Artikel 16/11/2019

Das jameda-Interview: 10 Fragen an Andreas Otto

Andreas Otto Augenarzt
Andreas Otto
Augenarzt
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Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Herrn Andreas Otto interessante Fragen zu seinen Erfahrungen als Augenarzt.

jameda: Herr Otto, was hat Sie motiviert, Augenarzt zu werden?

Herr Otto: Als Augenarzt beziehungsweise Augenchirurg kann ich meine angeborene manuelle Geschicklichkeit ausleben. Das Fach Augenheilkunde hat einen hohen technischen Anspruch in Diagnostik und Therapie. Mit Empathie für Patienten, Verantwortungsbewusstsein, Geschicklichkeit und einem Sinn für innovative Technik ist dieser Beruf für mich genau der richtige.

jameda: Was macht Ihnen im Praxisalltag am meisten Freude? Wo sehen Sie die größten Herausforderungen?

Herr Otto: Es mag zwar abgedroschen klingen, aber ich helfe gerne Menschen. Zudem ist es mir eine große Freude, in die glücklichen Gesichter der Patienten zu schauen, denen ich durch meine operativen Fähigkeiten Sehkraft zurückgegeben habe.

Meine größte Herausforderung ist, bei steigenden Patientenzahlen, Budgetierungen und Restriktionen durch die Krankenkassen einem zu Recht hohen Patientenanspruch gerecht zu werden.

jameda: Welchen Vorurteilen begegnen Sie häufig in Ihrer Praxis?

Herr Otto: Ich habe nur mit einem Vorurteil zu kämpfen: Die Politik und die gesetzlichen Krankenkassen versuchen den Patienten weiszumachen, dass alles, was die Krankenkassen leider für den Patienten nicht übernehmen möchten, auch angeblich nicht sinnvoll in Therapie und Diagnostik sei. Die Patienten sind oft völlig entsetzt, dass für den Erhalt des Augenlichtes notwendige Maßnahmen nicht im Leistungsumfang der gesetzlichen Krankenkassen enthalten sind. Leider sind aufgrund dieses Umstandes viele Diskussionen nötig.

jameda: Manche Krankheiten und Therapien sind unangenehm und verlangen viel Durchhaltevermögen vom Patienten. Was raten Sie Patienten in solchen Situationen?

Herr Otto: In solchen Fällen hilft nur Mitgefühl und Verständnis. Jeder Mensch leidet absolut individuell unter einer gewissen Krankheit. Sprüche wie: „Das ist doch gar nicht so schlimm.’ sind oft fehl am Platz. Man muss die Patienten unbedingt ernst nehmen.

jameda: Wie reagieren Sie, wenn Sie merken, dass ein Patient Ihren Therapieplan nicht befolgt?

Herr Otto: Das ist nicht schwierig. Man muss im Gespräch den Grund für dieses Verhalten finden. Dann liegt die Lösung meist schon auf der Hand.

Zum Beispiel können manche Glaukom- oder Grüner-Star-Patienten aufgrund von Begleiterkrankungen, häufig Arthrose in den Händen, nicht einmal eine Augentropfenflasche öffnen, geschweige denn die Augentropfen richtig in ihr Auge bringen. Mikrochirurgische Eingriffe können hier die Lösung sein.

jameda: Wenn Sie das Gesundheitssystem ändern könnten, was würden Sie als Erstes tun?

Herr Otto: Ich würde sehr gerne in die Politik gehen und der Bevölkerung einmal erzählen, wie die Menschen von Politikern und Krankenkassen aus reiner Profilsucht und Profitgier belogen werden. Ich würde gerne mit Behandlern und Patienten sinnvolle Konzepte ausarbeiten, die allen gerecht werden. Es kann nicht sein, dass zum Beispiel in Krankenhäusern Schwestern und Ärzte an der Überlastung zerbrechen und in Pflegeheimen Gehälter für Pflegekräfte gezahlt werden, die knapp über der Sozialhilfe liegen. Alles dafür, dass Krankenkassen Milliardenüberschüsse anhäufen. Leider müsste ich dann aber meinen Beruf aufgeben, um der Sache gerecht zu werden.

jameda: Kein Mensch ist perfekt. In welchen Bereichen haben Ärzte Ihrer Meinung nach Verbesserungspotential?

Herr Otto: Ich kann hier nur für mich sprechen. Vielleicht sind die anderen Ärzte schon perfekt. Ich muss einfach noch gelassener werden. Manchmal ist es wirklich schwierig alle Forderungen und Belange der zahlreichen Patienten zu erfüllen. Täglich fordert mich das Thema Notfallpatient heraus. Die betroffenen Patienten sind glücklich, dass ich ihnen helfen kann. Allerdings ist der nachfolgende Patient mit Termin über die durch den Notfallpatienten resultierende Wartezeit verärgert.

jameda: Die Welt der Medizin verändert sich ständig. Gibt es neue Therapien oder Geräte, die Sie in Ihrer Praxis anwenden?

Herr Otto: Wie die meisten, die mich kennen, wissen, verwende ich sowieso immer die neueste Technik in meinem Zentrum. Die innovativste Behandlungsmöglichkeit bei mir ist die Vitreolyse. Mit diesem Verfahren kann man die kleinen schwebenden Punkte (Mouches volantes/ Glaskörpertrübungen) im Gesichtsfeld behandeln. Bis vor Kurzem gab es keine sinnvolle und schonende Behandlung für dieses sehr beeinträchtigende Krankheitsbild. Aber nicht alle neuen Verfahren in der Medizin sind sinnvoll. Es gibt durchaus moderne technische Verfahren in der Augenheilkunde, die ich aus Überzeugung nicht anwende.

jameda: Gibt es einen Patienten oder ein Erlebnis in Ihrer Praxis, das Sie nie vergessen werden?

Herr Otto: Vor vielen Jahren kam ein Mann mit seiner deutlich jüngeren Frau zum jährlichen Check-up. Der Mann sprach für seine Frau und bestimmte für sie, was untersucht werden sollte. Die Frau konnte kein Deutsch. Bisher sollte die Frau mit einer Fehlsichtigkeit von etwa -8.00 Dpt, wohl aus kosmetischen Gründen keine Brille haben. Ich habe dann eine Brille verordnet.

Von nun an kam der Mann alleine zu mir. Als die Frau plötzlich etwas (Ihren Mann) erkennen konnte, hat sie wohl ihr Leben geändert.

jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?

Herr Otto: Dieser Tipp bezieht sich auf alle Bereiche der Medizin: Liebe Patienten geht zur Vorsorge, auch wenn die Politik euch etwas anderes einredet. Viele schwere Erkrankungen fangen unbemerkt an und könnten durch eine gezielte Vorsorge gut geheilt werden. Ein Grauer Star zum Beispiel lässt sich in der Frühphase viel einfacher operieren als in einem Stadium, in dem sich der Patient schon deutlich beeinträchtigt fühlt. Ein früh erkanntes Glaukom (Grüner Star) lässt sich meist gut in den Griff bekommen. Unbehandelt führt Grüner Star zur Blindheit. Die Gesundheitspolitik hält diese Vorsorge für überflüssig.

Zur Praxis

Unser Zentrum deckt mit 3 Fachärzten und 16 Mitarbeitern nahezu den gesamten Bereich der konservativen und operativen Augenheilkunde ab. Ich habe mich auf die refraktive Chirurgie (Lasik, refraktiver Linsenaustausch, ICL) spezialisiert.

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