Artikel 08/06/2019

Venen-Operation im Sommer? Der Venenkleber als Alternative

Dr. med. Jörg Fuchs Facharzt für Allgemeinchirurgie, Gefäßchirurg, Phlebologe
Dr. med. Jörg Fuchs
Facharzt für Allgemeinchirurgie, Gefäßchirurg, Phlebologe
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Die Zeiten von Hautschnitten, blauen Beinen, Narkoseeingriffen und dem zwanghaften Tragen von Kompressionsstrümpfen sind vorbei. Und falls Sie Ihre unschönen Krampfadern im Sommer behandeln lassen wollen, weil der Sonnenurlaub im Winter liegt, kein Problem. Aber der Reihe nach!

Im Winter kann man sie gut unter Hosen und langen Strümpfen verstecken. Bevor der Sommer kommt, sollten Sie handeln und Ihre Krampfadern loswerden. So wird es Ihnen von allen Seiten empfohlen.

Im öffentlich-rechtlichen Fernsehen oder den sozialen Medien tauchen immer wieder Filmbeiträge auf, die Phlebologen verwundern. Für den medizinischen Laien dürften sie noch verwirrender sein. Dieser Artikel soll Klarheit verschaffen und Patienten mit Venenproblemen im Dschungel der Möglichkeiten Orientierung geben.

Wann sollten Sie aufmerksam werden und zum Spezialisten gehen?

Es gibt zwei Indikationen, die eine Untersuchung erfordern. Zum einen Veränderungen der Haut, also bräunliche Hautverfärbungen. Zum anderen bläuliche, durch die Haut durchschimmernde,  kleinste oder größere Venen, die verdickt sind und sich schlängeln.

Das Wort Krampfadern kommt ursprünglich von Krummadern, also geschlängelten Venen. Auch schuppige Hautveränderungen, die uns oft zum Hautarzt führen, sind ein mögliches Hinweiszeichen auf ein Krampfaderleiden.

Venen sind Einbahnstraßen. Durch Rückschlagventile, dem sogenannten Klappenapparat, kann das Blut auch im Sitzen oder Stehen zum Herzen zurückströmen. Kommt es bei Krampfadern zu einer Fehlfunktion der Venenklappen (Die Klappen können nicht mehr schließen.), versackt das Blut in den Beinen. Schmerzhafte Beinschwellungen, auch unruhige Beine oder die Neigung zu Krämpfen sind die Folge. Entzünden sich die krankhaft erweiterten Venen, führt dies zu einer Thrombophlebitis. Sie hat nichts mit einer Thrombose und der Gefahr einer Lungenembolie zu tun. Mit Kühlung und dem Auftragen einer entzündungshemmenden Salbe kann eine Thrombophlebitis anbehandelt werden. Nach Möglichkeit sollten Sie dann bald einen Phlebologen aufsuchen.

Krampfadern sind kein kosmetisches Problem. Es handelt sich um eine Erkrankung, die Varikosis oder auch chronische venöse Insuffizienz genannt wird. Jeder zweite Europäer ist von Krampfadern betroffen, in Deutschland etwa jede vierte Frau und jeder fünfte Mann.

Welche Möglichkeiten bieten sich den Betroffenen?

Die Meisten denken nur ans Operieren, die Stripping-Operation. Aber ist sie immer notwendig?
Es stehen Alternativen zur Verfügung, die das Leben einfacher machen. Jeder Phlebologe ist Ihnen als Betroffenem gegenüber verpflichtet, über alle Verfahren aufzuklären. So schreibt es das Patientenrechtegesetz vor. Danach soll es Ihnen möglich sein, zu entscheiden. Sie können sich entweder in Narkose chirurgisch operieren lassen und danach zwei Monate einen Kompressionsstrumpf tragen (Stripping-Operation). Oder Sie nutzen die Möglichkeit, sich endovenös (lat.: endo: in, vena: Vene) behandeln zu lassen.

Endovenös bedeutet, dass der behandelnde Arzt nicht mehr operiert. Stattdessen punktiert er die zu behandelnde Vene am Unterschenkel. Anschließend schiebt er einen Katheter durch die Vene bis in die Leiste oder in die Kniekehle vor. Der Eingriff läuft fast so einfach ab wie beim Blutabnehmen.

Die Hitzekatheter, also Radiowelle und Laser, arbeiten mit einer Betriebstemperatur von 120°C. Das ist sehr schmerzhaft. Daher bekommen diese Patienten immer eine Narkose und wegen der hitzebedingten Schwellneigung für bis zu vier Wochen auch einen Kompressionsstrumpf.

Der Venenkleber als einziges endovenöses Verfahren benötigt keine Narkose und keine Strümpfe. Der Patient kommt nicht nüchtern, nimmt alle Medikamente, die er sonst auch benötigt, auch Gerinnungsmedikamente. Nach dem Eingriff geht oder fährt er selbstständig nach Hause und darf, wenn er will, auch Sport treiben und schwimmen. Der endovenöse Venenkleber wird von Spezialisten angeboten, die unter dem Begriff Venenkleber im Netz oder bei jameda zu finden sind. Nur sie verfügen über die notwendige Erfahrung und beraten gerne über die Möglichkeiten der modernen Krampfadertherapie. Mit dem Venenkleber können Krampfadern zu jeder Jahreszeit beseitigt werden.

Nach dem Eingriff können Sie alles machen, was Sie auch vorher getan haben. Bis die Heilung komplett abgeschlossen ist, vergehen jedoch auch beim Venenkleber einige Wochen. Blaue Flecken, Verhärtungen oder Rötungen treten durchaus auf und stören manchmal den optischen Eindruck. Wer also makellose Beine präsentieren möchte, muss das mit einkalkulieren.

Das Beste zum Schluss!

Das Thema Vorsorge wird immer wieder diskutiert. Viele Patienten fragen sich, ob Sie prophylaktisch etwas tun können. Frauen dürfen hochhackige Schuhe tragen. Enge Kleidung ist kein Problem. Ob Sie im Beruf stehen oder sitzen müssen – ebenfalls kein Problem. Groß oder klein, dick oder dünn, sportlich oder nicht sportlich: Krampfadern treten hiervon unabhängig auf. Es gibt nur eines, was Phlebologen in Hinblick auf die mögliche Ursache mit einiger Sicherheit sagen können: An der familiäre Veranlagung ist etwas dran. Ein guter Sport wäre das Schwimmen, weil Bewegung und die Wassermassage den Venen gut tun.

Wenn Sie eine lange Reise unternehmen oder auch viel stehen müssen, kann ein Kompresssionsstrumpf der Klasse eins hilfreich sein. Absolute Vorgaben gibt es nicht mehr. Früher wurden für Langstreckenflüge Strümpfe und Spritzen verordnet. Das gibt es nicht mehr. Fragen Sie gerne einen Spezialisten. Der muss es wissen.

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