Team jameda
Bulimia nervosa oder Bulimie ist umgangssprachlich als Ess-Brech-Sucht bekannt. Neben der Magersucht und der Binge-Eating-Störung zählt sie zu den häufigsten Essstörungen. Betroffene leiden unter unkontrollierbaren Heißhungerattacken. Aufgrund ihrer Angst vor einer Gewichtszunahme wirken sie den Essanfällen mit gewichtsreduzierenden Maßnahmen wie Erbrechen, Sport oder der Einnahme von Abführmitteln entgegen.
Bulimie betrifft überwiegend Mädchen und Frauen. Zwischen 90 und 95 Prozent der Betroffenen sind weiblich. Rund ein bis drei Prozent der jugendlichen Mädchen und Frauen im jungen Erwachsenenalter leiden unter der Essstörung. In vielen Fällen geht der Bulimie eine Magersucht voraus.
Bei der Entstehung der Bulimie spielt eine Kombination aus biologischen, familiären und sozialen Faktoren eine Rolle. Als biologische Ursache kommen eine genetische Veranlagung sowie ein Mangel an Serotonin und körpereigenen Opioiden, die unter anderem den Appetit regulieren, in Frage. Betroffene erfahren in ihren Familien wenig Zuneigung und Anerkennung, sprechen nicht über Gefühle und erlernen keine angemessene Streitkultur. Ihre Eltern stellen häufig einen hohen Leistungsanspruch.
Ein weiterer familiärer Faktor ist das Vorliegen psychischer Erkrankungen bei den Eltern, wie Essstörungen oder Suchterkrankungen. Soziale Ursachen finden sich besonders in der westlichen Kultur, die von einem schlanken Schönheitsideal geprägt ist.
Bulimiker leiden unter einer verzerrten Selbstwahrnehmung. Obwohl sie schlank oder normalgewichtig sind, empfinden sie sich als dick. Gewicht und Figur beeinflussen ihr Selbstwertgefühl. Menschen mit Bulimie sind häufig selbstkritisch und perfektionistisch, leiden unter Versagensängsten und verspüren Gefühle der inneren Leere, Frustration, Angst oder Wut.
Die Fressattacken dienen häufig der Belohnung oder der Emotionsregulation. Sie sind selten kontrollierbar und Betroffene essen in einem Anfall mehrere tausend Kalorien. Nach einer Heißhungerattacke fühlt sich das selbst herbeigeführte Erbrechen befreiend an und löst Spannungszustände. Andere Gegenmaßnahmen, die eine Gewichtszunahme vermeiden sollen, sind die Einnahme von Abführmitteln oder Appetitzüglern und exzessiv betriebener Sport.
Im Gegensatz zu Menschen mit Binge-Eating-Disorder, die nach einem Fressanfall keine Gegenmaßnahmen treffen, sind Bulimiker meist normalgewichtig, sodass die Erkrankung Außenstehenden lange nicht auffällt. Die offensichtlichsten Folgen der Ess-Brech-Sucht sind durch Magensäure geschädigte Zähne, Wunden am Handrücken, die beim Erbrechen von den eigenen Zähnen verursacht werden, geplatze Äderchen in den Augen und geschwollene Speicheldrüsen im Gesicht, sogenannte Hamsterbäckchen.
Menschen mit Bulimie leiden häufig unter Müdigkeit und Konzentrationsstörungen, Kreislaufproblemen und Herzrhythmusstörungen, Verstopfungen, Sodbrennen und Entzündungen des Rachens, der Speiseröhre und der Bauchspeicheldrüse. Bulimia nervosa tritt oftmals zusammen mit Depressionen, Drogenmissbrauch, Alkoholismus oder selbstverletzendem Verhalten auf.
Neben den gesundheitlichen Folgen hat die Bulimie häufig finanzielle und soziale Folgen. Die konsumierten Nahrungsmengen kosten viel Geld. Manche Betroffenen geraten in finanzielle Schwierigkeiten und klauen Lebensmittel. Viele ziehen sich zunehmend aus ihrem sozialen Umfeld zurück und drohen zu vereinsamen.
Die kognitive Verhaltenstherapie erzielt in der Behandlung der Bulimie gute Ergebnisse. In der Therapie arbeiten Betroffene daran, ihre negativen Denkweisen und Verhaltensmuster zu ändern und einen gesunden Bezug zu Nahrungsmitteln herzustellen. Sie erlernen Bewältigungsstrategien und Entspannungstechniken, um mit Spannungszuständen konstruktiv umzugehen.
Ist aus Scham oder Angst ein Arztbesuch nicht möglich oder sind die Wartezeiten auf einen Therapieplatz lang, bietet sich als Alternative oder zur Überbrückung die begleitete Selbsthilfe an. Dem Online-Kurs gegen Bulimie von Selfapy liegen die genannten Strategien der Verhaltenstherapie zugrunde. Psychologen unterstützen die Betroffenen in wöchentlichen Gesprächen.
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