Artikel 14/12/2017

Verwechslungsgefahr bei Leistenbrüchen? Keine Angst vor falschen Diagnosen!

Dr. med. Jörg Fuchs Facharzt für Allgemeinchirurgie, Gefäßchirurg, Phlebologe
Dr. med. Jörg Fuchs
Facharzt für Allgemeinchirurgie, Gefäßchirurg, Phlebologe
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Jedes Jahr werden deutschlandweit mehr als 200.000 Leistenbruch-Operationen durchgeführt. Kann hinter den Symptomen auch eine andere Ursache stecken?

Leistenbruch, Nabelbruch oder Sportlerleiste?

Aufgrund der Anatomie sind Männer mit ca. 96 % der Fälle sehr viel häufiger betroffen. Frauen bekommen eher Nabelbrüche.

Während der Schwangerschaft kann es aber auch bei Frauen zu Schmerzen in der Leiste kommen. Dabei handelt es sich jedoch in der Regel um verdickte Venen am runden Mutterband, einem Aufhängeapparat der Gebärmutter.

Bei Fußballern kommt es sehr häufig zu Schmerzen in der Leistenregion. Die Sportlerleiste ist unter Profis und Freizeitsportlern ein weit verbreitetes Phänomen. Bevor der Chirurg tätig wird, muss jedoch die Diagnose sicher sein.

Welche alternativen Diagnosen kommen in Betracht?

Verdickte Lymphknoten können fehlgedeutet werden. Dort finden sich bei Frauen immer wieder Endometrioseherde, die die Schmerzen zyklusabhängig hervorrufen. Sind diese Lymphknoten entfernt, sind die Schmerzen weg.

Probleme mit der Harnblase und den Nieren können auch Schmerzen in den Leisten hervorrufen. Rückenschmerzen bei Bandscheibenproblemen führen ebenfalls zu Leistenschmerzen. Die Hüftgelenksarthrose oder generell Hüftprobleme sind weitere Ursachen. Auch eine vergrößerte Bauchschlagader, ein Aortenaneurysma, kann Schmerzen in der Leiste hervorrufen.

Viele Sportler stellen sich mit Leistenschmerzen vor. Die Probleme finden sich manchmal jedoch ganz woanders: neue Laufschuhe bei Joggern oder Knie- oder Sprunggelenksverletzungen mit der daraus resultierenden Schonhaltung und Fehlbelastung. Fußballer sind immer wieder betroffen, weil beim Schuss oder bei Abwehrbewegungen die Muskulatur in der Leiste überbelastet wird und Mikroverletzungen entstehen.

Ist die Diagnose eines Leistenbruches schwierig?

Im Prinzip ist es nicht schwer, einen Leistenbruch zu diagnostizieren. Schwierig ist es, wenn sich kein Leistenbruch findet und alternative Schädigungsmechanismen zu klären sind.

Eine Ausstülpung in der Leiste ist nicht nur tastbar, sondern in der Regel auch gut sichtbar. Betroffene sollten sich auf jeden Fall bei einem Chirurgen vorstellen. Nach seiner Untersuchung wird er entschieden, ob es sich um eine Situation handelt, die durch eine Leistenbruch-Operation behoben werden sollte. Anders als früher können Leistenbrüche, die schon länger bekannt sind und keinerlei Probleme verursachen, beobachtet werden.

Wovor hat der Patient Angst, wenn operiert werden muss?

Viele haben Angst vor der Narkose. Manchmal bestehen in der Tat Narkoserisiken, wie beispielsweise eine Herzerkrankung oder ein Diabetes mellitus.

Für den Leistenbruch gibt es verschiedene Operationsverfahren. Minimalinvasive Verfahren brauchen keine Narkose, da der Eingriff über kleine Instrumente und eine Kamera durchgeführt wird, die in die Bauchhöhle eingebracht werden. Warum diese Eingriffe so häufig sind, ist nicht zu erklären, denn nach Auffassung der medizinischen Fachgesellschaften ist für den simplen Leistenbruch die offen chirurgische Operation die erste Wahl, bei der ein Netz eingelegt wird. Sie könnte beispielsweise bei Risikopatienten in einer Halbkörperbetäubung oder sogar in einer örtlichen Betäubung durchgeführt werden, gerne auch ambulant.

Bei allen Leistenbruch-Operationen wird standardgemäß ein Kunststoffnetz verwendet, um die Lücke zu verschließen. Dabei handelt es sich um die sogenannte Lichtenstein-Technik. Die Lücke durch eine reine Naht zu verschließen, ist keine gängige Methode mehr. Die sogenannte Shouldice-Technik wird jedoch noch erstaunlich oft in Krankenhäusern genutzt.

Bei einer banalen Erkrankung wie dem Leistenbruch sind einige Besonderheiten zu berücksichtigen. Es gibt patientenorientierte schonende Konzepte, die mit den Betroffenen abgestimmt werden.

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