Wenn Sie sich nicht sicher sind, ob Sie an einem Lipödem leiden, sprechen Sie bitte mit Ihrem Hausarzt, um die Diagnose zu bestätigt und gegebenenfalls konservative Therapiemaßnahmen wie manuelle Lymphdrainage oder Flachstrick-Kompressionskleidung (Klasse 2) verschrieben zu bekommen. In manchen Fällen können Hausärzte das Krankheitsbild nicht korrekt einordnen oder es besteht Unsicherheit über die weitere Therapie. Venenspezialisten (Phlebologen) sind in der Regel sehr vertraut mit dem Lipödem und können auch ausschließen, ob Ihre Symptome (auch) eine venöse Ursache haben.
Wir beraten Sie auch gerne unverbindlich zu der Erkrankung. Bei allen Patientinnen mit Verdacht auf Lipödem führen wir eine Ultraschalluntersuchung sowie eine ausführliche Untersuchung und Anamnese durch. Bitte bringen Sie zu einem Beratungstermin die Befunde Ihres Hausarztes und/ oder Venenspezialisten mit.
Viele unserer Patientinnen berichten, dass sie seit vielen Jahren unter Schmerzen in Armen und Beinen sowie einer Umfangszunahme leiden, aber niemand ein Lipödem diagnostiziert hat. Sie wurden erst durch Medienberichte oder Bekannte auf das Thema aufmerksam.
Lipödem ist keine Fettleibigkeit – auch wenn diese Meinung in manchen Köpfen noch existiert. Typisch – und im Gegensatz zu Übergewicht – sind Druck- und Berührungsschmerzen, eine Neigung zu blauen Flecken auch ohne erinnerlichen Grund, ein allgemeines Unwohlsein und (in fortgeschrittenen Stadien) Dellenbildung auf der Hautoberfläche.
In den meisten Fällen empfehlen die internationalen Leitlinien zunächst eine konservative Therapie. Dazu gehören manuelle Lymphdrainage, Flachstrick-Kompressionskleidung (Klasse 2), Wassersport, gegebenenfalls ein automatisches Lymph-Kompressionssystem (z. B. Lymphamat) und bei Bedarf psychosoziale Unterstützung. Eine ketogene Ernährungsumstellung und entzündungshemmende Nahrungsergänzungsmittel (Kurkuma, Ingwer, Steinklee usw.) können ebenfalls eine Verbesserung der Symptome bewirken, jedoch selten eine Heilung.
Wenn sich die Symptome durch konservative Maßnahmen nicht bessern oder sogar fortschreiten, kann eine Fettabsaugung eine dauerhafte und nachhaltige Therapie darstellen. Dabei werden große Mengen des erkrankten Fettgewebes in den tiefen und oberflächlichen Schichten mittels Unterdruck entfernt, sodass die Ursache der Symptome nicht mehr vorhanden ist.
Das PAL-Verfahren („Power Assisted Liposuction“) ist eine sehr schonende, gründliche und effektive Methode. Die ästhetischen und funktionellen Ergebnisse sind beeindruckend und denen anderer Techniken deutlich überlegen.
Der große Vorteil der fachgerecht durchgeführten chirurgischen Therapie ist das dauerhafte Ergebnis, das oftmals sogar die Notwendigkeit konservativer Therapien reduziert. Zudem kann durch die Absaugung neben einer Verbesserung der Symptome auch eine schöne Körperform hergestellt werden, die es den Patientinnen ermöglicht, auch wieder kurze Kleidung zu tragen. Die psychischen und sozialen Auswirkungen dürfen deshalb nicht unterschätzt werden.
Haben Sie bereits eine chirurgische Behandlung Ihres Lipödems hinter sich, sind aber nicht ganz zufrieden mit dem Ergebnis?
Die Behandlung des Lipödems erfordert viel Erfahrung. Der Chirurg muss genau wissen, wie viel Fettgewebe und in welchen Schichten es entfernt werden muss. Zudem sind die Vor- und Nachbehandlung entscheidend für ein gutes Ergebnis.
Wenn an den behandelten Arealen noch funktionelle oder ästhetische Beschwerden bestehen oder neue Beschwerden an Körperbereichen auftreten, die bisher nicht behandelt wurden (Arme, Bauch, Brust, Kinn, Rücken, Gesäß usw.), lassen sich durch Korrektur-Eingriffe oft noch deutliche Verbesserungen der Situation erzielen.
Arme und Beine – so steht es in der Literatur. Aber auch andere Körperteile können pathologisch verändertes Fettgewebe ansammeln und zu Lipödem-Symptomen führen.
Unsere klinische Erfahrung zeigt uns sehr deutlich, dass auch Bauch, Brüste, Rücken, Gesäß und Kinn Symptome im Sinne eines Lipödems aufweisen können.
Die Nachsorge ist entscheidend für ein gutes und zufriedenstellendes Operationsergebnis. Unmittelbar nach der Operation sollte mit der manuellen Lymphdrainage (MLD) durch einen spezialisierten Lymphtherapeuten begonnen werden. Wir empfehlen, die MLD in den ersten Wochen zwei- bis dreimal wöchentlich durchzuführen, danach können die Abstände vergrößert werden.
Unser Therapieregime sieht vor, noch während der Operation ein geeignetes Kompressionsmieder angelegt zu bekommen, das dafür sorgt, dass keine starken Schwellungen auftreten und die Hämatombildung überschaubar bleibt. Das Mieder sollte mindestens sechs Wochen lang Tag und Nacht getragen werden. In den ersten postoperativen Tagen können Sie mit dem Mieder duschen, nach vier bis fünf Tagen können Sie es zum Duschen ablegen. Nach dem Waschen des Kleidungsstücks ziehen Sie es im feuchten Zustand wieder an und trocknen es erst nach dem Anziehen mit einem Handtuch.
Stellen Sie direkt nach der Operation sicher, dass Sie ausreichend Flüssigkeit mit Elektrolyten zu sich nehmen. Moderate Bewegung ist nach vier Wochen erlaubt, aber überanstrengen Sie sich nicht und hören Sie auf Ihren Körper.
Nach dem Abheilen der Wunde (nach ca. zwei Wochen) können Sie ohne Kompressionsmieder schwimmen gehen. Vibrationsfreie Sportarten sind nach vier bis sechs Wochen erlaubt. Joggen, Trampolinspringen usw. sollten frühestens nach vier Monaten begonnen werden. Ebenso lange sollten Sie mit EMS-Training und LPG-Anwendungen warten.
Aktuell erforschen wir, ob sich die von uns genutzte OP-Methode dahingehend optimieren lässt, die Anzahl der OPs zu reduzieren und gleichzeitig dieselben Ergebnisse zu erzielen. Dies hätte kürzere Behandlungszeiten, weniger berufliche Ausfallzeiten und eine geringere finanzielle Belastung für die Patienten zur Folge.
Die bisherige Auswertung der Daten ist sehr vielversprechend und deutet darauf hin, dass uns ein großer Fortschritt bei der chirurgischen Behandlung des Lipödems gelungen ist.
Die Veröffentlichung dieser Inhalte durch jameda GmbH erfolgt mit ausdrücklicher Genehmigung der Autoren. Die Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und jede Art der Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtes bedürfen der schriftlichen Zustimmung der jeweiligen Autoren.
Die Inhalte der Experten Ratgeber ersetzen nicht die Konsultation von medizinischen Spezialisten. Wir empfehlen Ihnen dringend, bei Fragen zu Ihrer Gesundheit oder medizinischen Behandlung stets eine qualifizierte medizinische Fachperson zu konsultieren. Der Inhalt dieser Seite sowie die Texte, Grafiken, Bilder und sonstigen Materialien dienen ausschließlich Informationszwecken und ersetzen keine gesundheitlichen Diagnosen oder Behandlungen. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Meinungen, Schlussfolgerungen oder sonstige Informationen in den von Dritten verfassten Inhalten ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors darstellen und nicht notwendigerweise von jameda GmbH gebilligt werden. Wenn die jameda GmbH feststellt oder von anderen darauf hingewiesen wird, dass ein konkreter Inhalt eine zivil- oder strafrechtliche Verantwortlichkeit auslöst, wird sie die Inhalte prüfen und behält sich das Recht vor, diese zu entfernen. Eigene Inhalte auf unserer Website werden regelmäßig sorgfältig geprüft. Wir bemühen uns stets, unser Informationsangebot vollständig, inhaltlich richtig und aktuell anzubieten. Das Auftreten von Fehlern ist dennoch möglich, daher kann eine Garantie für die Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität nicht übernommen werden. Korrekturen oder Hinweise senden Sie bitte an experten-ratgeber@jameda.de.