Artikel 30/03/2017

Traditionelle Harnschau - Was ist das?

null Friedrich Koller Heilpraktiker
null Friedrich Koller
Heilpraktiker
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Die Harnschau ist die Lehre der Krankheitsdiagnose und -prognose aus dem Harn. Als Harnschauer nehme ich den Urin als äußerst vielfältigen und aussagekräftigen Stoff wahr. Aus meiner Sicht steht er mit allen Vorgängen im Körper in Verbindung und verändert sich je nach Geschehen auf ganz bestimmte und charakteristische Weise.

Wie setzt sich der Harn zusammen?

Im Allgemeinen kann man im Harn sehr viele verschiedene Stoffe finden. Urate, Phosphate, Carbonate, Oxalate, Harnsäure, Leukozyten und Epithelien sind einige Beispiele. Für mich als Harnschauer sind jedoch die verschiedenen Farben, die der Urin haben kann, viel wichtiger.

Sie variieren zwischen weiß oder milchig, grau, hellgelb, dunkelgelb, grüngelb, zitronengelb, ockergelb, bernsteingelb, orange, grün, sattgrün, neongrün, blau, bleifarben, stahlfarben, rot, himbeerrot, braun, schwarz oder violett. Die Farben Blau und Violett kommen jedoch nur in Spuren vor. Meist enthält der Urin eine Mischung verschiedener Farben, die sehr individuell ist.

Wann verändert sich der Harn?

Die meisten Menschen haben bei gleicher Ernährung und Bewegung einen auffällig gleichbleibenden Morgenurin. Ohne veränderte Ernährung oder Bewegung spricht eine andere Färbung des Urins für ein körperliches oder seelisches Leiden. Das kann z.B. durch großen Ärger, Trauer, eine Grippe, einen Tripper oder einen Knochenbruch passieren.

Manche Medikamente und bestimmte Nahrungsmittel wie rote Beete können den Urin ebenfalls verändern.

Was ist die Harnschau?

Die Harnschau ist eine in sich geschlossene, sehr umfassende Lehre, die jede Anamnese und Untersuchung erleichtert. Sie ist ähnlich umfangreich wie die Irisdiagnose und auch sehr gut mit ihr kombinierbar.

Häufig weiß man direkt, welche Organe oder Systeme betroffen sind, denn viele Krankheiten und Störungen sind in der Harnschau schon früh erkennbar. Besonders der Therapieverlauf lässt sich sehr klar einschätzen.

Man sieht zum größten Teil den Zustand, weniger die Konstitution und kaum Vergangenes. Die Erbmasse lässt sich so allerdings nicht beurteilen. Die Harnschau ist gut mit Homöopathie, Phytotherapie und Ernährungsberatung kombinierbar.

Die Meisterschaft in der Harnschau braucht sehr viel Zeit und ist ohne Mentor schwer zu erreichen. Es gibt jedoch einige sehr praktische Harnbilder, die leicht zu erlernen sind.

Die Harndiagnostik

Neben der Harnschau gibt es die Harndiagnostik. Dabei handelt es sich um eine Untersuchungsmethode des Urins, bei der dieser in Reagenzgläsern mit verschiedenen Chemikalien versetzt und anschließend erhitzt wird. Aus den Veränderungen des Urins nach Zugabe der Chemikalien und nach dem Erhitzen können weitere Rückschlüsse auf die Gesundheit des Menschen gezogen werden.

Wie wird bei der Harnschau untersucht?

Patienten bringen ihren Morgenurin mit in die Praxis, wo er betrachtet und untersucht wird. Faktoren, die dabei eine Rolle spielen sind Farbe, Geruch, Zähflüssigkeit, Schaumbildung, sichtbare Inhaltsstoffe und Geruch - früher auch der Geschmack - des Urins. Es ist auch wichtig, ob der Urin glänzt oder eher matt ist, denn auch ein gewisses Schillern wie beim sogenannten „opalinen Urin“ kann eine Rolle spielen.

Vorgehen bei der Harnschau

Für die Harnschau benötigt man etwa 100 ml möglichst frischen Morgenurin. Die Flüssigkeit füllt man dann in einen durchsichtigen Messzylinder oder Kolben und betrachtet ihn gegen einen vielfarbigen Hintergrund, am besten durch ein Fenster. Als erstes schüttelt und schwenkt man den Urin, um die Zähflüssigkeit und die Blasenbildung einzuschätzen. Dann schaut der Behandler, ob der Urin eher matt oder eher glänzend ist. Anschließend schaut er in den Urin hinein, um etwaige Schwebeteilchen und Trübungen zu erkennen.

Das Einschätzen der Farben ist das Schwierigste. Hier braucht man die meiste Erfahrung. Es geht darum, wie sich der Urin zu den Farben im Hintergrund verhält. Welche Farben lässt er durch, welche nicht? Welche Farben hat er im Schatten, welche im Licht? Urin kann im Licht eher gelblich und im Schatten eher orange sein. Für den Befund ist beides wichtig.

Eine große Hilfe beim Erkennen der Farben ist der sogenannte Zirkul. Der Zirkul ist der Bereich, an dem die Harnoberfläche auf das Glas trifft und leicht nach oben gewölbt wird. In diesem Bereich wird das Licht anders gebrochen als im Rest des Harns. Hier sind manche Farben deutlicher zu erkennen, andere zeigen sich nur hier. Der Zirkul kann eine ganz andere Farbe haben als der Rest des Urins. Auch die Harnoberfläche kann eine andere Farbe als der Rest haben.

Zuletzt riechen wir am Harn, um den Geruch einschätzen zu können. Alte Harnschauer haben den Urin auch geschmeckt. Das tun wir seit einigen Generationen aus ästhetischen und hygienischen Gründen allerdings nicht mehr.

Der ‘gesunde Harn’

Die Frage ist, wie man nun aus den gesammelten Informationen eine Diagnose stellen kann. Dazu ist wohl als erstes zu sagen, dass die in der Harnschau verwendeten Befunde nicht immer mit den modernen Diagnosen identisch sind.

So können z.B. die Urine von Reizdarmpatienten recht unterschiedlich sein, je nachdem wo die Ursache der Darmstörung liegt. Das können lymphatische Fehlsteuerungen, allergische oder überempfindliche Konstitutionen, empfindliche Schleimhäute, harnsaure Diathesen oder auch ein nervöser Blähbauch sein. Um den kranken Urin erkennen zu können, muss man natürlich erst einmal wissen, wie gesunder Harn aussieht. Hierzu gibt es einige Regeln.

Der „normale“ Harn ist licht strohgelb bis bernsteingelb und leuchtet dabei nicht stark. Im Winter ist der Harn heller und blasser. Im Sommer zeigen sich sattere Farben, im Frühjahr und Herbst dagegen leuchtendere Farben.

Säuglingsharn ist hell, weißlich und etwas trüb. Der Kleinkinderharn ist leicht gelbgrün. Bleibt der beherrschende Grünton bis über das 8. -10. Lebensjahr erhalten, kann er als krankhaft angesehen werden.

Männer haben einen etwas dunkleren, bräunlicheren Farbton im Urin. Bei Frauen ist der Farbton heller und eine etwas kleiige Trübung ist normal. Je stärker diese Trübung ist, desto anfälliger ist deren Unterleib für Entzündungen, Senkung oder Verlagerung. Im Alter wird der Urin wieder heller.

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