Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Herrn Dr. Walter interessante Fragen zu seinen Erfahrungen als Orthopäde.
jameda: Herr Dr. Walter, was hat Sie motiviert, Orthopäde zu werden?
Herr Dr. Walter: Als früherer Hochleistungssportler hat mich die Orthopädie schon in jungen Jahren fasziniert. Zudem ist die Orthopädie ein vielschichtiges Fach, das viele verschiedene Disziplinen in sich vereinigt.
jameda: Was macht Ihnen im Praxisalltag am meisten Freude? Wo sehen Sie die größten Herausforderungen?
Herr Dr. Walter: Dem Menschen den Schmerz zu nehmen, ist die größte Freude und zugleich die größte Herausforderung, denn Patienten sind individuell und nicht miteinander vergleichbar. Es muss für jeden der richtige Therapie-Ansatz gefunden werden.
jameda: Welchen Vorurteilen begegnen Sie häufig in Ihrer Praxis?
Herr Dr. Walter: Das schlimmste Vorurteil ist zu glauben, dass nur eine Operation hilft. Dabei wird zu oft und zu schnell operiert, ohne dass alle konservativen therapeutischen Maßnahmen nachhaltig und vollumfänglich ausgeschöpft wurden. Unserer Erfahrung nach sind 80 % der Operationen am Rücken und an den Gelenken überflüssig.
jameda: Manche Krankheiten und Therapien sind unangenehm und verlangen viel Durchhaltevermögen vom Patienten. Was raten Sie Patienten in solchen Situationen?
Herr Dr. Walter: Es ist meine Aufgabe, mit dem Patienten ein Team bilden. Nur wenn Vertrauen wächst, lassen sich Therapien gut und erfolgreich umsetzen. Um das zu erreichen, brauchen wir Zeit für Anamnese, Untersuchung, Diagnose, Therapiekonzept und Behandlung.
jameda: Wie reagieren Sie, wenn Sie merken, dass ein Patient Ihren Therapieplan nicht befolgt?
Herr Dr. Walter: Genau dafür muss man dem Patienten den Sinn der Behandlung und die einzelnen Schritte erklären. Manche brauchen eine Ehrenrunde.
jameda: Wenn Sie das Gesundheitssystem ändern könnten, was würden Sie als Erstes tun?
Herr Dr. Walter: Ich würde den konservativen Therapien einen höheren Stellenwert einräumen. Operationen mit all ihren möglichen Komplikationen müssen das letzte Glied in der Behandlungskette sein.
Leider werden Operationen wesentlich besser vergütet als konservative Therapien.
jameda: Kein Mensch ist perfekt. In welchen Bereichen haben Ärzte Ihrer Meinung nach Verbesserungspotential?
Herr Dr. Walter: Mit dem Wissen der modernen Medizin müssen wir weg von der einseitigen und hin zur vielseitigen Therapie. Im Praxisalltag bedeutet das, zuzuhören, Zeit zu geben und alle zur Verfügung stehenden Maßnahmen individuell anzuwenden.
jameda: Die Welt der Medizin verändert sich ständig. Gibt es neue Therapieverfahren oder Gerätschaften, die Sie in Ihrer Praxis anwenden?
Herr Dr. Walter: Es ist verpflichtend, sich ständig weiterzubilden. Gerade auf dem Gebiet der Schmerzforschung hat sich in den letzten Jahren viel getan und deswegen arbeiten wir multimodal, um dem Schmerz mit den neuesten Erkenntnissen auf allen Ebenen zu Leibe zu rücken. Wir haben die modernsten Geräte im Einsatz und schöpfen das gesamte Spektrum der konservativen Medizin aus.
jameda: Gibt es einen Patienten oder ein Erlebnis in Ihrer Praxis, das Sie nie vergessen werden?
Herr Dr. Walter: Ich hatte eine 35-jährige Patientin, die sich eine zweite Meinung einholen wollte. Sie hatte einen Bandscheibenvorfall in der Hlaswirbelsäule mit Schmerzen, Taubheit und Schwäche. Die OP war bereits für den nächsten Tag von anderer Seite geplant. Wir einigten uns auf eine nachhaltige konservative komplexe Therapie, unter der es ständig bergauf ging. Drei Monate nach der Komplextherapie hat die Patientin nahezu keine Beschwerden mehr und zeigt sich zu 98 % gebessert in allen Bereichen. Das ist das Schönste für mich - einem Patienten Lebensglück zurückgeben und ein Lächeln in seinem Gesicht zu sehen, weil es ihm viel besser geht.
jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?
Herr Dr. Walter: Gesundheitspflege ist kostenlos, aber nicht umsonst. Wir haben nur einen Körper. Wir sollten ihn behandeln wie ein Auto. Pfleglich damit umgehen, regelmäßig durchchecken lassen und vor allem bewegen. Bewegung ist die Basis, dass Knochen und Gelenke lebenslang funktionieren.
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