Artikel 20/06/2013

Warum schmerzt mein Knie; krankheits- und stadiengerechte Behandlung (Teil 2)

Dr. med. Eckhard Hasch Orthopäde & Unfallchirurg, Facharzt für Allgemeinchirurgie, D-Arzt
Dr. med. Eckhard Hasch
Orthopäde & Unfallchirurg, Facharzt für Allgemeinchirurgie, D-Arzt
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Die klassische Ruhigstellung des Beines im Gipsverband ist oft als Erstmaßnahme durchaus angezeigt, sind dann Verletzungsausmaß und die o.g. Rahmenbedingungen abgeklärt und bekannt, stehen diverse Orthesen und Manschetten zur Verfügung, welche meist deutlich komfortabler und auch effektiver sind, als die komplette Ruhigstellung im Gips. Als heilungsunterstützende Maßnahme kann eine entsprechende medikamentöse Behandlung mit entzündungshemmenden Mitteln sinnvoll sein. Dabei muss nicht immer nur die reine Chemie zur Anwendung kommen. Pflanzliche Mittel, Naturheilverfahren und auch aus eigenem Blut hergestellte Mittel sind dabei oft effizienter und bieten ein weitaus ungefährlicheres Nebenwirkungsspektrum. Aus patienteneigenem Blut kann z.B. sogenanntes platelet rich plasma (PRP) hergestellt werden. Dabei handelt es sich um das mit Wachstumsfaktoren angereicherte Plasma, was dann wiederum zur Heilungsunterstützung an den Ort der Verletzung gespritzt wird.

Wann welche Verletzung wie behandelt wird kann also sehr unterschiedlich sein, oft stehen auch mehrere Möglichkeiten gleichberechtigt zur Entscheidung.

Als letzten Komplex möchte ich die Behandlungsmöglichkeiten der abnutzungsbedingten Kniegelenkschäden erläutern. Auch dafür stehen uns von physikalischen Maßnahmen mit Wärme oder Kälteanwendung über die verschiedensten Medikamente - als Salbe, Tablette oder Spritze angewendet - bis hin zu den unterschiedlichsten Operationsmethoden diverse Behandlungsansätze zur Verfügung.

Zunächst gilt es allerdings herauszufinden, was dem Patienten denn tatsächlich die geklagten Beschwerden verursacht. Allzu leicht machen wir die in den bildgebenden Verfahren dargestellten Veränderungen auch für die Beschwerden verantwortlich. Nicht selten sind es jedoch begleitende funktionelle Störungen welche die Schmerzen erklären und dann müssen eben auch jene behandelt werden. Nicht jede auffällige Knochenzacke im Röntgenbild macht Schmerzen! Aber selbstverständlich macht irgendwann auch ein Gelenkverschleiß, also eine Kniegelenkarthrose Schmerzen. Auslöser für die Arthrose können ganz verschiedene Ursachen sein. In gewissem Maß spielt dabei eine Vererbungskomponente eine Rolle aber auch Fehlstellungen der Beine, wie O- und X-Beine führen im Laufe der Jahre zur Arthrose. Die Vererbung lässt sich nicht beeinflussen, im Falle von Fehlstellungen machte es allerdings Sinn, diese rechtzeitig zu korrigieren. Dafür ist in der Regel eine Operation erforderlich.

Die Entwicklung einer Arthrose beginnt meist mit Verschleißzeichen am Gelenkknorpel. Um diesen zu schützen und zu stabilisieren, kann über Nahrungsergänzungsmittel (Glucosamin, Chondroitinsulfat) versucht werden, den Knorpelstoffwechsel zu verbessern, effizienter ist dies durch Spritzen in das Knie möglich. Dafür stehen uns die Hyaluronsäure oder auch das oben bereits vorgestellte plateled rich plasma zur Verfügung. Ist es zu Knorpelschäden gekommen, welche durch diese Maßnahmen nicht mehr zu beeinflussen sind, dann kann durch operative Behandlung geholfen werden. Dies ist meist zunächst im Rahmen einer Arthroskopie möglich. Ob dabei noch Techniken zur Knorpelregeneration (z.B. Microfrakturierung) sinnvoll sind oder z.B. eine Knorpeltransplantation erforderlich ist, hängt vom Ausmaß der Veränderungen ab. Ist der Meniskus in den Verschleiß mit einbezogen, macht häufig auch eine operative Behandlung des Meniskus Sinn.

Letztendlich steht am Ende der Behandlungsmöglichkeiten einer Kniegelenkarthrose dann der Ersatz durch ein künstliches Kniegelenk. Die zuvor erläuterten Behandlungen dienen in der Regel dazu, den Zeitpunkt des Gelenkersatzes möglichst weit aufzuschieben.

Zur reinen Schmerzbehandlung bei der Arthrose gibt es eine ganze Reihe von Möglichkeiten. Diese reicht von lokalen Salbenanwendungen, Quarkwickeln u.ä. über diverse Medikamente aus dem naturheilkundlichen Bereich bis hin zu den schmerz- und entzündungshemmenden Mitteln der pharmazeutischen Industrie. Patient und Arzt müssen dann den Zeitpunkt festlegen, zu dem eine Gelenkprothese sinnvoll ist.

Zusammenfassend gibt es also die unterschiedlichsten Ursachen für Schmerzempfinden am Knie. Ebenso unterschiedlich sind dann auch die Behandlungsmöglichkeiten. Wichtig ist, den Grund der Beschwerden aufzuspüren und dann in gemeinsamer Entscheidung zwischen Arzt und Patient die geeignete Behandlung einzuleiten.

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