Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Herrn Dr. med. Thiemo Kurzweg interessante Fragen zu seinen Erfahrungen als Hals-Nasen-Ohrenarzt.
jameda: Herr Dr. Kurzweg, was hat Sie motiviert, Hals-Nasen-Ohrenarzt zu werden, und warum haben Sie sich für Ihre Spezialgebiete entschieden?
Herr Dr. Kurzweg: Ich bin als Student durch meine Doktorarbeit bereits mit der HNO in Kontakt gekommen. Durch meine Lehrer, Professor Jochen Werner, Professor Afshin Teymoortash und PD Dr. Carsten Dalchow, hatte ich einen umfangreichen Einblick und durfte im Rahmen meiner Möglichkeiten schon früh mitarbeiten. Natürlich hatte ich später noch viele andere wichtige Lehrer, aber die genannten standen ganz am Anfang.
Ich habe gelernt, dass es in der HNO sehr ernste Krankheitsbilder und Patienten gibt, die sich ohne intensive pflegerische und ärztliche Hilfe nicht selbst durch den Diagnose- und Therapieprozess bewegen konnten. Das betraf sicher in erster Linie onkologische Krankheitsbilder. Aber auch für andere Erkrankungen habe ich so sehr früh gelernt, Verantwortung zu übernehmen und ggf. auch eigene Wissenslücken zu schließen. Diese Herausforderung ist auch nach vielen Jahren Tätigkeit geblieben. Daher bin ich beispielsweise auch gerne als Sachverständiger tätig, da hier immer wieder neue Fallkonstellationen zu beurteilen sind.
jameda: Worin liegt Ihr Tätigkeitsschwerpunkt und was macht diesen so besonders?
Herr Dr. Kurzweg: Ich bin für das gesamte Spektrum der HNO ansprechbar und freue mich, wenn es Patientinnen und Patienten gibt, die wir mit anderen Fachdisziplinen auch über das HNO-Spektrum hinaus begleiten können.
Besonders interessiert mich die Allergologie, für die wir auch ein eigenes Allergielabor aufgebaut haben.
Weitere Schwerpunkte liegen in der Kinder-HNO, endonasaler Chirurgie, z. B. bei Nasenatmungsproblemen und Nasennebenhöhlenerkrankungen sowie in der Diagnostik und Therapie von nicht erholsamem Schlaf.
jameda: Gibt es im medizinischen Bereich ein Vorbild, das Ihre Laufbahn besonders geprägt hat?
Herr Dr. Kurzweg: Ich habe oben bereits Professor Jochen Werner erwähnt. Ich muss sagen, dass ich ihn vor vielen Jahren als Student als strengen Chefarzt erlebt habe. In dieser Strenge lag aber eine stetige Disziplin und Verantwortung für die Patienten. Er hat es nicht geduldet, wenn man unvorbereitet war, wenn es um wichtige Fälle ging. Zudem war er für mich schon damals ein Ansprechpartner für die wichtigen Fragen: Was will ich später werden? Wie entwickelt sich das Fachgebiet?
Heute hat sich das Verständnis für das Führen von Behandlungsteams verändert. Die gesamte Medizin hat sich gewandelt: Arbeitszeiten, Personalsituation und Digitalisierung sind nur einige Stichpunkte. Einige davon hat Professor Werner visionär aufgenommen und – sofern ich das aus der Ferne jetzt noch beurteilen kann – auch in sein tägliches Tun integriert. In dieser Veränderungsfähigkeit liegt aus der heutigen Sicht der Vorbildcharakter
jameda: Gibt es aktuell Hilfen oder Neuerungen, die Ihnen Ihren Praxisalltag erleichtern können?
Herr Dr. Kurzweg: Die Digitalisierung hat uns viele Erleichterungen gebracht. Ich denke insbesondere an die elektronischen Akten in den Praxen und Krankenhäusern. Derzeit kümmern wir uns um die Umsetzung der aktuellen Neuerungen, die uns hoffentlich noch schneller und direkter miteinander kommunizieren lassen.
Aber die größte Unterstützung ist, ganz unabhängig von digitalen Helfern, ein gut funktionierendes persönliches und professionelles Netzwerk aus nichtärztlichen und ärztlichen Kolleginnen und Kollegen.
jameda: Wo sehen Sie in Ihrem Fachgebiet die größten Herausforderungen für die Zukunft?
Herr Dr. Kurzweg: Die HNO wird sich in besonderem Maße der Aufgabe stellen müssen, sektorenübergreifende Patientenversorgung zu etablieren. Viele operative HNO-Patienten liegen nur wenige Tage im Krankenhaus. Durch geschickte Planung der postoperativen Betreuung werden sich bestimmte Eingriffe ambulant durchführen lassen. Das kann aber nicht bedeuten, dass der Operateur dann den Patienten zu Hause allein betreut. Auch hier ist wieder ein Netzwerk erforderlich.
Zudem werden wir knallhart mit den Auswirkungen des soziodemographischen Wandels konfrontiert. Überlegen Sie, wie viele Ärztinnen und Ärzte Sie benötigen werden, um die wachsende Zahl der älteren Menschen in unserer Gesellschaft zu versorgen. Wir müssen uns darüber jetzt auf der Fachebene, aber auch gesamtgesellschaftlich Gedanken machen.
jameda: Was wird an Ihrem individuellen Umgang mit Ihren Patienten besonders geschätzt?
Herr Dr. Kurzweg: Diese Frage müssten Sie eigentlich den Patienten und nicht mir stellen.
In erster Linie versuche ich, jedem offen und freundlich zu begegnen. Ich bin mir sicher, dass die Patienten meine Kompetenz und meine Freude an der Arbeit auf dem Fachgebiet der HNO spüren. Ich versuche, mir für jeden genug Zeit zu nehmen. Das kann je nach Erkrankung sehr unterschiedlich sein.
jameda: Was schätzen Sie an Ihren Patienten besonders?
Herr Dr. Kurzweg: Ich möchte in erster Linie gute Arbeit abliefern. Daher schätze ich es, wenn Patienten sich auf den Arztbesuch vorbereiten, wenn Unterlagen vorbereitet sind und nicht erst besorgt werden müssen und beispielsweise die eigene Medikation bekannt ist, weil dies zeigt, dass der Arztbesuch den Patienten auch wichtig ist und nicht nur nebenbei erledigt wird. Das ist natürlich gleichzeitig auch ein Appell.
jameda: Gibt es ein besonderes Patientenerlebnis, das Sie nie vergessen werden?
Herr Dr. Kurzweg: Es gibt viele Erlebnisse, die ich nicht vergessen kann. Zum Beispiel von Patienten, um die ich mich in meiner Zeit in den Universitätskliniken Marburg und Hamburg gekümmert habe oder während meiner Hospitation im Massachusetts Eye & Ear Infirmary oder im Universitätsklinikum Kairo in Ägypten.
Sie sind dann natürlich mit einer gesteigerten Aufmerksamkeit bei der Sache. Aktuell fällt mir eine junge Patientin ein, die ich bereits seit 10 Jahren kenne und die unter einem Hirntumor leidet. Ich darf sie immer wieder treffen und freue mich über ihre bejahende Einstellung zum Leben trotz Einschränkungen.
jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?
Herr Dr. Kurzweg: Neben dem allgemeinen guten Lifestyle und aus aktuellen Gründen auch der Sorge um einen guten Impfschutz würde ich den Lesern empfehlen, auf Hörstörungen frühzeitig zu reagieren und einen HNO-Facharzt aufzusuchen, wenn sie den Eindruck haben, dass das Gehör nicht symmetrisch ist oder Gesprächsinhalte schlecht verstanden werden.
Die frühzeitige Therapie von Hörstörungen ist nämlich mit einer besseren Prognose für das spätere Sprachverstehen und auch für dementielle Erkrankungen verbunden.
In der HNO-Praxis Eidelstedter Platz sind 6 Fachärzte tätig. Wir bilden die gesamte HNO ab.
Schwerpunkte:
Wir versorgen konsiliarisch mehrere Krankenhäuser sowie Heime und kooperieren mit Schulen/Betrieben.
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