Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Herrn Joachim Hess interessante Fragen zu seinen Erfahrungen als Facharzt für Allgemeinchirurgie und Unfallchirurgie.
jameda: Herr Hess, was hat Sie motiviert, Facharzt für Allgemeinchirurgie und Unfallchirurgie zu werden, und warum haben Sie sich für Ihre Spezialgebiete entschieden?
Herr Hess: Ich hatte schon immer ein großes Interesse an dem Bewegungsapparat, dessen Komplexität und faszinierende Funktionsweise mich auch heute noch immer wieder überraschen. Die Kombination aus meiner diesbezüglichen Neugier und meinem Bestreben, anderen Menschen zu helfen, ließ sich wunderbar in der Orthopädie und Unfallchirurgie umsetzen.
Natürlich operierte ich auch gerne, allerdings halte ich es für wesentlich erstrebenswerter, den Patienten durch gute Untersuchung, fundiertes Wissen und gezielte Therapie nachhaltig zu helfen und Operationen zu vermeiden.
jameda: Worin liegt Ihr Tätigkeitsschwerpunkt und was macht ihn so besonders?
Herr Hess: Mittlerweile liegt mein Tätigkeitsschwerpunkt in der konservativen, also nicht operativen Analyse und Therapie von Erkrankungen des Bewegungsapparates, inklusive der rheumatologischen Beschwerden. Unsere sowohl bzgl. Diagnostik als auch Therapie umfangreich ausgestattete Praxis erlaubt mir eine ganzheitliche und präventive Behandlung der Patienten aus einer Hand.
Ich möchte die Ursache der Beschwerden herausfinden und therapieren, anstelle lediglich die Symptome zu behandeln. Nur so kann den Patienten nachhaltig und langfristig geholfen werden.
jameda: Gibt es im medizinischen Bereich ein Vorbild, das Ihre Laufbahn besonders geprägt hat?
Herr Hess: Der Leitspruch des ehemaligen Chefarztes der internistischen Klinik der Uniklinik Mainz – ‘Wer viel weiß, muss wenig tun’ – beschreibt mein Credo, nämlich dass ein umfangreiches Wissen in Kombination mit guter Untersuchung und Diagnostik unnötige Behandlungen, hier insbesondere Operationen und andere invasive Maßnahmen, vermeidet.
Mein ehemaliger Oberarzt Dr. Brehme in München hatte diese perfekte Kombination aus enormem Wissen, Zivilcourage, toller Operationskunst und insbesondere enormer Empathie und Menschlichkeit. Doktor Pieczykolan, der mich vor 11 Jahren in das Fußzentrum Köln holte, hat ebenfalls genau diese Eigenschaften, weshalb ich im Juli 2021 zu ihm nach Bonn wechselte.
jameda: Gibt es in der Gegenwart Hilfen oder Neuerungen, die Ihnen Ihren Praxisalltag erleichtern können?
Herr Hess: Eine funktionierende Praxis steht und fällt mit ihrem Team, das bei uns nicht besser sein könnte. Die Kombination aus medizinischen Fachangestellten und Sportwissenschaftlerinnen ermöglicht eine umfangreiche ganzheitliche Behandlung der Patienten.
jameda: Wo sehen Sie in Ihrem Fachgebiet die größten Herausforderungen für die Zukunft?
Herr Hess: Der finanzielle Druck, die zunehmende Privatisierung von Krankenhäusern und die unzureichend vergütete Anamnese und konservative Therapie führen zu extrem vielen unnötigen Eingriffen, die hervorragend konservativ behandelt werden könnten.
Nur mit umfassender Untersuchung und Einleitung einer individuellen Therapie kann geheilt werden und eine Prävention schwerwiegender Erkrankungen erfolgen. Eine Verbesserung, insbesondere bei den gesetzlichen Krankenkassen, kann somit lediglich mit einer grundlegenden Änderung des Systems erzielt werden.
jameda: Was wird an Ihrem individuellen Umgang mit Ihren Patienten besonders geschätzt?
Herr Hess: Die Patienten werden sowohl mit umfangreicher Untersuchung als auch sorgfältiger Anamnese genau untersucht, was sie in der Regel noch nie so erlebt haben. Ich bin absolut ehrlich und versuche nicht, die Patienten zu irgendwelchen Maßnahmen zu überreden, sondern sie mit Argumenten zu überzeugen.
Meine humorvolle und direkte Art lockert die Atmosphäre auf und nimmt den Patienten sicherlich einen guten Teil ihrer Ängste. Arroganz und Halbgott-in-Weiß-Verhalten sind mir absolut fremd, Natürlichkeit und Empathie führen zu Vertrauen. ‘Lächeln ist die schönste Art, anderen die Zähne zu zeigen!’ Leider ist dies momentan wegen der Maske nicht möglich.
jameda: Was schätzen Sie an Ihren Patienten besonders?
Herr Hess: Die meisten Patienten haben ein großes Interesse, auch selbst aktiv an ihrer Gesundung mitzuhelfen, was für den Erfolg der Therapie essenziell ist. Im Dialog mit gegenseitigem Respekt und Verständnis gelingen Dinge, die man sich im Vorfeld nicht vorstellen konnte. Die Dankbarkeit für meine Maßnahmen und ihren Erfolg sind genau der Grund, warum ich diesen Beruf ausübe.
jameda: Gibt es ein besonderes Patientenerlebnis, das Sie nie vergessen werden?
Herr Hess: Eine Patientin schickte mir aus ihrem endlich wieder möglichen Wanderurlaub eine Postkarte mit den Worten: ‘Mein Körper und vor allem meine Füße hätten dank Ihnen noch weiterlaufen können, meine Kondition reichte aber nicht aus’. Mein Ziel, die Patientin wieder in die schmerzfreie Bewegung und Aktivität zu bringen, war voll und ganz erreicht.
jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?
Herr Hess: Bewegung in Verbindung mit einem weitgehend vernünftigen und gesunden Lebenswandel ist der Schlüssel zur Linderung von fast allen Beschwerden des Bewegungsapparates. Dies funktioniert nur, wenn die Patienten selbst aktiv mitarbeiten, ansonsten sind wir Ärzte machtlos.
Eine gezielte Analyse mit Aufdeckung von Funktionsstörungen des Bewegungsapparates, Entdeckung von entzündlichen Erkrankungen, Ernährungsstörungen und sonstigen krankhaften Befunden ermöglicht auch eine gezielte Therapie. Dies benötigt Zeit und somit Geduld, kann aber in sehr vielen Fällen Operationen, Medikamenteneinnahmen oder Spritzen verhindern und insbesondere ihre Lebensqualität verbessern und somit die Freude am Leben steigern.
Ich habe in Mainz Medizin studiert, erwarb in der chirurgischen Klinik Dr. Rinecker in München den Facharzt für Allgemeinchirurgie und in circa 4.000 Notarzteinsätzen die Zusatzbezeichnung Notfallmedizin. In Bad Bergzabern in der Südpfalz erwarb ich die Zusatzbezeichnung Unfallchirurgie und arbeitete dann 2 Jahre als unfallchirurgischer Oberarzt in Frankreich im Krankenhaus Wissembourg.
Doktor Pieczykolan holte mich 2011 in sein Bewegungs- und Fußzentrum Köln und bildete mich zum Spezialisten für Fuß- und Sprunggelenkchirurgie aus. Seit 2017 widmete er sich ausschließlich seiner Praxis in Bonn. Da wir uns schon immer sehr gut verstanden und die gleiche ganzheitliche Philosophie zur Behandlung von Patienten haben, wechselte ich im Juli 2021 in das Bewegungs- und Fußzentrum Bonn, was ich keine Sekunde bereute.
Nach ausführlicher Anamnese und Ganzkörper-Untersuchung durch die Ärzte besteht die Option einer gründlichen Diagnostik (u. a. Röntgen, digitaler Volumentomografie, MRT, Fußdruckanalyse, Video-Ganganalyse, Muskelfunktionsmessung und 4D-Wirbelsäulenanalyse). Danach wird mit dem Patienten zusammen ein individueller Therapieplan besprochen, der auch durch drei Sportwissenschaftlerinnen realisiert werden kann.
Die therapeutischen Möglichkeiten, bestehend aus Antischwerkraftlaufband, Krafttrainingsgeräte zur medizinischen Rückentherapie, intermittierende Vakuumtherapie, neuromuskulärem Training, isokinetischem Training, Stoßwellentherapie, Chirotherapie, Injektionstherapie mit Hyaluronsäure oder Eigenblut, Akupunktur, Lasertherapie, Elektrotherapie und Kinesio-Taping sind vielfältig einsetzbar.
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