Artikel 01/11/2019

Behandlungen der Atlasfehlstellung: viele Krankheitssymptome - eine Ursache

Dr. med. Oliver Tobias Mahr Allgemeinmediziner (Hausarzt), Chirotherapeut, Sportmediziner
Dr. med. Oliver Tobias Mahr
Allgemeinmediziner (Hausarzt), Chirotherapeut, Sportmediziner
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Der erste Halswirbel, genannt Atlas oder C1 ist ein zentraler Schlüsselpunkt der Wirbelsäule.

Eine Fehlstellung bzw. Blockierung des Atlas beeinflusst die gesamte Körperstatik. Weil der Atlas nicht nur den Schädel trägt, sondern Aufhängung, Steuerung und Balance der Wirbelsäule und des menschlichen Skeletts beeinflusst, bewirkt ein fehlstehender Atlas auch schwerwiegende Störungen in der Körperhaltung. Auch beeinflusst die Fehlstellung des Atlas aufgrund der anatomischen Lage nervale Strukturen und das vegetative System. Aus diesem Grund sind die körperlichen Symptome einer Atlasfehlstellung sehr vielschichtig und häufig auch fern des eigentlichen Atlaswirbels.

Häufige Symptome, die durch eine Atlasfehlstellung ausgelöst werden können

  • Spannungskopfschmerzen
  • migräneartiger Kopfschmerz
  • Schwindel/Gleichgewichtsstörungen
  • Sehstörungen
  • Tinnitus/Ohrrauschen
  • Nackenschmerzen
  • steifer Nacken
  • begrenzte oder asymmetrische Rotation, häufig in Kombination mit einer Einschränkung der Seitneigung des Kopfes
  • permanente Muskelverspannungen
  • Schulterschmerzen
  • Beckenschiefstand/scheinbare Beinlängendifferenz
  • Schmerzen in den Hüftgelenken
  • Bein- und Knieschmerzen
  • Irritation von Hirnnerven
  • Kompression der Spinalnerven im Foramen intervertebrale mit radikulärer Symptomatik
  • ISG SchmerzSyndrom

Auch die Ursachen einer Atlasfehlstellung bzw. Blockierung sind vielschichtig

Bei vielen Menschen steht der erste Halswirbel (Atlas,C1) seit der Geburt in einer Fehlstellung. Bekannt ist eine Atlasfehlstellung nach HWS Distorsion, wie z.B. Beschleunigungstraumata nach PKW-Unfall.

Der Atlas kann auch durch falsche Schlafhaltung in Fehlstellung/Blockade kommen, besonders in der Bauchlage. Dadurch stellt sich eine Torsion bis zur Brustwirbelsäule ein.

In den allermeisten Fällen dürfte die Ursache aber Bewegungsmangel durch z.B. zu häufiges Sitzen vor dem Computer oder Fernseher sein.

Letztlich trägt auch falsches (ergonomisches) Sitzen am Arbeitsplatz zu einer permanenten Atlasfehlstellung bei.

Wie kann man sich eine Atlasfehlstellung (Blockade) bzw. Atlasdysfunktion nun aber vorstellen?

In der Halswirbelsäule befinden sich zu 90% Haltungsrezeptoren. Diese sind zuständig für das räumliche Empfinden von Lage und Bewegung des Körpers. Eine ungleiche Belastung auf diese Rezeptoren verändert die gesamte Körperhaltung. Durch die Veränderung der Körperstatik verändert sich der Spannungszustand der Nackenmuskeln, Sehnen und Bänder. Die Faszien, die um die Muskulatur liegen und diese durchziehen, verkleben bzw. verdrehen sich.

Bei der eigentlichen Blockade des Atlas handelt es sich aber eben nicht, wie der Volksmund sagt, um einen ausgerenkten oder herausgesprungenen Wirbel oder um eine Subluxation. Man spricht vielmehr im internationalen Sprachgebrauch von einer reversiblen Funktionsstörung an einem Wirbelgelenk (segmentale Dysfunktion).

Pathophysiologisch bilden sich bei einer Blockierung in den ersten sechs Wochen Wasserstoffbrücken. Diese können durch physiologische Bewegungen, auch durch Krankengymnastik gelöst werden. Nach sechs Wochen bilden sich Schwefelbrücken aus, auch als ‘Cross-links’ bezeichnet.

Diese Cross-links können dann nur noch durch eine chirotherapeutische Gelenkbehandlung mittels manueller Therapie gelöst werden.

Wie wird eine Atlasfehlstellung behandelt?

Eine Atlasfehlstellung kann, wie bereits beschrieben, nur durch eine Gelenkbehandlung mittels manueller Therapie (Mobilisation und Manipulation mittels chirotherapeutischer Grifftechniken) zielführend behandelt werden, um die Cross-links, also das Substrat der Gelenkblockierung, zu lösen.

Zur Behandlung einer Atlasblockierung ist in der Regel nur eine Sitzung, in Ausnahmefällen auch wenige Sitzungen ausreichend.

Nach chirotherapeutischer Behandlung der Atlasfehlstellung sollte eine physiologische Anregung der Synovia (Gelenkflüssigkeit) durch Druck und Bewegung (gymnastische Eigenübungen oder mittels geführter Krankengymnastik) angeschlossen werden, um Rezidive einer Atlasblockierung zu vermeiden.

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