Besenreiser sind kleinste Hautvenen, welche durch übermässige Blutfülle - also eine klassische venöse Stauung - seltener auch einmal durch eine angeborene Erweiterung groß, dunkelblau und sichtbar werden.
Es sind also zunächst einmal die stets vorhandenen Hautvenen, die sich dergestalt verändern und keine Neubildungen. Auch handelt es sich keineswegs um ‘geplatzte Adern’, wie gelegentlich vom Laien vermutet wird.
Es gibt auch noch das ‘arterielle Gegenstück’ zu den Besenreisern, die ‘Spider Nävi’: ein eingedeutschter angloamerikanischer Begriff (Spider, engl. = Spinne; Nävus = deutsche medizinische Bezeichnung für eine fleckförmige, farbige Hautveränderung), welcher (meist sehr zarte) arterielle Kapillaren der Haut beschreibt, welche für gewöhnlich von einem zentral gelegenen Punkt ausgehen, was dem Ganzen den Aspekt eines Spinnennetzes verleiht.
Während nun die Spider Nävi völlig ohne weitere Bedeutung für das Gefäßsystem des Körpers insofern sind, als sie keine anderweitige Erkrankung desselben signalisieren, verhält sich das bei den venösen Besenreisern ganz anders:
treten Besenreiser oberhalb des Knies auf, haben Sie in der Regel keine Erkrankung größerer Venen als Ursache
treten Besenreiser aber unterhalb der Knieebene auf, haben sie praktisch immer eine bedeutsame Venenerkrankung als Ursache
Es ist dabei so:
Man kann ganz allgemein sagen, dass das Auftreten von Besenreisern in der Knöchelregion innen praktisch immer auf eine Stammvenenerkrankung der Großen Rosenvene (Vena saphena magna = oberflächliche Stammvene an der Beininnenseite) hinweist.
Treten die Besenreiser dagegen am Außenknöchel auf, so handelt es sich in aller Regel um eine Erkrankung der Kleinen Rosenvene (Vena saphena parva = oberflächliche Stammvene an der Wadenaußenseite und – mitte bis zur Kniekehle verlaufend).
Dies ist eine Tatsache, der – auch von den allermeisten Ärzten – viel zu wenig Beachtung geschenkt wird.
Welche Bedeutung hat diese Erkenntnis für die medizinische und tägliche Lebenspraxis?
Ganz konkret hat das folgende Konsequenzen?
wenn Besenreiser unterhalb der Knieebene auftreten sollte man sich einer eingehenden Venenuntersuchung mittels Duplex-Sonographie (= spezielle Sonografie zur Darstellung von Blutstromrichtungen) und Lichtreflexions-Rheographie (Messung der Venenkapazität und –funktion durch Infrarotsensoren) unterziehen, um zu eruieren, ob eine höherwertige Venenerkrankung der äußeren oder gar der inneren Venen vorliegt
davor macht eine – wie auch immer geartete – Behandlung dieser Besenreiser keinen Sinn
Speziell der zweite Punkt verdient besondere Beachtung:
In diesem Fall muss zwingend zunächst einmal die Grunderkrankung, also z.B. die Stammveneninsuffizienz behandelt werden.
Geschieht dies nicht, sondern wird die Besenreiserbehandlung (egal wie) vorgenommen und der sie verursachende Stau aus der Veneninsuffizienz besteht unvermindert fort, so
bleibt die Behandlung nicht nur erfolglos, sondern
es entstehen sehr oft durch die Behandlung noch mehr, feinere Besenreiser (welche wiederum noch schwerer behandelbar sind) und häufig auch permanente braune Flecken
Wird hingegen eine bestehende oberflächliche Veneninsuffizienz z.B. der Großen oder Kleinen Rosenvene medizinisch korrekt dauerhaft ausgeschaltet (z.B. durch ein Katheterverfahren oder eine konventionelle Operation), so gehen die meisten dieser symptomatischen Besenreiser von alleine zurück, weil der sie verursachende Stau nun fehlt.
Die unterschiedlichen Methoden der Besenreiserbehandlung
Zunächst einmal sei nochmals auf die immense Bedeutung des oben gesagten hingewiesen:
jegliche Art von Behandlung symptomatischer Besenreiser ist sinnlos und kontraproduktiv, solange zugrunde liegende venöse Stauungen nicht behoben wurden
nach der Behebung solcher ggf. vorliegender Stauungen verschwinden die meisten dieser Besenreiser spontan
Dieser Umstand ist bei allem im Weiteren gesagten stets zu beachten, denn es gibt durchaus verschiedene erfolgreiche Methoden zur Behandlung von Besenreisern, aber sie alle versagen dann, wenn sie in der falschen Situation angewendet werden.
Im Folgenden nun die gängigen Behandlungsmethoden in der Reihenfolge der Häufigkeit, mit der sie in etwa angewendet werden (eine Staistik dazu existiert nicht):
1. Verödung mit flüssigem oder schaumförmigen Verödungsmittel
Dabei werden die Besenreiser mit einer sehr feinen Kanüle punktiert und das Verödungsmittel (einziges in Deutschland zugelassenes Präparat ist ‘Aethoxysklerol’, eine alkoholische, stark verdünnte Lösung) entweder flüssig in dieselbe injiziert, oder in Form eines ‘Mikroschaums’, der durch das Vermengen mit Raumluft oder z.B. Stickstoff oder/und Sauerstoff hergestellt wird.
Das Präparat wirkt zerstörend auf die Gefäßinnenwand und entsprechend stark dadurch angegriffene Gefäße gehen dann zugrunde und werden ‘resorbiert’, also vom Körper abgebaut.
Dabei wirkt der Mikroschaum wegen der größeren Angriffsfläche der Bläschen auf die Gefäßinnenhaut stärker.
Immer wieder einmal wird auch die Kochsalzverödung nach LINSLER angewandt, ein Verfahren aus dem 19. Jahrhundert, als Präparate wie das o.g. noch nicht zur Verfügung standen. Hier wird dann eine hochkonzentrierte Natriumchlorid-Lösung injiziert (stets flüssig, eine Schaumbildung ist nicht möglich), die auch eine gewisse zerstörerische Wirkung auf das Gefäß hat, welche aber bei weitem nicht so intensiv zu sein scheint, wie die des alkoholischen Präparates: jedenfalls wird das Verfahren von den Fachverbänden wegen der geringen Zuverlässigkeit nicht empfohlen.
Nach der Verödung, auch ‘Sklerosierung’ oder ‘Sklerortherapie’ genannt, sollten die Patienten für einige Tage bis Wochen Kompression durch Strümpfe oder Verbände anwenden.
Die Empfehlungen hierzu sind höchst unterschiedlich und werden auch in den verschiedenen europäischen Ländern fast schon traditionell unterschiedlich gegeben: während man in den deutschsprachigen Ländern besonders lange komprimiert, ist dies z.B. in Frankreich und Italien teilweise überhaupt nicht üblich.
Nach der Sklerotherapie erscheinen die Venchen oft dunkelblau, weil sie geronnenes Blut enthalten, das man – zur Beschleunigung der Abheilung – durch Anritzen des Gefäßes entleeren kann.
Komplikationen und Probleme:
gar nicht so selten kommt es nach einer Sklerotherapie (egal welcher Art) zur Bildung von hartnäckigen braunen Flecken auf der Haut.
Wie bei jeder Behandlung von Besenreisern, kann es nach dem Verschwinden des behandelten Gefäßes manchmal zur Neubildung vieler feinster Gefäße in der Haut, in der Umgebung um das ehemalige Gefäß kommen, die dann als blaue Flecken erscheinen. Man nennt diese Erscheinung ‘Matting’.
2. Lasertherapie
Es gibt sehr viele unterschiedliche Arten von Lasern, die sich durch die emittierte Wellenlänge des Laserlichtes wesentlich unterscheiden: so sind bestimmte Lasertypen sehr gut und andere komplett ungeeignet für eine Behandlung von Besenreisern, manche können nur rote, manche nur blaue Gefäßchen behandeln. Dies liegt daran, dass das emittierte Licht absorbiert werden muss und dann durch die entstehende Hitze das Gefäß zerstört.
Demgemäß sind nur Lasertypen geeignet, deren ausgesandte (emittierte) Licht-Wellenlänge am besten vom Blutfarbstoff ‘Hämoglobin’ absorbiert wird, uns somit dadurch die Gefäße erhitzt.
Patienten, welche mit einem – geeigneten – Laser (das sind z.B. bestimmte Diodenlaser, Neodym-Yag-Laser, etc.) behandelt werden müssen keine Kompression anwenden, sollten aber bereits zehn Tage vor und wenigstens 14 Tage nach der Behandlung UV-Licht meiden, um Verfärbungen zu verhindern.
Ebensowenig wie eine Sklerotherapie ist eine Lasertherapie völlig schmerzfrei: Kühlsysteme für die Haut (z.B. automatisches Aufsprühen von Flüssigkeiten, die auf der Haut verdunsten und sie so kühlen) mindern die leichten Schmerzen.
Komplikationen und Probleme:
geeignete Laser können gelegentlich ebenfalls braune oder auch weiße Flecken auf der Haut hinterlassen.
Ebenfalls kann auch hier manchmal ein ‘Matting’ (siehe bei Verödungstherapie) auftreten.
3. elektrische Verfahren
es sind verschiedene Verfahren auf dem Markt, welche mittels elektrischer Energie, die letztlich als Hitze auf das Gefäß wirkt, Besenreiser entfernen. Dabei wird eine feine Nadel in das Gefäß eingeführt und unter Wechselstrom gesetzt, z.T. auch ultrahochfrequent (sogenannte ‘Radiofrequenz’) und das Gefäß so lokal ‘thermokoaguliert’, also durch Hitzeeinwirkung zerstört.
Die Verfahren sind teilweise gut geeignet, allerdings ist die Behandlung relativ langwierig, es müssen auch hier keine Kompressionsstrümpfe getragen werden
4. IPL oder auch Blitz-Lampen-verfahren
‘IPL’ ist eine Abkürzung für den englischen Ausdruck ‘Intensive Pulsed Light’ und bedeutet also, dass über eine Blitzlampe ein sehr intensiver, sehr kurzer Lichtblitz auf die zu behandelnde Stelle der Haut appliziert wird. Das Verfahren wird auch teilweise zur ‘Hautverjüngung’ und dauerhaften Epilation verwendet.
Es liegen sehr unterschiedliche Aussagen zu den Nutzen und Risiken dieses Verfahrens in der Literatur vor und es kann hier nicht abschliessend objektiv beurteilt werden.
Die Veröffentlichung dieser Inhalte durch jameda GmbH erfolgt mit ausdrücklicher Genehmigung der Autoren. Die Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und jede Art der Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtes bedürfen der schriftlichen Zustimmung der jeweiligen Autoren.
Die Inhalte der Experten Ratgeber ersetzen nicht die Konsultation von medizinischen Spezialisten. Wir empfehlen Ihnen dringend, bei Fragen zu Ihrer Gesundheit oder medizinischen Behandlung stets eine qualifizierte medizinische Fachperson zu konsultieren. Der Inhalt dieser Seite sowie die Texte, Grafiken, Bilder und sonstigen Materialien dienen ausschließlich Informationszwecken und ersetzen keine gesundheitlichen Diagnosen oder Behandlungen. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Meinungen, Schlussfolgerungen oder sonstige Informationen in den von Dritten verfassten Inhalten ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors darstellen und nicht notwendigerweise von jameda GmbH gebilligt werden. Wenn die jameda GmbH feststellt oder von anderen darauf hingewiesen wird, dass ein konkreter Inhalt eine zivil- oder strafrechtliche Verantwortlichkeit auslöst, wird sie die Inhalte prüfen und behält sich das Recht vor, diese zu entfernen. Eigene Inhalte auf unserer Website werden regelmäßig sorgfältig geprüft. Wir bemühen uns stets, unser Informationsangebot vollständig, inhaltlich richtig und aktuell anzubieten. Das Auftreten von Fehlern ist dennoch möglich, daher kann eine Garantie für die Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität nicht übernommen werden. Korrekturen oder Hinweise senden Sie bitte an experten-ratgeber@jameda.de.