Team jameda
Menschen mit Astigmatismus sehen unscharf und erkennen Punkte nur als Strich. Wie diese Fehlsichtigkeit zustande kommt und welche Behandlungen möglich sind, erklärt die jameda Gesundheitsredaktion in diesem Gesundheitsspecial.
Astigmatismus beruht auf einem Fehler in der Optik des Auges, bei dem das Licht nicht auf einen Punkt, sondern auf eine Linie gebündelt wird. Daher sehen Betroffene punktförmige Dinge als Strich oder Stab, was die Begriffe Astigmatismus (Brennpunktlosigkeit) und Stabsichtigkeit erklärt. Da die Ursache für diese abweichende Brechkraft des Auges meist in einer verformten Hornhaut liegt, nennt man die Erkrankung umgangssprachlich auch Hornhautverkrümmung.
Oft tritt Astigmatismus zusammen mit Weit- oder Kurzsichtigkeit auf. Das Phänomen des Astigmatismus schiefer Bündel trat früher auch bei bikonkav oder bikonvex geschliffenen Brillengläsern auf. Um diesen technischen Abbildungsfehler zu vermeiden, werden heute nur noch Meniskusgläser oder sphärisch geschliffene Brillengläser verwendet.
Eine leichte Stabsichtigkeit bemerkt man nicht, da das Auge eine abweichende Brechkraft von bis zu 0,75 Dioptrien ausgleichen kann. Mit zunehmender Fehlsichtigkeit kneifen Betroffene häufig die Augen zusammen, um scharf zu stellen. Bei ausgeprägtem Astigmatismus sieht man sowohl in der Nähe als auch in der Ferne unscharf. Man nimmt verzerrte, unscharfe oder doppelte Bilder wahr. Punkte existieren nicht, sie erscheinen als Striche. Da sich die Augen ständig an den Sehfehler anpassen, brennen und tränen sie leicht. Sie sind gerötet und lichtempfindlich. Patienten klagen über rasche Ermüdung, Kopfschmerzen und Schwindel.
In den meisten Fällen wird Astigmatismus durch eine verkrümmte Hornhaut verursacht. Seltener ist die Linse oder der Augenhintergrund verformt. Während eine gesunde Augenhornhaut symmetrisch rund gewölbt ist wie ein Ball, ist sie bei einem astigmatischen Auge stärker gekrümmt. Dabei unterscheidet man einen regulären und irregulären Astigmatismus.
Der reguläre Astigmatismus wird durch eine regelmäßig verkrümmte Hornhaut verursacht, die man als wulstförmig bezeichnen kann. Hier stehen die Ebenen maximaler und minimaler Brechkraft senkrecht zueinander. Beim irregulären Astigmatismus bilden diese Brennebenen einen von 90° abweichenden Winkel.
Der reguläre Astigmatismus unterteilt sich nochmals in die drei Formen Astigmatismus rectus („nach der Regel“), Astigmatismus inversus („gegen die Regel“) und schräger Astigmatismus. Hier definiert die Lage der Ebene mit der stärksten Brechkraft zur Horizontalebene die Art der Stabsichtigkeit. Beispielsweise liegt beim Astigmatismus rectus, der häufigsten Form, die stärkste Krümmung der Hornhaut in einer senkrechten Linie, die schwächste Krümmung verläuft horizontal.
Eine regelmäßige Hornhautverkrümmung ist meist genetisch bedingt. Unregelmäßige Verformungen können durch Narben auf der Hornhaut, chirurgische Eingriffe, grauen Star oder einen Hornhautkegel ausgelöst werden.
Ein einfacher Selbsttest, der erste Hinweise auf eine Stabsichtigkeit geben kann, ist der Blick auf ein Astigmatismus-Sonnenrad. Die Abbildung zeigt gerade, strahlenförmig angeordnete Linien, die ein astigmatisches Auge in einzelnen Bereichen unscharf oder heller sieht. Präzise bestimmt ein Augenarzt oder Optiker die Art und Stärke einer Fehlsichtigkeit, z. B. mit Hilfe eines Ophthalmometers, das das Ausmaß der Hornhautverkrümmung und den Hornhautverlauf anzeigt.
Ein genaueres Bild der Hornhauttopographie liefert ein computergestützter Keratograph, der eine Vielzahl an Untersuchungspunkten auswertet. Drei Kennzahlen legen den diagnostizierten Astigmatismus z. B. auf dem Verordnungsblatt für den Optiker fest. Dabei werden jeweils für das rechte und linke Auge die Stärke in Dioptrien mit vorgesetztem Minuszeichen angegeben, die Art der Korrektur in Zylinder und die Position über die Achslage.
Einem Astigmatismus kann man nicht vorbeugen. Ein rechtzeitiger Besuch beim Augenarzt kann aber weitere Beeinträchtigungen verhindern. Werden Babys und Kleinkinder regelmäßig dem Kinderarzt zur Vorsorge vorgestellt, kann er bei Hinweisen auf Fehlsichtigkeiten an den Augenarzt überweisen. Um eine irreversible Sehschwäche zu verhindern, muss ein angeborener Astigmatismus bei Kindern frühzeitig behandelt werden.
Bei Sehproblemen wie unscharfen oder verzerrten Bildern und tränenden, brennenden Augen geht man zum Augenarzt. Auch häufige Kopfschmerzen und Schwindel können eine Fehlsichtigkeit anzeigen.
Reguläre Astigmatismen können mit einer Brille ausgeglichen werden. Dazu werden wulstförmig geformte Gläser verwendet. Liegt gleichzeitig eine Kurz- oder Weitsichtigkeit vor, kommen torisch-sphärische Gläser zum Einsatz. Um einen technischen Abbildungsfehler von bikonkaven oder bikonvexen Linsen zu vermeiden, verwendet man heute nur noch Meniskusgläser oder sphärisch geschliffene Gläser.
Alternativ können weiche und harte Kontaktlinsen einen regulären Astigmatismus aufgrund von Hornhautverkrümmung ausgleichen. Bei einer irregulären Stabsichtigkeit werden harte Kontaktlinsen angepasst. Die Linsen sind so gefertigt, dass sie sich auf dem Auge stets in der richtigen Position ausrichten.
Nimmt die Stabsichtigkeit rasch zu, kann ein Keratokonus vorliegen, bei dem die Hornhaut dünner wird und sich kegelförmig vorwölbt. Hier gleicht man die Fehlsichtigkeit durch eine Kombination von Brille und Linsen oder einen operativen Hornhautaustausch aus. Reguläre und irreguläre Astigmatismen bis etwa 5 Dioptrien bei Erwachsenen sind operativ korrigierbar.
Dabei werden heute vor allem laserbasierte Techniken wie PRK/Lasek, Lasik und Femto-Lasik eingesetzt, um die verkrümmte Hornhaut anzupassen. Die verschiedenen Lasermethoden unterscheiden sich z. B. dadurch, ob die Korrektur mit Hornhautschnitt oder ohne durchgeführt wird, oder ob das Gewebe durch den Laser geschnitten oder verdampft wird.
Die Veröffentlichung dieser Inhalte durch jameda GmbH erfolgt mit ausdrücklicher Genehmigung der Autoren. Die Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und jede Art der Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtes bedürfen der schriftlichen Zustimmung der jeweiligen Autoren.
Die Inhalte der Experten Ratgeber ersetzen nicht die Konsultation von medizinischen Spezialisten. Wir empfehlen Ihnen dringend, bei Fragen zu Ihrer Gesundheit oder medizinischen Behandlung stets eine qualifizierte medizinische Fachperson zu konsultieren. Der Inhalt dieser Seite sowie die Texte, Grafiken, Bilder und sonstigen Materialien dienen ausschließlich Informationszwecken und ersetzen keine gesundheitlichen Diagnosen oder Behandlungen. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Meinungen, Schlussfolgerungen oder sonstige Informationen in den von Dritten verfassten Inhalten ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors darstellen und nicht notwendigerweise von jameda GmbH gebilligt werden. Wenn die jameda GmbH feststellt oder von anderen darauf hingewiesen wird, dass ein konkreter Inhalt eine zivil- oder strafrechtliche Verantwortlichkeit auslöst, wird sie die Inhalte prüfen und behält sich das Recht vor, diese zu entfernen. Eigene Inhalte auf unserer Website werden regelmäßig sorgfältig geprüft. Wir bemühen uns stets, unser Informationsangebot vollständig, inhaltlich richtig und aktuell anzubieten. Das Auftreten von Fehlern ist dennoch möglich, daher kann eine Garantie für die Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität nicht übernommen werden. Korrekturen oder Hinweise senden Sie bitte an experten-ratgeber@jameda.de.