Artikel 24/06/2017

Herzbeutelentzündung und Linksherzhypertrophie: Symptome, Ursachen und Therapie

Team jameda
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Sie sind jung, fit und aktiv und denken, Ihrem Herz kann nichts passieren? Stimmt nicht. Lesen Sie hier, was eine Herzbeutelentzündung und eine Linksherzhypertrophie verursacht.

Das Herz

Das Herz ist in vier Räume unterteilt. Stellen Sie sich ein inneres Kreuz in der Mitte des Herzens vor:

  • Der Raum rechts oben ist der rechte Vorhof.
  • Der Raum links oben ist der linke Vorhof.
  • Der Raum rechts unten ist der rechte Herzkammer.
  • Der Raum links unten ist der linke Herzkammer.

Jeder Raum hat einen Eingang und einen Ausgang mit ,Türen‘‘. Das sind die Herzklappen, die sich koordiniert öffnen und schließen, damit das Blut zirkulieren kann. Sauerstoffarmes Blut fließt vom Körperkreislauf in den rechten Vorhof und in die rechte Herzkammer. Bei geschlossenen Klappen zieht sich die rechte Herzkammer zusammen. Der Druck in der rechten Herzkammer erhöht sich, die Pulmonalklappe öffnet sich und das Blut wird in den Lungenkreislauf gepumpt. Ähnlich fließt sauerstoffreiches Blut vom Lungenkreislauf in den linken Vorhof, durch die Mitralklappe in die linke Herzkammer und durch die Aortenklappe in den Körperkreislauf.

Die Kammerwände bestehen hauptsächlich aus dem Herzmuskel, der von Innen- und Außenschichten überzogen ist. Das Herz selbst ist ebenfalls von einem dünnen, doppelschichtigen Beutel umhüllt.

Was ist eine Herzbeutelentzündung?

Bei der Perikarditis ist der Herzbeutel, eine dünne, doppelte Gewebeschicht, die das Herz umhüllt, entzündet.

Die Häufigkeit der akuten Herzbeutelentzündung ist nicht ausreichend dokumentiert. Schätzungsweise eine von 1.000 Krankenhausaufnahmen gehen auf das Konto dieser Erkrankung. Vor allem jüngere Menschen sind betroffen.

Ursachen, Symptome und Diagnose

Ursachen:

  • Infektionen durch Viren oder Bakterien
  • Nicht-infektiöse Ursachen: Herzinfarkt, Erkrankungen des Abwehrsystems, Tumore, Dialyse

Wenn keine dieser Ursache zutrifft, spricht man von einer idiopathischen Perikarditis.

Symptome:

  • Brustschmerzen, die sich beim Einatmen, bei Bewegung und Druck verstärken
  • Fieber
  • Pulsbeschleunigung (Tachykardie)
  • Atemnot

Oft führt eine Herzbeutelentzündung zu einer Flüssigkeitsansammlung im Herzbeutel. Sammelt sich zu viel Flüssigkeit im Herzbeutel, führt das zur Druckerhöhung und zur Behinderung der Herztätigkeit. Das Herz wird eingeengt, die Herzkammern dehnen sich nicht mehr genügend aus, nehmen nicht mehr genug Blut auf und die Auswurfleistung des Herzens vermindert sich. Das ist eine Perikardtamponade, die so schnell wie möglich aufgehoben werden muss, denn sie kann zum Tode führen. Nun führt der Arzt eine lebensrettende Punktion durch.

Darüber hinaus ist eine Herzbeutelentzündung oft von einer Entzündung der anderen Herzwandschichten begleitet.

Herzbeutelentzündungen können auch zu Vernarbungen und Kalkablagerungen am Herzbeutel führen, die das Herz einengen und eine Herzschwäche auslösen.

Um die Diagnose zu stellen, hört der Arzt die Herztöne ab und nimmt ein Elektrokardiogramm zu Hilfe. Er benötigt auch Röntgenaufnahmen, Blutuntersuchungen und eine Ultraschalluntersuchung des Herzens. In einigen Fällen ist die Laboranalyse der Flüssigkeitsansammlung sinnvoll. Die Entnahme einer Flüssigkeitsprobe erfolgt mit einer Nadel.

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?

Eine Herzbeutelentzündung muss sofort behandelt werden – meist stationär. Die Dauer der Behandlung kann mehrere Wochen in Anspruch nehmen. Als erstes verordnet der Arzt Bettruhe sowie schmerzlindernde und entzündungshemmende Medikamente. Die zusätzliche Einnahme von Colchicin verringert die Dauer der Therapie sowie die Gefahr eines wiederholten Auftretens der Erkrankung.

Eine Probe der entnommenen Flüssigkeit wird im Labor untersucht. Wenn eine bakterielle Ursache vorliegt, verordnet der Arzt zusätzlich Antibiotika. Ansonsten kommen andere ursachenspezifische Behandlungen zum Einsatz.

Bei einer Vernarbung des Herzbeutels ist dessen operative Entfernung möglich.

Es ist nicht erwiesen, dass Sport die Anfälligkeit für entzündliche Herzerkrankungen erhöht. Aber nach einer entzündlichen Herzerkrankung sollten Patienten drei Monate lang keinen Sport.

Wenn die Herzbeutelentzündung komplett verheilt ist, ist Sport wieder möglich. Die Empfehlung ist in allen internationalen Leitlinien zu finden und beruht auf Daten, die zeigen, dass es lebensgefährlich sein kann, Sport nach einer entzündlichen Herzerkrankung zu treiben.

Linksherzhypertrophie: Definition und Ursachen

Eine Linksherzhypertrophie ist die Verdickung der Muskelwand der linken Herzkammer.

Dahinter können verschiedene Ursachen stecken, zum Beispiel:

  • Bluthochdruck
  • Herzinfarkt
  • Aortenklappenstenose
  • Hochleistungssport

Alles, was den Herzmuskel der linken Herzkammer dauerhaft überlastet, führt langfristig zur Verdickung der Muskelwand.

Linksherzhypertrophie wird auch von einer vererbbaren genetischen Erkrankung verursacht, der hypertrophen Kardiomyopathie, die schon im Kinderalter auftreten kann und nicht mit einer Überbelastung der linken Herzkammer verbunden ist.

Symptome, Diagnose und Therapie

Oft verläuft eine Linksherzhypertrophie unbemerkt, besonders am Anfang. Später treten folgende Symptome auf:

  • Atemnot
  • Müdigkeit, Schwindel, Schwächeanfälle
  • Brustschmerzen, oft nach körperlichen Anstrengung
  • Herzklopfen
  • Herzrhytmusstörungen

Eine Linksherzhypertrophie, die über längere Zeit nicht behandelt wird, führt zur Herzschwäche, manchmal sogar zum plötzlichen Herzstillstand und damit zum Tod.

Diagnose

Ein Elektrokardiogramm gibt Hinweise auf eine Linksherzhypertrophie. Der Arzt stellt die Diagnose der Herzmusklhypertrophie während der Ultraschalluntersuchung des Herzens fest. Mit dem Ultraschall ist die genaue Bemessung der Dicke jeder Herzwand möglich.

Bei Personen mit Verdacht auf eine familiäre hypertrophe Kardiomyopathie, bei denen der Arzt keine herzbelastende Ursachen nachweisen kann, ist eine genetische Untersuchung möglich.

Therapie

Eine Linksherzhypertrophie muss unbedingt langfristig behandelt werden, weil sie zur Linksherzinsuffizienz führen kann. Bei dieser Erkrankung leidet das linke Herz unter einer Pumpenleistungsschwäche und das Blut staut sich in der Lunge.

Wichtig ist die Behandlung der Ursachen je nach Fall, wie zum Beispiel die Behandlung des Bluthochdrucks mit Medikamenten, die operative Therapie oder der Ersatz der Aortenklappe. Bei einigen Fällen ist eine operative Entfernung des Herzmuskels sinnvoll.

Bei Sportlern, die mit dem Hochleistungssport aufhören, bildet sich die Linkherzhypertrophie oft automatisch zurück. Die Zurückbildung sollte regelmäßig vom Arzt mit einer Utraschalluntersuchung überprüft werden.

Quellen:

  • Cakic S, Eriksson U. Sports and inflammatory heart diseases. Schweizerische Zeitschrift für «Sportmedizin und Sporttraumatologie» 59 (2), 87–89, 2011
  • Deutsche Gesellschaft für Kardiologie, Herz- und Kreislaufforschung e.V. Leitlinien zur Diagnose und Behandlung der hypertrophen Kardiomyopathie. dgk.org Stand 09.09.2016
  • Yilmaz A, et al. Diagnostic approach and differential diagnosis in patients with hypertrophied left ventricles. Heart. 2014;100:662
  • Lilly LS. Treatment of acute and recurrent idiopathic pericarditis. Circulation. 2013;127:1723

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