Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Herrn Dr. Kayman interessante Fragen zu seinen Erfahrungen als Augenarzt.
jameda: Herr Dr. Kaymak, was hat Sie motiviert, Augenarzt zu werden?
Herr Dr. Hakan Kaymak: Früher war ich kurzsichtig. Mein Augenarzt konnte mir nur wenig zu den Ursachen oder zur Vorbeugung sagen. Da viele in meiner Familie unter Kurzsichtigkeit litten, erfuhr ich sehr früh von den Spätfolgen. Das alles weckte mein Interesse an der Augenheilkunde. Später war ich dann einige Jahre als Oberarzt in einer der großen Glaskörper- und Netzhautkliniken in Sulzbach tätig. Dort erhielt ich auch eine hervorragende Ausbildung für mein Schwerpunktgebiet, die Netzhautchirurgie.
jameda: Was macht Ihnen im Praxisalltag am meisten Freude? Wo sehen Sie die größten Herausforderungen?
Herr Dr. Hakan Kaymak: Die Augenheilkunde gehört zu den innovativsten Disziplinen der Medizin. Wenn Patienten mit Hilfe modernster Technik von Krankheiten befreit werden, freut man sich als Arzt einfach mit ihnen. Die größte Herausforderung für uns Ärzte besteht darin, diese Patienten von der Notwendigkeit der Behandlung zu überzeugen, um ihr Augenlicht und damit ihre Lebensqualität zu erhalten. In unserem Glaskörper-Netzhaut-Zentrum habe ich daher mit meinem Team eine Strategie erarbeitet, um die Bereitschaft der Patienten zur Mitarbeit zu verbessern. Und der Erfolg gibt uns Recht.
jameda: Welchen Vorurteilen begegnen Sie häufig in Ihrer Praxis?
Herr Dr. Hakan Kaymak: Dazu gehört zum Beispiel die Aussage, dass Multifokallinsen schlecht verträglich sind oder dass moderne Diagnostik nicht besser ist als althergebrachte. Nichts davon ist wahr, das belegen zahlreiche aktuelle Studien. Die ersten Multifokallinsen waren natürlich noch nicht optimal, aber mit den heutigen Generationen erreichen wir bei unseren Patienten sehr gute Sehergebnisse. Sie wären nicht so gut, wenn wir nicht über modernste Technik bei der Voruntersuchung verfügten.
jameda: Manche Krankheiten und Therapien sind unangenehm und verlangen viel Durchhaltevermögen vom Patienten. Was raten Sie Patienten in solchen Situationen?
Herr Dr. Hakan Kaymak: Das lässt sich pauschal nicht beantworten, denn jeder Patient hat andere Sorgen. Die entscheidenden Faktoren sind das Vertrauen der Patienten zu uns und eine offene, aber empathische Kommunikation. Dadurch erfahren wir schnell von möglichen Problemen und können gezielt darauf eingehen. Dazu gehört selbstredend eine gute Erreichbarkeit bei Rückfragen und in Notfällen. Eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen auch Faktoren wie die Ausstattung und die Atmosphäre in der Praxis. Wenn Patienten sich bei uns wohlfühlen, kommen sie gerne zu den regelmäßigen Kontroll- oder Behandlungsterminen.
jameda: Wie reagieren Sie, wenn Sie merken, dass ein Patient Ihren Therapieplan nicht befolgt?
Herr Dr. Hakan Kaymak: In solchen Fällen suche ich das Gespräch, um die Gründe dafür herauszufinden. Gemeinsam mit meinem Team entscheide ich anschließend, wie wir den Patienten besser motivieren können.
jameda: Wenn Sie das Gesundheitssystem ändern könnten, was würden Sie als Erstes tun?
Herr Dr. Hakan Kaymak: Durch meine Forschungsaktivitäten bin ich viel im Ausland unterwegs und kenne auch Gesundheitssysteme anderer Länder. Es gibt überall Vor- und Nachteile. Grundsätzlich finde ich das System in Deutschland aber ausgewogen und sehr sozial. Wünschen würde ich mir hierzulande etwas mehr Freiheiten bei der Einführung neuer Behandlungsmethoden, sofern damit keine größeren Risiken für die Patienten verbunden sind. Zum Beispiel die Laserregenerationstherapie zur Behandlung der Makuladegeneration im Frühstadium oder die Atropintherapie zur Eindämmung von Kurzsichtigkeit bei Kindern und Jugendlichen.
jameda: Kein Mensch ist perfekt. In welchen Bereichen haben Ärzte Ihrer Meinung nach Verbesserungspotential?
Herr Dr. Hakan Kaymak: Bei der Aufklärung auf Augenhöhe könnten wir Ärzte noch besser werden. Über das Internet haben Patienten Zugang zu medizinischen Informationen und machen davon regen Gebrauch. Wir Ärzte müssen damit offener umgehen und bereit sein, unser Wissen mit unseren Patienten zu teilen, sofern das gewünscht ist. Das stärkt das Vertrauen zu uns.
jameda: Die Welt der Medizin verändert sich ständig. Gibt es neue Therapieverfahren oder Gerätschaften, die Sie in Ihrer Praxis anwenden?
Herr Dr. Hakan Kaymak: Da wir uns als Augenärzte, -chirurgen und Forscher verstehen, bieten wir eine sehr breite Palette innovativer Verfahren an und gehören praktisch immer zu den Pionieren. Zum Beispiel bei moderner Diagnostik wie dem Angio-OCT oder HD-OCT, der Nanolasertherapie der Makula, der YAG-Lasertherapie von Glaskörpertrübungen, der SLT- oder PLT-Laserbehandlung des grünen Stars oder dem Augenlasern mit ReLEx SMILE bis hin zu minimalinvasiven Glaskörperoperationen und Medikamenteninjektionen. Bei der Operation des grauen Stars haben wir uns intensiv mit der gründlichen Voruntersuchung und mit dem Einsatz des Lasers, aber auch mit den Linsensystemen und den Optiken der Linsen auseinandergesetzt. Wir haben ein Konzept der individuellen Linsenauswahl entwickelt, das wir als MI-LENS bezeichnen.
jameda: Gibt es einen Patienten oder ein Erlebnis in Ihrer Praxis, das Sie nie vergessen werden?
Herr Dr. Hakan Kaymak: Es gab einen Patienten, der so stark unter seinen Glaskörpertrübungen litt, dass er nicht mehr als Künstler tätig sein konnte und extreme Einschränkungen seiner Lebensqualität hinnehmen musste. Er hatte eine lange Ärzte-Odyssee hinter sich und war überglücklich, als ich ihm eine Behandlungsoption vorschlug. Nach seinen Operationen konnte er seiner Passion wieder nachgehen und sagte mir, er fühle sich, als habe er ein neues Leben erhalten. Das war der schönste Dank, den ich je erhalten habe.
jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?
Herr Dr. Hakan Kaymak: Da mir das Thema Kurzsichtigkeit sehr am Herzen liegt, möchte ich vor allem jüngeren Menschen raten, sich täglich mindestens ein bis zwei Stunden im Freien aufzuhalten. Und die Zeiten hinter Büchern, am Handy oder am Computer möglichst einzuschränken, weil sich unser Auge unseren Sehgewohnheiten anpasst. Auch für das Auge älterer Menschen ist es erholsam, wenn wir ab und zu in die Ferne schauen. Außerdem rate ich jedem zu regelmäßigen Vorsorge-Untersuchungen. Je früher eine Augenerkrankung festgestellt wird, desto eher können wir sie behandeln, um Ihre Sehkraft möglichst lange zu erhalten.
Zur Person
Dr. Hakan Kaymak ist ein international von Fachkollegen ausgezeichneter High-Volume-Augenchirurg und Wissenschaftler. Er hat sich auf sanfte, schmerzfreie und minimalinvasive Lasertherapien und chirurgische Verfahren im Bereich Glaskörper, Netzhaut und Makula spezialisiert.
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