
jameda: Herr Dr. Steiert, was hat Sie motiviert, Plastischer und Ästhetischer Chirurg zu werden?
PD Dr. Steiert: Ich hatte immer schon eine Leidenschaft dafür, die Dinge in die Hand zu nehmen und den Menschen direkt und unmittelbar zu helfen. Das geht nur in der Chirurgie. Daher habe ich 1998 in der Allgemeinchirurgie angefangen. Ich habe dann mein Talent für die Rekonstruktive- und Mikrochirurgie entdeckt und bin so zur Plastischen Chirurgie gekommen. Die Übertragung der Feinheiten der Mikrochirurgie auf die Ästhetik macht ungeheuer viel Spaß. Den Menschen mehr Selbstvertrauen zu geben und sie glücklich zu machen, ist sehr befriedigend. Dennoch bin ich weiter auch rekonstruktiver Chirurg, da es immer mein Berufswunsch war, kranken Menschen zu helfen.
jameda: Was macht Ihnen im Praxisalltag am meisten Freude? Wo sehen Sie die größten Herausforderungen?
PD Dr. Steiert: Ich muss ehrlich zugeben, dass die meiste Freude, die mir meine Arbeit schenken kann, die Linderung von Beschwerden ist. Aber viele Menschen leiden auch sehr durch Ihr Äußeres und verlieren dadurch Ihr Selbstbewusstsein und ziehen sich aus Ihrem sozialen Umfeld zurück. Daher kann die Ästhetik für manche Menschen unglaublich wichtig für das Wohlbefinden und die emotionale innere Stabilität sein.
jameda: Welchen Vorurteilen begegnen Sie häufig in Ihrer Praxis?
PD Dr. Steiert: Viele meiner Patienten sind verunsichert. Ich halte das für einen Effekt, der überwiegend durch die Medien entstanden ist. Oft liest man im Zusammenhang mit Schönheitschirurgie von misslungenen Operationen oder von „Pfusch“. Das sind Themen, die für die Medien nur deshalb interessant sind, weil sich solche Nachrichten besser verkaufen als die der glücklichen Patientin, deren Brüste vergrößert wurden, denn das ist doch deutlich weniger spektakulär.
Hinzu kommt leider auch noch, dass in Bereichen wie der Plastischen und Ästhetischen Chirurgie gerne „mitverdient“ wird. Das bedeutet, es operieren Ärzte ohne entsprechende Qualifikation oder es entstehen wirtschaftliche Betreiberinstitutionen ohne jegliche ärztliche und ethisch-moralische Verantwortung.
In unserer digitalisierten Welt bleibt dem Interessenten auch kaum die Möglichkeit, im WWW die tatsächliche chirurgische Qualität des werbenden Arztes einzuschätzen.
jameda: Manche Krankheiten und Therapien sind unangenehm und verlangen viel Durchhaltevermögen vom Patienten. Was raten Sie Patienten in solchen Situationen?
PD Dr. Steiert: Die Erfahrung zeigt, der einzige Weg ist, den Patienten deutlich und schonungslos auf etwaige Beschwerden und Einschränkungen vorzubereiten - gerade in der ästhetischen Chirurgie, denn der Patient ist körperlich gesund, nicht krank. Wenn man die mögliche Komplikation im Vorfeld bespricht, wird die Aufklärung dramatisch besser angenommen und auch durchstanden.
jameda: Wie reagieren Sie, wenn Sie merken, dass ein Patient Ihren Therapieplan nicht befolgt?
PD Dr. Steiert: Ich kläre nüchtern, aber ernst über die möglichen Konsequenzen und Risiken auf.Das reicht in der Regel sehr schnell aus, um den Patienten zum Umdenken zu bewegen.
jameda: Wenn Sie das Gesundheitssystem ändern könnten, was würden Sie als Erstes tun?
PD Dr. Steiert: Das ist einfach! Die gedeckelte Medizin macht die Medizin in unserem eigentlich gut aufgestellten Staat kaputt. Die Finanzierung gleicht ja eher einem planwirtschaftlichen Prinzip. Der Arzt und das Krankenhaus müssen ihre reellen Kosten abrechnen können. Unser Staat sollte für die Gesundheit seiner Bürger mehr Geld ausgeben als für die Rettung europäischer Banken.
jameda: Kein Mensch ist perfekt. In welchen Bereichen haben Ärzte Ihrer Meinung nach Verbesserungspotential?
PD Dr. Steiert: Nur das operieren, was ich mit hoher Aussicht auf Erfolg operieren kann, sonst handeln wir in besonderem Maße verantwortungslos.
jameda: Die Welt der Medizin verändert sich ständig. Gibt es neue Therapieverfahren oder Gerätschaften, die Sie in Ihrer Praxis anwenden?
PD Dr. Steiert: Nennen wir es Erkenntnisse. Hier steht an erster Stelle die regenerative Medizin. Ich glaube, ich darf mich durchaus als Pionier des Medical Needlings bezeichnen, denn wir haben an meiner langjährigen Wirkungsstätte der Universität in Hannover als erste das Verfahren nach Europa gebracht. Wir haben dadurch fantastische Ergebnisse in der Narbenbehandlung und der Regeneration vorgeschädigter Haut erzielen können.
jameda: Gibt es einen Patienten oder ein Erlebnis in Ihrer Praxis, das Sie nie vergessen werden?
PD Dr. Steiert: Es kommt immer wieder vor, dass Patientinnen nach ästhetischen Eingriffen so ergriffen und glücklich beim ersten Anblick des Ergebnisses sind, dass sie zu weinen beginnen. Das ist immer der schönste Moment für mich. Es gibt natürlich zahlreiche Anektoden, die den Rahmen dieses Interviews leider sprengen.
jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?
PD Dr. Steiert: Bewahren Sie Ihren Körper und Ihre Gesundheit als größten Schatz, den Sie haben.
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