Artikel 02/08/2017

(Kinder-) HNO-Heilkunde: Antibiotika sind oft unnötig!

Team jameda
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Bei entzündlichen Erkrankungen des HNO-Bereiches, z.B. bei Hals-, Ohr- oder Nasennebenhöhlen-Entzündungen, werden seit Jahrzehnten, insbesondere bei Kindern, viel zu häufig unnötige und falsche Antibiotika verordnet. Nicht nur die automatisch auftretenden Nebenwirkungen stellen hierbei ein Problem dar, sondern stark zunehmend auch die Resistenzentwicklung gegen die gängigen Wirkstoffe.

Wenn Antibiotika zu oft eingesetzt werden, werden sie weniger wirksam

Die Entstehung und Ausbreitung von Resistenzen gegen Antibiotika hat sich weltweit zu einem massiven Problem der öffentlichen Gesundheit entwickelt, da dadurch die Behandlung von wirklich bakteriellen Infektionskrankheiten zunehmend erschwert wird.

In den Händen Ihres HNO-Facharztes wird genauestens differenziert, ob es sich wirklich um eine bakterielle Besiedelung z.B. des Rachens, des Ohres oder der Nasennebenhöhlen handelt - hier kann ein Einsatz von Antibiotika sinnvoll sein - oder ob es sich, wie zumeist, um eine virale Infektion handelt, bei der ein Antibiotikum keinen Nutzen erweist, ja oft sogar schädlich ist.

Wann sollten Kinder Antibiotika einnehmen?

Gerade bei Kindern wird im Rahmen z.B. einer Mittelohrentzündung viel zu häufig und zu schnell ein Antibiotikum eingesetzt. Die aktuelle Studienlage beweist, dass sich dieser Einsatz mit unterstützenden, pflanzlichen Substanzen und ausreichend Schmerzmitteln oft vermeiden lässt. Nur bei ausgewählten Patienten ist eine sofortige antibiotische Therapie erforderlich. Hierzu zählen Patienten mit ausgeprägten Ohrenschmerzen, Fieber bis 39,0 ºC, Kinder unter sechs Monaten, Kinder unter zwei Jahren mit beidseitiger Mittelohrentzündung und Kinder mit speziellen Risikofaktoren.

Wichtig ist natürlich die engmaschige Verlaufsbeobachtung durch Ihren HNO-Facharzt, um rechtzeitig drohende Komplikationen, wie z.B. eine Knochen- oder Hirnhautentzündung, zu erkennen und abwenden zu können.

Wann wird zu einem Antibiotikum geraten?

Ganz ähnlich stellt es sich im Falle einer akuten Nasennebenhöhlenentzündung dar. Die überwiegende Mehrzahl der akuten Rhinosinusitiden ist viral bedingt, so dass eine Antbiotikabehandlung nicht indiziert, ja schlichtweg falsch ist. Auch bei einem ansonsten gesunden Menschen ist eine eindeutige akute bakterielle Rhinosinusitis, lediglich unter den im folgenden genannten Bedingungen der Grund für eine Antibiotikatherapie:

  • starke Beschwerden
  • Fieber > 38,3°C
  • Verstärkung der Beschwerden im Laufe der Erkrankung
  • drohende Komplikationen
  • Patienten mit chronisch entzündlicher Lungenerkrankung
  • immunsupprimierte Patienten und Patienten mit schweren Grundleiden oder besonderen Risikofaktoren.

Auch hier kann Ihr HNO-Facharzt mit lokalen Maßnahmen, z.B. abschwellende Einlagen, pflanzlichen Substanzen und physikalischen Maßnahmen oft innerhalb kurzer Zeit einen deutlichen Beschwerderückgang erreichen.

Lassen Sie sich im Einzelfall immer von Ihrem HNO-Arzt beraten

Über den Verlauf der Erkrankung muss dann die Entscheidung getroffen werden, ob der Einsatz einer antibiotischen Substanz notwendig ist oder wird. Hierbei ist meines Erachtens eine eine Abstrichentnahme inklusive Resistenztestung zwingend erforderlich, um unnötige und falsche Medikamente zu vermeiden.

Diese Empfehlungen entsprechen auch dem aktuellen Stand der Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde und sollten in der täglichen Praxis berücksichtigt werden. Im Falle einer notwendigen antibiotischen Therapie empfehle ich zudem die gleichzeitige Anwendung von Substanzen zum Schutz und zur Regeneration der Darmflora.

Entscheidend ist also die sorgfältige Analyse der Art der Infektion, die entsprechende Diagnostik, eine unterstützende Therapie mit fachärztlichen Maßnahmen und Anwendungen und die engmaschige Kontrolle durch Ihren HNO-Facharzt zur Abwendung von Komplikationen. Durch dieses ‘Stufenkonzept’ lässt sich eine Vielzahl von unnötigen Antibiotikagaben mit den entsprechenden Nebenwirkungen und Resistenzentwicklungen vermeiden.

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