Person unterschiedlich sein. Zu den häufigsten Symptomen gehören:

• Hautreaktionen: Juckreiz, Hautausschläge, Nesselsucht und Rötungen.

• Gastrointestinale Beschwerden: Übelkeit, Bauchschmerzen, Durchfall und Blähungen.

• Atemwegssymptome: Atemnot, Keuchen und Asthmaanfälle.

• Kardiovaskuläre Symptome: Schwindel, schneller Herzschlag und Ohnmacht.

• Neurologische Symptome: Konzentrationsstörungen, Kopfschmerzen und Verwirrtheit.

• Systemische Reaktionen: Müdigkeit, Schwäche und allgemeines Unwohlsein.

Die Rolle von Pacing

Pacing ist eine entscheidende Strategie für Menschen mit MCAS, die es ihnen ermöglicht, ihre Aktivitäten bewusst zu steuern und Überlastung zu vermeiden. Bei Pacing geht es darum, die eigene Energie sinnvoll einzuteilen und sowohl physische als auch psychische Belastungen in den Alltag zu integrieren. Wichtige Aspekte des Pacing sind:

  1. Planung: Aktivitäten im Voraus zu planen, um sicherzustellen, dass ausreichend Zeit für Erholung eingeplant ist. Dies kann helfen, Überanstrengung zu vermeiden und die Kontrolle über den Alltag zu behalten.

  2. Energieverwaltung: Die eigene Energie über den Tag hinweg gut einzuteilen, indem anstrengende Aufgaben mit Ruhepausen abwechseln. Es ist wichtig, realistisch zu sein, was die eigenen Grenzen betrifft.

  3. Flexibilität: Offen zu sein für Anpassungen im Alltag. Wenn Symptome auftreten oder die Energie nachlässt, sollte der Plan flexibel genug sein, um abzubrechen, Pausen einzubauen oder Aktivitäten zu reduzieren.

Stressregulation als Schlüssel

Stress hat eine signifikante Auswirkung auf die Symptome von MCAS. Psychische und emotionale Belastungen können die Aktivität des sympathischen Nervensystems erhöhen, was zu einer verstärkten Ausschüttung von Histamin führt. Daher ist es für Menschen mit MCAS entscheidend, effektive Methoden zur Stressregulation zu erlernen. Hier sind einige bewährte Techniken:

  1. Achtsamkeit: Achtsamkeitspraktiken fördern das Bewusstsein für den gegenwärtigen Moment und helfen, Gedanken an die Zukunft oder die Vergangenheit loszulassen. Diese Techniken können helfen, die Stressreaktionen des Körpers zu minimieren.

  2. Entspannungstechniken: Methoden wie Yoga, Meditation oder progressive Muskelentspannung können körperliche Spannungen abbauen und das allgemeine Stressniveau senken.

  3. Körperliche Aktivität: Regelmäßige, moderat ausgeglichene Bewegung kann helfen, Stress abzubauen und die Stimmung zu verbessern. Dabei sollte jedoch darauf geachtet werden, dass die Aktivitäten den individuellen Belastungsgrenzen entsprechen.

Unterstützende Psychotherapie

Psychotherapie kann eine wertvolle Unterstützung für Menschen mit MCAS bieten. Die emotionale Belastung, die durch diese Erkrankung entsteht, kann erheblich sein, und viele Betroffene leiden unter Angstzuständen oder depressiven Symptomen. Eine psychotherapeutische Behandlung kann in mehreren Bereichen helfen:

  1. Emotionale Unterstützung: Therapeuten bieten einen sicheren Raum, um Ängste und Sorgen zu besprechen. Dies hilft, emotionalen Stress abzubauen und die Isolation zu verringern.

  2. Bewältigungsstrategien entwickeln: Therapeuten helfen dabei, effektive Bewältigungsmechanismen zu erlernen, die auf die spezifischen Herausforderungen von MCAS abgestimmt sind. Dazu gehören Techniken zur Stressbewältigung und zur Verbesserung der emotionalen Resilienz.

  3. Kognitive Verhaltenstherapie (KVT): Die Kognitive Verhaltenstherapie ist besonders hilfreich, um negative Denkmuster zu identifizieren und zu verändern. Diese Therapieform kann den Betroffenen helfen, realistischere Perspektiven auf ihre Erkrankung zu entwickeln und ihre Ängste zu reduzieren.

  4. Integration von Achtsamkeit: Therapeuten können Achtsamkeitspraktiken in die Therapie integrieren, um den Stresslevel zu senken und die allgemeine Lebensqualität zu verbessern.

  5. Stärkung der Selbstwirksamkeit: Die Therapie kann den Patienten helfen, ein Gefühl der Kontrolle über ihre Erkrankung zu entwickeln, indem sie aktiv an ihrer Genesung mitarbeiten.

Die Notwendigkeit von erfahrenen Therapeuten und Ärzten

Es ist entscheidend, dass die Behandlung von erfahrenen Therapeuten und Ärzten durchgeführt wird, die mit MCAS und dessen Auswirkungen auf das Leben der Betroffenen vertraut sind. Ein interdisziplinärer Ansatz, der sowohl medizinische als auch psychotherapeutische Unterstützung umfasst, kann besonders wirksam sein. Ärzte können sicherstellen, dass die medizinische Behandlung optimal abgestimmt ist, während Therapeuten helfen, die psychischen Aspekte zu adressieren.

Fazit

Mastzellaktivierungssyndrom (MCAS) ist eine komplexe Erkrankung, die sowohl körperliche als auch emotionale Herausforderungen mit sich bringt. Pacing, Stressregulation und unterstützende Psychotherapie sind entscheidende Strategien zur Verbesserung der Lebensqualität von Menschen mit MCAS. Diese Ansätze helfen nicht nur, die Symptome zu lindern, sondern fördern auch ein besseres Verständnis und einen gesünderen Umgang mit der Erkrankung.

Wenn Sie unter MCAS leiden, ziehen Sie in Betracht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Die Kombination aus körperlicher und psychologischer Unterstützung kann entscheidend dazu beitragen, Ihre Symptome zu lindern und Ihr Wohlbefinden zu steigern. Es ist wichtig, die Kontrolle über Ihr Leben zurückzugewinnen und die Unterstützung zu suchen, die Sie verdienen.

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