Artikel 19/06/2010

Laktoseintoleranz - bei Bauchweh und Durchfall an Milchzuckerunverträglichkeit denken

Dr. med. Ulrich Tappe Internist, Gastroenterologe, Proktologe
Dr. med. Ulrich Tappe
Internist, Gastroenterologe, Proktologe
laktoseintoleranz-milchzuckerunvertraeglichkeit

Eine der häufigsten Ursachen einer Nahrungsmittelunverträglichkeit ist die Milchzuckerintoleranz. Weltweit sind über 75% der Menschen betroffen. Ursache ist ein fehlendes Enzym die Laktase, welches zur Säuglingszeit noch vorhanden, dann im Verlauf des Lebens verloren geht. Fehlt das Enzym wandert der Milchzucker (Laktase) in den Dickdarm und wird hier durch vorhandene Darmbakterien vergoren. Dieses führt zu Blähungen, Durchfall und nicht selten auch zu Bauchkrämpfen.

Während in Nord- und Mitteleuropa zwischen 80 und nahezu 100 Prozent der Menschen Milchprodukte vertragen, muss schon in den Mittelmeeranrainerstaaten jeder Zweite auf Milch verzichten. Bei Asiaten ist ein Milchkonsum in größeren Mengen kaum möglich.

Vor einigen Jahren konnte geklärt werden, dass die diese angeborene Milchzuckerunverträglichkeit vor ca. 10.000 Jahren die gesamte Menschheit betroffen haben muss. Durch die Evolution konnte sich in Europa eine Genveränderung durchsetzen, welche einen Milchverzehr als Überlebensvorteil zuließ. Heutzutage lässt durch eine Gentestung nachweisen ob auf dem Chromosom 2q21 eine entsprechende Mutation vorliegt. Damit lässt sich eine angeborene Milchzuckerunverträglichkeit von einer erworbenen abgrenzen.
Erworbene Milchzuckerunverträglichkeiten liegen z.B. nach Infektion vor und können bis zu einem halben Jahr bestehen bleiben. Ferner sind chronisch entzündliche Darmerkrankungen z.B. der Morbus Crohn oder die Zöliakie (Weizenunverträglichkeit) häufig mit einer erworbenen Milchzuckerunverträglichkeit verbunden. Die Laktaseaktivität reduziert sich aber auch durch ein zunehmendes Alter, so dass hier ein weiterer Grund einer verminderten Milchverträglichkeit zu finden ist.

Wenn nicht im Gentest bereits bewiesen kann die Milchzuckerunverträglichkeit durch einen Atemtest oder Funktionstest bestimmt werden, wobei im nüchternen Zustand 50-100 g Milchzucker zu sich genommen wird. Neben den Testergebnissen sind bei diesen Mengen Beschwerden nach 1-2 Stunden zu erwarten.

Therapie
Eine Therapie im herkömmlichen Sinne gibt es bei einer Milchzuckerunverträglichkeit nicht. Durch eine entsprechende Diät können die Symptome der Intoleranz jedoch gut in Schach halten werden. So hat z. B. die asiatische Küche Milchprodukte vollständig eliminiert und auch die mediterreanen Gerichte verzichten häufig auf Milch. In Deutschland ist dieses jedoch nicht so einfach. Daher gibt es seit einigen Jahren auf vielen Lebensmitteln den Hinweis der Laktosefreiheit. In einigen Fällen kann auch eine Einnahme von Laktase zu den Mahlzeiten hilfreich sein, wobei es hier mittlerweise einige Herstellerangebote gibt.

Wichtig ist, dass Beschwerden mit der Menge der Zuführung von Milchzucker korrelieren. Kleine Mengen an Milchzucker werden in aller Regel ohne größeren Beschwerden vertragen. Grob schätzt man hier die Menge Milchzucker, welche in einem Glas Milch vorhanden ist.

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