Artikel 08/03/2014

Kryptopyrrolurie (KPU)

Team jameda
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kryptopyrrolurie

Der korrekte Name lautet Hämopyrrollaktamurie oder abgekürzt HPU, der Name „Kryptopyrrolurie“ hat sich jedoch allgemein eingebürgert.

Die Schätzungen gehen davon aus, dass bei 5-10% aller Menschen diese Störung nachgewiesen werden kann. Mädchen und Frauen sind davon 8-mal häufiger betroffen wie Jungen und Männer. Da die Kryptopyrrolurie in einigen Familien gehäuft vorkommt, kann man von Vererbung ausgehen. Es wurden jedoch auch Fälle ohne familiären Hintergrund gefunden, so dass auch eine erworbene Ursache dieser Stoffwechselstörung zugrunde liegen kann.

Menschen, bei denen dieser Stoffwechseldefekt nachgewiesen werden kann, zeigen bestimmte Symptome und Beschwerden, die die Lebensqualität meist deutlich beeinträchtigen. Die Auswirkungen können sich bereits in den ersten Lebensmonaten, aber auch noch im hohen Alter, bemerkbar machen.
Die Faktoren, die zum Auslösen der typischen Symptome führen können, sind meist schwer zu erkennen, da sie im normalen Alltag auftreten: Infekte, Stress und Einnahme von Medikamenten.

Die Ursache liegt in einer Störung des Pyrrol-Stoffwechsels und kann vorübergehend oder für immer bestehen. Pyrrole sind Bestandteile des Hämoglobins (roter Blutfarbstoff). Erythrozyten (rote Blutkörperchen) werden nach etwa 120 Tagen abgebaut. Dabei werden Pyrrol-Ringe aus dem Hämoglobin freigesetzt und in der Leber entsorgt. Bei einer Störung dieses Vorgangs (Koppelung des Pyrrols an Gallensäuren) oder bei einem Überschuss an Pyrrolen kommt es zu einer Komplexbildung der überschüssigen Pyrrole mit Vitamin B6 und Zink. Der neue Komplex heißt Kryptopyrrol, ist nun wasserlöslich und kann somit mit dem Urin ausgeschieden werden.

In der Folge kann Mangel an Zink, Vitamin B6, Mangan, Magnesium und Chrom entstehen. Durch diesen Mangel an spezifischen Mikronährstoffen entstehen die typischen Symptome. Zink und Vitamin B6 sind beispielsweise wichtig für die Bildung von Neurotransmittern und sorgen für eine effektive Hirn¬tätigkeit. Konzentration und Ausdauer sind nur möglich, wenn das Gehirn alle dafür erforderlichen Nährstoffe erhält.

Verdachtsmomente, die an eine Kryptopyrrolurie denken lassen:

  • Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen
  • Wahrnehmungsstörungen
  • AD(H)S und ADS
  • „Leben in einer Welt des Chaos“
  • Nervöse Erschöpfung
  • Schlafstörungen und vor allem fehlende Traumerinnerung
  • Psychische Störungen, vor allem verstärkt unter Stressbelastung
  • Störungen des Kurzzeit- und Namensgedächtnisses
  • Depressive Episoden und angstneurotische Zustände
  • Strake emotionale Schwankungen
  • Rezidivierende Hautprobleme wie zum Beispiel „Sonnenallergie“
  • Hypotone (schlaffe) Muskulatur

Typische KPU-Kinder: Sie haben ein pfiffiges und intelligentes Kind. Die Schule dürfte kein Problem sein. Eigentlich. Aber ihr Kind ist oft müde, schlaff, antriebsarm, kann sich trotz guter Motivation und Vorbereitung nicht lan¬ge konzentrieren und kommt schließlich erschöpft nach Hause, um mit letzter Kraft noch Hausaufgaben zu machen. Sie versuchen es mit weniger Süßigkeiten, weniger Fernsehen, mit mehr Schlaf – aber ohne Erfolg. Sie schieben es auf schulische Überlastung, G 8, schlechte Lehrer – aber auch das ist es nicht. Aber dass Ihr Kind Stress hat, steht fest. Ursache könnte eine KPU sein.

Diagnostik: Um eine KPU festzustellen, ist zunächst lediglich eine Urinprobe erforderlich. Im Zusammenhang mit dieser Stoffwechselerkrankung ist es auch wichtig, weitere Stoffwechselstörungen abzuklären. Vor allem bei Erwachsenen findet man Autoimmunerkrankungen, wie zum Beispiel den Morbus Hashimoto. Oft besteht gleichzeitig eine Darmschädigung („Leaky Gut“), die eine Störung der Nährstoffaufnahme zur Folge hat. Somit ist es sinnvoll, die Darmfunktion und die Nährstoffe im Körper durch einen Ernährungsmediziner untersuchen zu lassen.

Die Therapie erfolgt mit Gaben von speziellen Mikronährstoffpräparaten, die vom Ernährungsmediziner oder Orthomolekulartherapeuten auf das Alter des Kindes und die Schwere der Erkran¬kung abgestimmt werden. Die Kryptopyrrolurie ist damit gut zu behandeln.

Die Kryptopyrrolurie ist ein gutes Beispiel dafür, dass nicht alle Verhaltensauffälligkeiten und Hirnleistungsstörungen psychisch bedingt sind. Gerade bei AD(H)S-Kindern ist oft unter Gabe der fehlenden Nährstoffe eine eindeutige Verbesserung zu sehen. Leider ist dieses Krankheitsbild noch sehr unbekannt und wird von vielen Therapeuten nicht anerkannt. Deshalb wird viel zu schnell und zu häufig mit Psychopharmaka behandelt.

Die Untersuchung auf Kryptopyrrolurie ist einfach und für den Patienten nicht belastend. Vor der Gabe von Psychopharmaka und bei einem Nachweis einer Kryptopyrrolurie ist immer eine Therapie mit einem Nährstoffpräparat (Vitamine und Mineralien) angezeigt. Richtig angewandt ist diese Therapie ist ohne Nebenwirkungen im Gegensatz zu Psychopharmaka.

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