Zwei- bis dreimal im Jahr für einige Tage ein schmerzender Rücken: Das kennt fast jeder und das ist auch so normal wie ein Schnupfen. In den allermeisten Fällen klingen die Beschwerden von alleine oder mit den bekannten Selbsthilfemaßnahmen wie Wärme, leichte Dehnungsgymnastik, Schonung und eventuell einem leichten Schmerzmedikament nach kurzer Zeit wieder ab.
Aber was passiert, wenn die Schmerzen anhalten? Wenn auch unter Fortführung und Intensivierung der oben genannten Maßnahmen keine Besserung eintritt? Über kurz oder lang werden Bilder vom Rücken mittels Röntgen, Computertomographie oder Kernspintomographie durchgeführt.
Bedrohliche Erkrankungen wie ein Wirbelbruch, ein Tumor oder eine Entzündung sind zum Glück sehr selten und lassen sich mit dieser Diagnostik sicher ausschließen. Aber in vielen Fällen werden dabei andere normabweichende Befunde festgestellt, z. B. ein Bandscheibenschaden oder -vorfall, ein abgenütztes Wirbelgelenk, eine Engstelle im Rückenmarkskanal, Verkrümmungen usw.
Bekanntermaßen taugt die Bildgebung bei Rückenschmerzen gut zum Ausschluss einer gravierenden Erkrankung, aber leider nur sehr bedingt zur Erklärung anhaltender Rückenschmerzen. Ohne sorgfältige Ganzkörper-Untersuchung des schmerzgeplagten Patienten besteht leicht die Gefahr, dass aufgrund dieser Bildbefunde vorschnell eine Diagnose erstellt wird. So kann daraus leicht eine falsche Therapieentscheidung werden.
Also kehren wir nach Ausschluss gefährlicher Ursachen noch einmal zurück zum eigentlichen Problem: dem Rückenschmerz. Schwerpunktmäßig ist der Lendenbereich oder der Nackenbereich, eventuell aber bereits der gesamte Rücken betroffen – von einer hoch schmerzhaften Bewegungseinschränkung mit harten, druckempfindlichen Weichteilen. Diese Weichteile sind das Muskel- und Fasziensystem und genau dort befindet sich sehr oft der Grund für die Schmerzen. Die oben genannte Bildgebung kann hierzu keine Hilfe leisten, denn die Störungen sind nicht struktureller, sondern funktioneller Art. Vielmehr bedarf es eines Untersuchers mit geschultem Auge für Abweichungen der Körperhaltung, Auffälligkeiten im Bewegungsverhalten sowie eines feinen Tastsinns zum Erspüren myofaszialer Normabweichungen.
Unser Fasziensystem ist ein den ganzen Körper durchziehendes, unterbrechungsfreies, dreidimensionales Netzwerk. Es ist erst in den letzten Jahren zunehmend in den wissenschaftlichen Fokus gerückt. Der früher benutzte Begriff „Bindegewebe“ spiegelt seine zahlreichen Fähigkeiten nicht im geringsten wider. Seine mechanischen Qualitäten beinhalten Stütz–, Halte-, Schutz- und Energiespeicherfunktionen. Lokale Spannungserhöhungen werden großflächig verteilt und dadurch abgemildert. Das hat viele Vorteile, kann aber gleichzeitig jedes lokale Problem in ein globales mit weit entfernten Auswirkungen und Gegenreaktionen verwandeln. So kann ein anhaltender Nacken-Kopfschmerz beispielsweise verursacht sein durch eine länger bestehende ein- oder beidseitige Verkürzung der Muskelfaszien in den Oberschenkelrückseiten.
Genau so kann aber auch eine hohe Spannung in der Kaumuskulatur und seinen Faszien wegen nächtlichem Zähneknirschen oder einem Fehlbiss der Auslöser sein. Weiterhin besitzen unsere Faszien eine ausgeprägte Sensorik. Beispielsweise ist die Rückenfaszie wesentlich schmerzempfindlicher als die darin eingebetteten Rückenmuskeln. Das erklärt, warum eine Massage einen dortigen Schmerz nicht beseitigen kann, wenn die Faszienstörung die Ursache ist. Auch die Messung der Gewebespannung erfolgt in den Faszien. Das führt über ausgeklügelte Regelkreise in Aufwärts- oder Abwärtsrichtung zu einem Ausgleich in anderen Bereichen.
Fasziale Störungen sind etwas Häufiges. Oft lösen sie sich von alleine auf. Wenn sie aber verkleben, verfilzen, vernarben, sich verdrehen oder verhaken, hilft nur eine gezielte Behandlung. Faszien lieben aufgrund ihrer dreidimensionalen Netzstruktur regelmäßige, abwechslungsreiche Bewegung mit wiederkehrenden Dehnungen. Als Gleit- und Verschiebeschicht sind sie auf eine regelmäßige Flüssigkeitszufuhr angewiesen. Sie sind abhängig von einem gut funktionierenden Stoffwechsel. Andererseits leiden sie unter einer Übersäuerung des Gewebes, schlechter Durchblutung und schlechter Verdauung.
Sollte also die Ursache anhaltender Rückenschmerzen in einer Störung des Muskel-Fasziensystems begründet sein, ist folgendes Vorgehen erfolgversprechend:
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