funktionelle-herzbeschwerden

Schmerzen in der Brust, nicht selten verbunden mit dem Gefühl einer Atemnot oder ausgeprägter körperlicher Schwäche und Erschöpfung, Herzrasen oder „stolpern mit einem Kloßgefühl im Hals“ - Symptome die einem den Schweiß auf die Stirn treiben und Angst auslösen. Es folgt der Gang zum Arzt. Dort wird das Herz abgehört, ein EKG geschrieben, möglicherweise ein Belastungs-EKG und eine Blutentnahme durchgeführt. Dann kommt das Ergebnis: Sie sind gesund, da ist nichts.

Entspannen Sie sich mal ein bisschen. Kaum hat sie/er die Praxis verlassen, setzen die Symptome wieder ein. Zweifel kommen auf an der Richtigkeit der ärztlichen Auskunft - da wurde in der Hektik bestimmt etwas übersehen. Die Angst wird immer größer und in der folgenden Nacht werden die Beschwerden unerträglich. Telefonnummer 112, Rettungswagen, Notaufnahme im Krankenhaus und am nächsten Morgen die gleiche Aussage - wir haben nichts Krankhaftes gefunden und mit höchster Wahrscheinlichkeit seien es funktionelle Herzbeschwerden. Harmlos und ohne Gefahr für Leib und Leben. Diese Geschichte wiederholt sich in Deutschland und anderswo so oder ähnlich jeden Tag. Für die Betroffenen quälend - immer die gleichen Beschwerden, immer neue Ärzte, immer das gleiche Ergebnis, immer dieselben Zweifel. Dabei könnte eine Stunde Gespräch mit einem erfahrenen Arzt schon eine große Hilfe sein.

Wenn mehrmals nacheinander durch verschiedene Ärzte festgestellt werden konnte, dass das Herz gesund ist, besteht in der Tat nur eine sehr geringe Wahrscheinlichkeit, dass es nicht so ist. Viel eher sind psychische Belastungen als Ursache in Betracht zu ziehen. Dies wird zumeist jedoch nicht wahrgenommen, weil es im Unterbewusstsein abläuft. Außerdem lassen viele Menschen den Gedanken, dass vielleicht ein Ungleichgewicht ihrer psychischen Situationen vorliegen könnte, gar nicht zu. Es wird als beschämend empfunden, in die „Psycho-Ecke“ gestellt zu werden. Dabei ist schon seit der Antike bekannt, dass zwischen Störungen der Seele und des Körpers sehr enge Beziehungen bestehen. Vom großen griechischen Philosophen Platon ist der Satz übermittelt „Das ist der größte Fehler bei der Behandlung von Krankheiten, dass es Ärzte für den Körper und Ärzte für die Seele gibt, wo beides doch nicht getrennt werden kann.“

Herz und Kreislaufsystem sind die ersten Organe, die unter belastenden Lebenssituationen Beschwerden verursachen können. Unzählige Gleichnisse haben sich Dichter und Denker über Jahrhunderte hierzu einfallen lassen: „Man nimmt sich etwas zu Herzen“ oder „Es bricht einem das Herz“. Der kürzlich verstorbene Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki hat es einmal formuliert: „Das Herz ist der Joker der deutschen Dichtung.“

Angst, Ärger und Trauer sind die übergeordneten Gefühlsregungen, die sich „auf das Herz schlagen“. Angst um den Arbeitsplatz, ständiger Ärger mit den Vorgesetzten oder dem Partner, Trauer um einen verlorenen nahestehenden Menschen. Aber auch Überforderung durch Aufgabenvielfalt, Leistungserwartung und ständige Erreichbarkeit über Handy und Internet. Letztlich ist alles Stress - die Abwehrsysteme des Körpers sind in ständiger Alarmbereitschaft (siehe „Psychischer Stress und Blutgefäßalterung“ bei jameda). Hat sich die Angst um die Gesundheit des Herzens erst einmal fest in den Gedanken eines Menschen festgesetzt kann sich dadurch der Lebensalltag völlig verändern. Puls und Blutdruck werden ständig kontrolliert, jede Unregelmäßigkeit des Herzschlages wird kritisch wahrgenommen, körperliche Belastungen werden vermieden, um das Herz nicht zu belasten und letztlich können alltägliche Aktivitäten nicht mehr unternommen werden, ohne daran denken zu müssen, wo im Notfall die nächste ärztliche Versorgung erreichbar ist.

„Funktionelle Beschwerden des Herzens“ sind keine eingebildeten Symptome! Sie sind ein starkes Signal welches auf ein Ungleichgewicht zwischen psychischen Abläufen und Organfunktionen hinweist. Herzmediziner (Kardiologen) und Ärzte für psychosomatische Medizin, die sich darauf spezialisiert haben, die körperlichen Beschwerden eines Menschen in Beziehung zu seinen Fähigkeiten und Reaktionsmustern zu setzten, arbeiten auf dem Gebiet der Psychokardiologie zusammen, um den Betroffenen wirksame Hilfestellung geben zu können.

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