Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Herrn Dr. med. Armin Seifarth interessante Fragen zu seinen Erfahrungen als Radiologe.
jameda: Herr Dr. Seifarth, was hat Sie motiviert, Radiologe zu werden, und warum haben Sie sich für Ihre Spezialgebiete entschieden?
Dr. Seifarth: Die Diagnose steht am Anfang jeder Therapie. Hierbei hat mich in der Radiologie die diagnostische Detektivarbeit kombiniert mit hochtechnischen Untersuchungen von Anfang an begeistert.
Hochmoderne Apparate produzieren jedoch „nur“ Bilder. Das Kennen und Erkennen von oft nur kleinen Veränderungen auf diesen Bildern und das Verständnis der Zusammenhänge zwischen Bild und Beschwerden der Patienten sind die besonderen Herausforderungen und Voraussetzungen, um die richtige Diagnose zu stellen und so den behandelnden Ärzten helfen zu können, die beste Therapie zu finden.
Hinter jedem Bild ist jedoch ein Mensch und so hat der Austausch mit dem Patienten eine besondere Bedeutung, nicht nur, um die klinischen Beschwerden richtig zu werten, sondern vor allem auch, um den Patienten ihre Befunde verständlich zu erklären. Interessanterweise bietet die Arbeit in einer Praxis hierzu mehr Möglichkeiten als die Arbeit im Krankenhaus.
jameda: Worin liegt Ihr Tätigkeitsschwerpunkt und was macht diesen so besonders?
Dr. Seifarth: Als sportbegeisterter Mensch habe ich die Muskuloskelettale Radiologie als Schwerpunkt für mich entdeckt. Degenerative Schäden oder auch überlastungs- oder verletzungsbedingte Veränderungen richtig zu interpretieren, erfordert oft spezialisiertes Wissen und Erfahrung – nicht nur in der Interpretation der Bilder, sondern auch in der Deutung der vom Patienten geschilderten Beschwerden.
Um eine gute Diagnose zu stellen, muss beides miteinander verknüpft werden können. Daher liegt mir viel am Gespräch mit den Patienten sowie auch dem interdisziplinären Austausch mit den behandelnden Ärzten (z. B. Orthopäden).
jameda: Gibt es im medizinischen Bereich ein Vorbild, das Ihre Laufbahn besonders geprägt hat?
Dr. Seifarth: Als ich am Klinikum in Augsburg meine Zeit als Assistenzarzt, später als Fach- und Oberarzt verbracht habe, hat mir mein damaliger Chef Prof. Bohndorf sowie auch das Oberarzt-Team dort eine „klinische“ Radiologie gelehrt. Das bedeutet, sich nicht nur die Bilder auf dem Monitor, sondern auch den Patienten anzusehen. Das Streben nach der richtigen Diagnose und nicht nach der halben Wahrheit, habe ich von ihm gelernt – auch die Freude am Weitergeben von Wissen und Erfahrung.
Heute organisieren wir zusammen Workshops, um andere Radiologen weiterzubilden, hierfür haben wir sogar eine eigene Gesellschaft zur Wissensvermittlung gegründet.
jameda: Gibt es aktuell Hilfen oder Neuerungen, die Ihnen Ihren Praxisalltag erleichtern können?
Dr. Seifarth: Die Radiologie ist ein sehr technisches Fach, das von der rasanten Entwicklung in der Computertechnik enorm profitiert. Dies ermöglicht es, Bilder mit besserer Qualität in einer kürzeren Untersuchungszeit zu erstellen. Bei Untersuchungen mit Röntgenstrahlen lässt sich die Strahlenbelastung durch neue Techniken deutlich reduzieren.
Zunehmend hilft uns auch der Computer bei der Befundung, z. B. durch automatisierte Messungen.
Andere computergestützte Abläufe helfen uns im Patientenmanagement, von der Terminvergabe bis zur Befunderstellung und dem Befundversand.
jameda: Wo sehen Sie in Ihrem Fachgebiet die größten Herausforderungen für die Zukunft?
Dr. Seifarth: Trotz der rasanten Entwicklung der Computertechnik muss der Patient im Mittelpunkt der Diagnose bleiben. Die Auswertung durch Computer und künstliche Intelligenz wird in der Radiologie weiter zunehmen und damit auch die Gefahr, dass nicht mehr der Patient gesehen wird, sondern nur noch dessen Bilder und Auswertungen.
Ich sehe hier vor allem auch die Ausbildung in der Radiologie gefährdet. Für eine klinische Radiologie müssen jedoch Bilder und Beschwerden verknüpft werden können, sonst bekommt man nur eine Befundbeschreibung und keine klinische Diagnose.
Aber dass der Computer uns Arbeit abnimmt, kann auch eine Chance sein und wir haben so mehr Zeit für den Patienten.
jameda: Was wird an Ihrem individuellen Umgang mit Ihren Patienten besonders geschätzt?
Dr. Seifarth: Ich habe den Anspruch an mich, dass meine Patienten nach ihrer Untersuchung die Diagnose verstehen und sie empathisch vermittelt bekommen. Das erfordert manchmal auch längere Patientengespräche.
Manchmal ist es gar nicht so einfach, sich in der durchgetakteten täglichen Routine hierfür mehr Zeit zu nehmen. Aber ich denke, dass ich das in der Regel ganz gut hinbekomme. Manchmal grübel ich auch länger über Aufnahmen und bespreche sie mit anderen Kollegen, teils auch über ein großes Netzwerk mit Radiologen in ganz Deutschland. Wie mich mein ehemaliger Chef gelehrt hat, versuche ich immer die richtige Diagnose zu finden.
jameda: Was schätzen Sie an Ihren Patienten besonders?
Dr. Seifarth: Es macht die Radiologie interessant, Patienten aus allen Altersgruppen und vielen unterschiedlichen Fachbereichen zu sehen. Das macht die Arbeit immer wieder aufs neue interessant und auch herausfordernd.
jameda: Gibt es ein besonderes Patientenerlebnis, das Sie nie vergessen werden?
Dr. Seifarth: Es gibt nicht ein besonderes Patientenerlebnis – sondern so viele, dass ich mich leider schon nicht mehr an alle erinnern kann.
jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?
Dr. Seifarth: „Die Dosis macht das Gift“. Das sehe ich immer wieder bei meinen Untersuchungen, von jedem zu wenig oder von allem zu viel – beides ist nicht gut.
Durch die Fusion mehrer Einzelpraxen wurde die Praxis DIE RADIOLOGIE zu einer der größten inhabergeführten Praxen Deutschlands. Als inhabergeführte Praxis sind wir unabhängig und frei in unseren Entscheidungen und können so unseren Patientinnen und Patienten die bestmögliche Versorgung anbieten.
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