Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jemeda Dr. -Univ.Baku- Asad Garayev interessante Fragen zu seinem Umgang mit Patienten und Neuerungen in der Rhinochirurgie.
jameda: Herr Dr. Garayev, was hat sie motiviert, Hals- Nasen- Ohrenarzt zu werden?
Herr Dr. Garayev: HNO-Heilkunde, die sich die Bereiche Kopf-Hals Chirurgie, Onkologie, Neurootologie erstreckt, stellt für mich das facettenreichste und faszinierendste Fach dar, das die Medizin bietet. Besonders viel Spaß und Herausforderung bereitet mir der operative Bereich sowie der Umgang mit den Patienten, der in der Kopf-Hals-Medizin doch immer ein besonderer ist.
jameda: Was macht Ihnen im Praxisalltag am meisten Freude? Wo sehen Sie die größten Herausforderungen?
Herr Dr. Garayev: Im Praxisalltag macht mir am meisten Freude, wenn die Patienten gerne zu mir kommen, über andere zufriedene Patienten erzählen, selbst zufrieden nach Hause gehen. Sie sollen sich menschlich und medizinisch gut betreut fühlen. Unsere größte Herausforderung ist es, komplexe Störungen im Kopf-Hals-Bereich heraus zu finden, um die eigentliche Ursache behandeln zu können. Bei plastisch-ästhetischen Operationen sollen funktionelle Ergebnisse den kosmetischen Erfolg ergänzen.
jameda: Welchen Vorurteilen begegnen Sie häufig in Ihrer Praxis?
Herr Dr. Garayev: Viele Patienten kommen zu mir in die Praxis mit bereits festgestellter Diagnose. Ich fange immer wieder mit Aufheben der Beschwerden, Krankengeschichte und bildgebenden Verfahren sowie Endoskopie an. Im Rahmen präoperativer Vorbereitung zu plastisch-ästhetischen und plastisch-rekonstruktiven Operationen verfolgt der Patient die klinische Analyse, damit kann man unrealistische Erwartungen vermeiden.
jameda: Manche Krankheiten und Therapien sind unangenehm und verlangen viel Durchhaltevermögen vom Patienten. Was raten Sie Patienten in solchen Situationen?
Herr Dr. Garayev: Wenn z.B. in der Rhinochirurgie eine Tamponade entfernt werden soll und das besonders schmerzhaft ist, erkläre ich dem Patienten die Situation und setze eine ausreichende Schmerztherapie ein. Bei einer postoperativen Gesichtsschwellung wird der Patient parallel zur Kühlung, Antiphlogistika und Kortikoidstherapie über den aktuellen Stand informiert und so motiviert. Die Patienten erwarten Zuspruch, Trost und die nachvollziehbare Erklärung des Krankheitsbildes.
jameda: Wie reagieren Sie, wenn Sie merken, dass ein Patient Ihren Therapieplan nicht befolgt?
Herr Dr. Garayev: Ich würde über mögliche Folgen, verständnisvoll, vor allem aber geduldig aufklären. Eventuell mögliche Alternativbehandlungen in Betracht ziehen, falls gravierende Gründe vorliegen, die den Patienten bewegen, den ursprünglichen Therapieansatz nicht zu befolgen.
jameda: Wenn Sie das Gesundheitssystem ändern könnten, was würden Sie als Erstes tun?
Herr Dr. Garayev: Ich würde das System dorthin führen, dass Ärzte, die sich Zeit für ihre Patienten nehmen und komplexe Krankheitsfälle versorgen, gefördert werden. Außerdem halte ich für wichtig, dass die Prophylaxe in unserem Gesundheitssystem wichtiger wird. Komplexe Krankheiten und Therapien erfordern deutlich mehr Zeit und auch Gelder - es kann nicht sein, dass diese Arbeit nicht extra gefördert wird.
jameda: Kein Mensch ist perfekt. In welchen Bereichen haben Ärzte Ihrer Meinung nach Verbesserungspotential?
Herr Dr. Garayev: Ich denke, dass Ärzte durch die Verbesserung der Kollegialität untereinander noch viel mehr erreichen können.
jameda: Die Welt der Medizin verändert sich ständig. Gibt es neue Therapieverfahren oder Gerätschaften, die Sie in Ihrer Praxis anwenden?
Herr Dr. Garayev: Die Nasenklappenchirurgie stellt eine besondere Herausforderung für den Rhinochirurgen dar. Wir möchten eine neue Methode der Modulierung des Nasenflügelknorpels durch Radiofrequenztherapie in unserer Praxis etablieren. Durch die Methode kann die Nasenklappenstenose deutlich erweitert werden.
Als nächstes würden wir gerne eine relativ neue Methode der Tubendilatation/ Ballondilatation unseren Patienten anbieten. Wenn die „Ohrtrompete“ oder Eustachische Röhre nicht richtig funktioniert, kann das zu gravierenden Ohrproblemen wie dumpfem Hören, Druckgefühl, Schwindel führen. Bisher gab es bei solchen Belüftungsstörungen nur wenig erfolgversprechende Therapien, darunter kortisonhaltige Nasensprays oder die operative Einlage von sogenannten Paukenröhrchen. Sie helfen aber nicht jedem Patienten und sind bei dauerhaftem Einsatz problematisch. Bei der neuen Tubendilatation wird die Ohrtrompete operativ geweitet und damit der natürliche Belüftungsweg wieder hergestellt. Dazu wird ein Katheter durch die Nase in die Tube eingeführt. Dort wird ein Ballon mit definiertem Druck aufgeblasen und so der knorpelige Anteil der Ohrtrompete behutsam geweitet.
jameda: Gibt es einen Patienten oder ein Erlebnis in Ihrer Praxis, das Sie nie vergessen werden?
Herr Dr. Garayev: Wir haben es in unserer Praxis mit sehr vielen und verschiedenen Menschen zu tun, daher habe ich jeden Tag unvergessliche Erlebnisse. Sicherlich werde ich nie die Patientin vergessen, die weinte, als sie ihre langjährig gewünschte Nase bekommen hatte.
jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?
Herr Dr. Garayev: Nutzen Sie regelmäßige Voruntersuchungen. Bauen Sie ein Vertrauensverhältnis zu ihrem Arzt auf und gehen Sie mit ihm den Weg der medizinischen Versorgung gemeinsam.
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