Artikel 10/02/2021

Hylase nach misslungener Hyaluronsäure-Behandlung: Ablauf & Nebenwirkungen

Dr. med. Afschin Fatemi Hautarzt (Dermatologe), Phlebologe
Dr. med. Afschin Fatemi
Hautarzt (Dermatologe), Phlebologe
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Hyaluronsäure wird in der ästhetischen Medizin heute vielfältig angewandt: zum Unterspritzen tieferer Falten, für die Lippenverschönerung, zum Anheben abgesunkener Hautpartien und auch für Kinn- und Nasenkorrekturen.

Doch bei unsachgemäßer Behandlung oder Verwendung minderwertiger Hyaluron-Filler kann einiges schiefgehen. Patientinnen und Patienten leiden dann zum Beispiel unter Unebenheiten oder Knötchenbildung. Mit dem Medikament Hylase kann ein erfahrener Arzt „Überspritzungen“, Knubbel oder Wülste auflösen.

Hyaluron-Behandlungen brauchen Expertise

Hyaluronsäure besteht aus Biomolekülen, die viel Wasser binden. In der Schönheitsmedizin werden Hyaluron-Präparate mit unterschiedlichem Vernetzungsgrad angewendet. Stärker vernetzte Hyaluronsäure ist stabiler, da die Moleküle miteinander verbunden sind. Die Injektion der Substanz sollte einem Arzt vorbehalten sein, der damit viel Erfahrung hat. Leider führt das Mittel in den Händen von Kosmetikerinnen, Heilpraktikern und anderen unerfahrenen Anwendern immer wieder zu unerwünschten Ergebnissen.

  • Injiziert der Behandler zu viel Hyaluronsäure oder spritzt er ungleichmäßig, kann die Behandlungsregion geschwollene, unförmige oder ungleichmäßige Zonen aufweisen.
  • Betroffene Patientinnen und Patienten ärgern sich dann zum Beispiel über auffällig wulstige Lippen. Auch Asymmetrien kommen vor, etwa wenn die eine Mundhälfte deutlich voluminöser ist als die andere.
  • Ebenso kann bei der Faltenunterspritzung, Auffüllung von Tränenrinnen, Nasenbegradigung oder Behandlung eines vorstehenden oder fliehenden Kinns eine übermäßige Hyaluron-Gabe unnatürliche Proportionen zur Folge haben.

Gefährlich ist das normalerweise nicht. Man kann in solchen Fällen abwarten, bis der Körper das Hyaluron nach einigen Monaten wieder abgebaut hat. Unansehnliche Stellen verschwinden dann von selbst wieder. Je nach Präparat und individueller Veranlagung dauert das 6 bis 18 Monate.

Wenn es schneller gehen soll, kann Hylase zur Anwendung kommen. Auch bei Granulomen kann das Mittel Verwendung finden. Das sind sicht- und tastbare Knubbel oder Knötchen unter der Haut. Sie gehen auf eine Abwehrreaktion gegen den Filler zurück, der vom Körper als Fremdkörper angesehen wird. Granulome sind eher selten und verschwinden meist ebenfalls von selbst wieder.

Hylase kann helfen, wenn die Erscheinung als sehr störend empfunden wird oder der Organismus mit dem selbständigen Abbau überfordert ist.

Was ist Hylase?

Hylase ist die Bezeichnung für das Medikament, das in solchen Fällen eingesetzt wird. Die darin wirksame Substanz heißt Hyaluronidase. Es handelt sich um ein Enzym, das die Fähigkeit zur Auflösung von Hyaluronsäure besitzt. Es ist beim Menschen auch auf natürliche Weise vorhanden.

Dass der Körper auch selbst Hyaluronidase ausschüttet, ist die Voraussetzung dafür, dass injizierte Hyaluronsäure nach einiger Zeit abgebaut wird.

  • Hylase ist deutlich stärker konzentriert als körpereigene Hyaluronidase und wirkt sehr schnell. Die Hyaluronsäure wird durch das Mittel verflüssigt, die Überreste transportiert das Immunsystem ab. Gewebeschwellungen, die durch übermäßige Unterspritzung entstanden sind, werden normalerweise innerhalb weniger Stunden abgebaut.
  • Die Anwendung von Hylase ist einem sehr erfahrenen Arzt vorbehalten. Denn das Mittel löst nicht nur von außen injizierte Hyaluron-Depots auf. Auf die Hyaluronsäure, die natürlicherweise im Gewebe vorhanden ist, wirkt es gleichermaßen ein.
  • Die Hylase-Gabe muss daher sehr behutsam erfolgen. Ansonsten könnte es beispielsweise zu ebenfalls unansehnlicher Dellenbildung kommen.

So geht die Behandlung vor sich

Zu der zuvor erfolgten Hyaluronsäure-Injektion sollte etwas zeitlicher Abstand eingehalten werden. Nur so lässt sich genau beurteilen, welcher Korrekturbedarf besteht. Der Arzt analysiert sorgfältig die Hautregion, die behandelt werden soll. Anschließend entscheidet er, welche Hylase-Dosis erforderlich ist.

Er bestimmt auch, wo genau die Injektionen gesetzt werden müssen, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen. Die Einstiche sind kurz und erfolgen mit dünnen Kanülen, die kaum Beschwerden verursachen. Anschließend kann die Patientin oder der Patient wieder ihrem Alltag nachgehen. Bei fachgerechter Behandlung stellt sich das Endergebnis erfahrungsgemäß nach einigen Stunden ein.

Hylase ist kein Allheilmittel

Manche Patientinnen und Patienten, die von Hylase gehört haben, neigen zu der Vorstellung, man könne unterspritzte Gesichtszonen damit beliebig modellieren. Dem ist aber nicht so. Eine Hylase-Behandlung ist nur als Nothelfer in gravierenden Fällen gedacht. Das Ergebnis ist nicht so gut kalkulierbar wie die Hyaluron-Gabe selbst. Im Zweifel ist es besser, den natürlichen Abbau der Hyaluronsäure abzuwarten. Bei Knötchenbildung durch Granulome kann das Medikament aber in jedem Fall gute Dienste leisten.

Am besten ist es, den Einsatz von Hylase von vornherein zu vermeiden. Ein verantwortungsvoller Arzt injiziert Hyaluronsäure daher mit Augenmaß – also lieber etwas zu wenig als zu viel. Nachspritzen kann man bei nicht ganz zufriedenstellendem Ergebnis immer noch.

Ein punktgenauer Rückbau ist hingegen schwer möglich. Patientinnen und Patienten sollten auch darauf achten, dass Hyaluron-Präparate von namhaften Herstellern verwendet werden. Das macht eine wunschgemäße Filler-Unterspritzung wahrscheinlicher.

Gravierende Nebenwirkungen gibt es kaum

Nach einer Hylase-Injektion können die Einstichstellen für eine Weile gerötet sein. Die Behandlungszone schwillt in der Regel für einige Stunden stärker an als zuvor. Dann entfaltet das Mittel gewöhnlich seine Wirkung und der Abbau der Hyaluronsäure setzt ein. Schwellungen, Überspritzungen und Granulome verflüchtigen sich in aller Regel.

Da die Hylase auch die körpereigene Hyaluronsäure zersetzt, kann bei übermäßiger Gabe das Hautgewebe optisch beeinträchtigt werden. Nach einiger Zeit gleicht der Körper das meist von selbst wieder aus. Gesundheitliche Schädigungen sind durch Hylase in den meisten Fällen nicht zu erwarten. Unverträglichkeiten kommen nur sehr selten vor.

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