Team jameda
Herzmuskelerkrankungen führen langfristig zu Herzschwäche, manchmal auch zum plötzlichen Herztod. Lesen Sie hier, wie die Erkrankung entsteht und was Sie tun können, um vorzubeugen.
Wenn sich der Herzmuskel verdickt
Der Herzmuskel arbeitet Tag und Nacht – und das über Jahrzehnte hinweg. Das funktioniert nur, weil er einige anatomische Besonderheiten aufweist.
Der Herzmuskel ist ein bis elf Millimeter dick. Ist die Wand der linken Herzkammer an mindestens einer Stelle dicker als 15 Millimeter, leidet der Herzmuskel an einer hypertrophen Kardiomyopathie. Man würde erwarten, dass das Herz dadurch stärker wird, aber leider verhält es sich ganz anders.
Der verdickte Herzmuskel verliert seine Elastizität und wird von überflüssigem Bindegewebe durchlaufen, das den Muskel noch steifer macht. So kann sich die linke Herzkammer nicht mehr richtig ausdehnen, wird daher nicht mehr gut genug durchblutet und kann auch nicht genug Blut in den Körper pumpen. Darüber hinaus schaffen es die Koronargefäße nicht mehr, die zusätzliche Herzmuskelmasse ausreichend mit Blut und Sauerstoff zu versorgen, was die Leistungsfähigkeit des Herzens vermindert.
Oft funktioniert die Mitralklappe auch nicht richtig. Normalerweise verhindert sie den Rückfluss des Blutes von der linken Herzkammer zum linken Vorhof. Wenn sie aber nicht richtig schließt, weil die Herzklappe verdickt ist, liegt eine Mitralklappeninsuffizienz vor, die die Blutversorgung des Körpers noch mehr beeinträchtigt.
Es kommt noch schlimmer, wenn die unregelmäßige Verdickung des Herzmuskels kurz vor der Aortenklappe ein zusätzliches Hindernis bei der Entleerung der linken Herzkammer bildet. In diesem Fall sprechen die Ärzte von einer obstruktiven Kardiomyopathie, die intensivere Symptome verursacht und bei 70 Prozent der Fälle auftritt.
In Deutschland haben zwei Prozent der Menschen eine hypertrophe Kardiomyopathie. Oft gibt es in einer Familie mehrere Fälle, was für einen genetischen Hintergrund spricht.
Bei ungefähr 40 bis 60 Prozent der Patienten sind Gendefekte für die Erkrankung verantwortlich und bei etwa 30 Prozent sind die Ursachen unbekannt. Dann sprechen die Experten von einer idiopathischen hypertrophen Kardiomyopathie.
Weitere Ursachen sind:
Bei der dilatativen Kardiomyopathie erweitert sich die linke Herzkammer erheblich, was zu Herzrhythmusstörungen und Herzschwäche führt. In fortgeschrittenen Fällen werden auch die rechte Herzkammer und die Vorhöfe weiter.
In Deutschland erkranken jedes Jahr ungefähr 6 von 100.000 Menschen an der dilatativen Kardiomyopathie. Männer sind häufiger betroffen als Frauen. Die meisten Patienten sind 20 bis 40 Jahre alt.
Bei 25 Prozent der Patienten ist die Erkrankung genetisch bedingt. Wenn die Ursachen nicht bekannt sind, spricht man von einer idiopathischen dilatativen Kardiomyopathie. Weitere Ursachen sind:
Offiziell sollten Herzmuskelschädigungen, die eine direkte Folge anderer Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind, nicht als Kardiomyopathien bezeichnet werden. Dennoch ist es wichtig zu wissen, dass die meisten Herzmuskelschädigungen eine Folge anderer Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind.
Weitere Formen der Herzmuskelerkrankungen sind selten und können wie folgt zusammengefasst werden.
Eine Herzmuskelerkrankung verläuft jahrelang symptomlos. Später, wenn die Herzmuskelveränderungen fortgeschritten sind, treten folgende Beschwerden ein:
Weitere Folgen einer Herzmuskelerkrankung sind Schlaganfälle, Lungeninfarkte und plötzlicher Herztod.
Zur Diagnose sind folgende Untersuchungen wichtig:
Wenn das Herzmuskelgewebe geschädigt ist, ist eine Regeneration kaum möglich. Deswegen sind Kardiomyopathien nicht heilbar. Ziel der Behandlung ist die Symptomlinderung und die Vermeidung von Komplikationen und Verschlechterungen der Erkrankung. Sind die Ursachen bekannt, müssen sie gezielt behandelt werden.
Die medikamentöse Therapie beinhaltet unter anderen:
Manchmal ist ein Herzschrittmacher nötig, wenn die Antiarrythmikatherapie nicht anschlägt.
Bei einer obstruktiven hyperthrophen Kardiomyopathie ist außerdem die operative Entfernung des verdickten Herzmuskels, der die Obstruktion verursacht, möglich.
Ist eine dilatative Kardiomyopathie fortgeschritten, kann den Patienten manchmal nur noch eine Herztransplantation retten. Rund 85 bis 90 Prozent der Patienten mit dilatativen Kardiomyopathie versterben innerhalb der ersten 10 Jahre nach der Diagnose.
Ist der Herzmuskel geschädigt, kann er sich nicht mehr regenerieren. Der plötzliche Herztod droht! Schonen Sie Ihren Herzmuskel, indem Sie den Blutdruck und andere mögliche Krankheitsursachen im Griff behalten und vermeiden Sie Alkohol und Drogen.
Deutsche Herzstiftung
Selbsthilfeorganisation Herzkind
Kompetenznetz Herzinsuffizienz
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie, Herz-Kreislauf-Forschung
Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Kardiologie
Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin
Deutsche Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie
Deutsche Gesellschaft für Angiologie - Gesellschaft für Gefäßmedizin
Deutsche Stiftung Organtransplantation
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