Team jameda
Schnarchen ist weit verbreitet. Etwa die Hälfte aller Männer und ein Viertel aller Frauen im mittleren bis höheren Alter sind betroffen. Zwar handelt es sich bei den störenden Atemgeräuschen nicht um eine Erkrankung, von der eine medizinische Gefährdung ausgeht. Das nächtliche Sägen und Rasseln kann jedoch äußerst lästig sein und die Nachtruhe empfindlich stören. Darunter leidet meist nicht nur der Betroffene selbst, sondern auch sein Partner, der durch das permanente Schnarchen keinen Schlaf findet.
Schnarchen wird nur dann behandelt, wenn Sie es wünschen. Da keine medizinische Notwendigkeit zur Therapie besteht, sollte die Entscheidung für oder gegen eine Operation wohlüberlegt getroffen werden. Häufig können bereits konservative Verfahren wie eine Bissschiene Abhilfe schaffen.
Bleibt ein chirurgischer Eingriff als letzte Alternative, wird abhängig vom Befund das minimalinvasivste Operationsverfahren bevorzugt, da es mit den geringsten Schmerzen und der niedrigsten Komplikationsrate verbunden ist.
Es gibt verschiedene konservative, apparative und operative Verfahren, die sich bereits vielfach gegen die nächtlichen Störgeräusche bewährt haben. Sie können sowohl allein als auch in Kombination Anwendung finden.
Neben einer Reihe medizinisch fundierter Behandlungsmethoden werden aber auch fragwürdige Therapiemethoden angeboten, für die bislang kein wissenschaftlich belastbarer Wirksamkeitsnachweis existiert. Dazu zählen beispielsweise Schnarchsprays, Schnarchkissen und Weckapparate, aber auch Medikamente.
Oft geht das Schnarchen mit einem erhöhten Körpergewicht einher. In diesen Fällen lässt sich die Lautstärke häufig schon durch Abnehmen verringern. Da Übergewicht auch gesundheitliche Probleme nach sich ziehen kann, ist diese Methode der Schnarchtherapie uneingeschränkt zu empfehlen.
Indem man Schlafmittel vermeidet, auf abendlichen Alkoholgenuss und Nikotin verzichtet sowie regelmäßige Schlafenszeiten und gute Schlafhygiene einhält, können schlafbezogene Atemgeräusche gleichfalls verhindert oder zumindest eingedämmt werden.
Treten die lästigen Geräusche vor allem in Rückenlage auf, lässt sich das Schnarchen bei vielen Patienten mithilfe einer Unterkiefer-Protrusionsschiene stoppen. Diese spezielle Bissschiene zieht den Unterkiefer und die anhaftenden Weichteile nach vorn, sodass der Rachen gestrafft und erweitert wird. Für einen optimalen Behandlungserfolg werden diese Schienen von einem Zahntechniker individuell angefertigt und immer wieder angepasst.
Auch die Verhinderung der Rückenlage, beispielsweise mithilfe einer Weste oder einem T-Shirt mit Schaumstoffeinsatz, kann bei rein rückenlagebezogenem Schnarchen hilfreich sein. Allerdings tritt diese Form des Schnarchens eher selten auf und die Langzeit-Therapietreue ist mit dieser Behandlungsform deutlich eingeschränkt.
Zeitlich begrenzt können ein abschwellendes Nasenspray oder Hilfsmittel zur Erweiterung des Naseneingangs helfen. Bei längerfristigem Gebrauch besteht jedoch das Risiko einer Medikamentenabhängigkeit. Darüber hinaus kann die Schleimhaut beschädigt werden oder anschwellen. Daher eignen sich diese Methoden nicht zur Dauertherapie.
Ebenso ungeeignet gegen störende Atemgeräusche ist eine nächtliche Beatmungstherapie (CPAP), wie sie bei der Behandlung der obstruktiven Schlafapnoe zum Einsatz kommt. Zwar reduziert diese Maßnahme das Schnarchen, sie ist aber weder dafür indiziert, noch kann sie in Hinblick auf ihre Kosteneffizienz und ihren Nutzen empfohlen werden.
In Schnarchratgebern findet sich häufig der Hinweis auf verschiedene Methoden zur Stärkung der Mundbodenmuskulatur, wie Sprech- und Singübungen oder das Spielen eines Didgeridoos. Allerdings fehlt dafür ein eindeutiger wissenschaftlicher Wirksamkeitsnachweis, sodass diese Verfahren als Anti-Schnarch-Therapie nicht zu empfehlen sind.
Es werden mittlerweile vornehmlich minimalinvasive chirurgische Eingriffe zur Behandlung des Schnarchens angewandt. Sie sind mit geringeren Schmerzen und Komplikationsraten verbunden.
Wenn das Schnarchen aus einer Nasenatmungsbehinderung oder chronischen Erkrankung der Nasennebenhöhlen entsteht, kann es helfen, die Nasenscheidewand zu begradigen, den Nasenschwellkörper zu reinigen oder auch eine Nasennebenhöhlenoperation durchzuführen. Die Radiofrequenz-Chirurgie in der Nase ermöglicht eine deutlich schonendere Operation ohne Nasentamponade.
Ausgedehnte Operationen des weichen Gaumens, die in der Vergangenheit immer wieder zu schweren Störungen dieser wichtigen Strukturen führten, wurden mittlerweile durch minimalinvasive Verfahren ersetzt. Das Ziel dieser neuen Methoden besteht darin, die Schwingungen des weichen Gaumens zu reduzieren, indem die Schleimhaut versteift oder entfernt wird.
In diesem Zusammenhang ist auch die radiofrequenzinduzierte Thermotherapie (RFITT) zur Reduktion des Weichteilüberschusses des Gaumenbogen oder des Gaumenzäpfchens und gegebenenfalls eine Gaumenmandelverkleinerung zu nennen.
Der postoperative Wundschmerz mit Schmerzmittelbedarf beträgt dabei nur noch ca. sieben bis zehn Tage.
Die Wirksamkeit dieser Therapie konnte in placebokontrollierten Studien eindeutig nachgewiesen werden.
Das Schnarchen lässt sich mit diesem Verfahren erheblich verringern. Bei einem Teil der Betroffenen können die Schnarchgeräusche im Laufe der Zeit aber wieder zunehmen, sodass die RFITT gegebenenfalls später wiederholt werden sollte.
Invasive Eingriffe am Zungengrund, Operationen zur Erweiterung des Rachens im Bereich der Zunge und kieferchirurgische Maßnahmen werden derzeit nicht empfohlen. Im Einzelfall sind jedoch minimal- bzw. geringinvasive Behandlungsmethoden am Zungengrund (z.B. Verkleinerung der Zungengrundmandel) in Erwägung zu ziehen.
Um einen dauerhaften Therapie-Erfolg zu gewährleisten und gegebenenfalls weitere Maßnahmen zu planen, wird nach einem angemessenen Zeitraum nach Abschluss der Behandlung eine Nachsorgeuntersuchung durchgeführt.
Lässt sich das Schnarchen durch die Therapie nicht zufriedenstellend eindämmen oder treten im zeitlichen Verlauf erneut Symptome auf, sollten die schlafmedizinische Anamnese, die klinische Untersuchung und weiterführende schlafmedizinische Untersuchungsmethoden wiederholt werden. So lässt sich eine mögliche Weiterentwicklung erkennen, beispielsweise zu einer Schlafapnoe.
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