Team jameda
Auch Medikamente können helfen
Sowohl zur Unterstützung des Kontinenztrainings als auch als weitere Behandlungsmöglichkeit der Drang-, aber auch der Stressinkontinenz stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung. So kann der Arzt bei der Dranginkontinenz so genannte Anticholinergika verordnen, die das plötzliche Zusammenziehen des Harnblasenmuskels einschränken. Bei der Belastungsinkontinenz hilft vor allem die Medikamentengruppe der Alpha-Sympathomimetika, die den Harnröhrendruck erhöhen, so dass unter Belastung weniger oder kein Urin abgeht. Bei Frauen, deren Inkontinenz durch einen altersbedingten Rückgang der Schleimhäute im Harntrakt ausgelöst wurde, können lokal wirkende Östrogene wirksam sein. Diese weiblichen Sexualhormone werden übrigens auch teilweise bei Dranginkontinenz eingesetzt. Im Gegensatz zur Hormonersatztherapie, die manche Frauen gegen die Wechselsjahrsbeschwerden erhalten, hat das lokal angewandte Östrogen keine systemischen Nebenwirkungen, weshalb die Behandlung im Allgemeinen bedenkenlos durchgeführt werden kann.
Nahrungsmittel und Getränke, die man lieber weglassen sollte
Den Beckenboden in Schwung bringen
Vor allem für Frauen mit Belastungsinkontinenz ist ein gezieltes Training des Beckenbodens von großer Bedeutung, trägt diese Muskelpartie doch wesentlich zum Verschluss der Harnblase zur Harnröhre bei. Und gerade bei Frauen ist die Muskulatur oft infolge von Geburten, aber auch aufgrund eines Mangels an weiblichen Sexualhormonen nach den Wechseljahren geschwächt. Die Muskeln können jedoch trainiert werden, obwohl sie im Inneren des Körpers liegen. Sinnvoll ist es, sich von einem Physiotherapeuten gezielte Beckenbodenübungen zeigen zu lassen und diese täglich etwa 15 Minuten lang durchzuführen. Denn schließlich gilt es, zunächst den Beckenboden überhaupt zu „erspüren“.
Das so genannte Biofeedback kann dazu beitragen, das Beckenbodentraining gezielter und erfolgreicher durchzuführen. Die Sonde eines tragbaren Geräts wird in die Scheide oder den After eingeführt. Spannt man nun den Beckenboden gezielt an, gibt das Gerät dem Patienten durch ein optisches oder akustisches Signal (Leuchtdioden oder Ton) eine Rückmeldung darüber, ob er seine Beckenbodenmuskulatur angemessen stark anspannt. Ein solches Biofeedbackgerät steigert daher häufig die Trainingsbereitschaft.
Durch die Elektrostimulation bekommt man ein besseres Gefühl für den Beckenboden. Bei dieser Form des Beckenbodentrainings wird eine Sonde in die Vagina oder den After eingeführt, die geringe Stromimpulse aussendet, woraufhin es zu Kontraktionen des Beckenbodens kommt. Die Elektrostimulation kann mit einem tragbaren Gerät zu Hause durchgeführt werden und hilft, bei regelmäßiger Anwendung, einem Großteil der Patienten mit Belastungs- und Dranginkontinenz.
Kleine, in die Vagina eingeführte Gewichte (so genannte Feminakonen) können die Qualität des Beckenbodentrainings ebenfalls verbessern. Sie müssen mit Hilfe der angespannten Beckenbodenmuskulatur eine kurze Zeit in der Scheide gehalten werden. Spezielle Pessare, die in die Scheide eingeführt werden, haben eine ähnliche Wirkung. Sowohl die Gewichte als auch die Pessare verfügen über Rückholbändchen.
Mit Botox gegen Dranginkontinenz
Botox-Spritzen, also Injektionen des vom Botulinum-Bakterium produzierten Gifts, werden nicht nur von Schönheitschirurgen eingesetzt, um Falten zumindest zeitweilig verschwinden zu lassen, sie können auch bei Blasenschwäche helfen. Denn die Spritze in die Harnblase dämpft gezielt die lokal erhöhte Aktivität des Blasenmuskels. Diese Methode zur Inkontinenzbehandlung funktioniert US-amerikanischen und deutschen Studien zufolge in bis zu 90% gut, Patienten mit überaktiver Blase sind oft bereits nach einer Behandlung beschwerdefrei. Die Wirkung hält in vielen Fällen über ein Jahr lang an, eventuell notwendig werdende Wiederholungsinjektionen sind so effektiv wie die Erstbehandlung. Aufgrund der Dämpfung der erhöhten Muskelaktivität durch Botox erlangt die Blase ihre normale Funktion zurück. Die Blasenkapazität steigt und die Inkontinenzepisoden verringern sich, so dass die Patienten eine deutlich gesteigerte Lebensqualität empfinden. Botox-Injektionen zur Behandlung von Blasenschwäche sind auch in Deutschland zugelassen…
Gift für den Beckenboden
Letzter Ausweg Operation
Es gibt verschiedene aussichtsreiche operative Methoden, um die Kontinenz wiederherzustellen. Für Frauen z. B., bei denen es aufgrund einer Beckenbodeschwäche zu Senkungen von Harnblase, Scheide und/oder Gebärmutter gekommen ist und die infolge dessen inkontinent wurden, gibt es verschiedene Operationsverfahren, die die Senkung beheben. So werden u. a. Blasenhals und Harnröhre angehoben, um eine Beckenbodenschwäche auszugleichen. Bei einer Gebärmuttersenkung wird in der Regel die Gebärmutter entfernt.
Auch die Legung eines so genannten TVT-Bandes, das die Harnröhre stützt, kann bei der Belastungsinkontinenz Abhilfe schaffen. Eine Unterspritzung der Harnröhre mit Hyaluronsäure kann diese stützen. Falls der Schließmuskel nicht mehr intakt ist, kann unter Umständen ein künstlicher Schließmuskel (Sphinkterprothese) dessen Funktion übernehmen. Dabei handelt es sich um eine Manschette, die um die Harnröhre gelegt wird und diese verschließt. Durch Knopfdruck kann die Manschette geöffnet wird, um die Harnblase zu entleeren.
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