Team jameda
In den Zeiten vor Entdeckung des Penicillins und dem Siegeszug der Antibiotika in der modernen Medizin, war es üblich, wiederkehrende Blasenentzündungen und andere Infektionen mit Autovaccinen zu behandeln. Diese individuell hergestellten Heil-Impfungen werden gewonnen aus einer Urinprobe der Patientin, wenn gerade ein heftiger Infekt da ist. Die darin enthaltenen Bakterien, bei Harnwegsinfekten in 80% Escherischia Coli, werden im Labor vermehrt und dann abgetötet. Aus den Zellwandbestandteilen wird eine Impfung hergestellt, die wie bei einer Desensibilisierung in ansteigenden Dosen zwei Mal pro Woche verabreicht wird. Damit wird das Immunsystem auf genau diesen Keim aufmerksam gemacht und trainiert, schneller zu reagieren, wenn dieses Bakterium sich am falschen Ort zum Beispiel der Blase befindet. Die Impfungen können sowohl in die Haut injiziert werden als auch als Schluck-Impfung über die Mundschleimhaut oder Nasenspray angewendet werden. Die Anwendung erfolgt in der Regel über fünf bis zehn Wochen. Dabei sind Pausen möglich, z. B. im Urlaub, wenn die Lagerung der Impfung im Kühlschrank nicht gesichert ist. Da die Wirkung als Spray über die Mund- oder Nasenschleimhaut ähnlich effektiv ist wie die der Spritzen, die häufige Praxisbesuche erfordern, setzen sie sich mehr und mehr durch. So können die Patientinnen die Autovaccine bequem zu Hause selber anwenden. Auch Patientinnen, die Angst vor Spritzen haben, können so von den Autovaccinen profitieren.
Es ist ein Treppenwitz der Geschichte, dass gerade Sir Alrmroth Wright, der Doktorvater von Sir Alexander Flemming, dem Entdecker des Penicillins, stark in die Forschung über spezifische Heil-Impfungen involviert war und von seinem Schüler und dessen Erkenntnis an den Rand der wissenschaftlichen Aufmerksamkeit gedrängt wurde. Doch sowohl Sir Wright, als auch Flemming selber warnten bereits kurz nach der Erfindung des Penicillins vor der Bildung von Resistenzen und betonten, es dürfe nur gegeben werden wenn unbedingt nötig, dann aber ausreichend lange und in ausreichender Dosierung. Da heute die Resistenzen gegen Antibiotika zunehmen, erleben die Autovaccine gerade neben dem Einsatz von Heilpflanzenextrakten eine Renaissance. Auch die Fachgesellschaften für Urologie und Hygiene raten, beim einfachen Harnwegsinfekt ohne Nierenbeteiligung wenn möglich andere Wege zu gehen, als immer schnell zu einem Antibiotikum zu greifen. Oft möchten auch die Patientinnen keine Antibiotika nehmen, da bei vielen Frauen ein Vaginalpilz die unangenehm juckende Folge der Einnahme ist.
In der Arztpraxis wird häufig eine Therapie mit Autovaccinen mit einer kurmäßigen Einnahme von Heilpflanzenextrakten kombiniert, denn die Herstellung der Heilimpfung dauert zwischen drei und vier Wochen. Um die Zeit bis zum Eintreffen der Fläschchen zu überbrücken, können je nach Konstitution und Beschwerden primär desinfizierende und immunstimulierende Senfölglykosidpflanzen wie Meerettich und Kapuzinerkresse eingesetzt werden oder neben der Keimhemmung auch entkrampfend und abschwellend wirkende Pflanzen z. B. Kombinationen aus Rosmarin, Tausendgüldenkraut und Liebstöckel eingenommen werden.
Frauen, die eine Kur mit Teekräutern bevorzugen, sollten erstens beachten, dass sie wirklich gute Qualität von Heilpflanzen verwenden, etwa DAB-Heilpflanzen (Deutsches Arznei-Buch, ein sehr hoher Qualitätsstandard für Teekräuter) oder aus dem spezialisierten Fachhandel. Instant-Tees und Teebeutel enthalten in vielen Fällen mindere Qualität oder sind mit Füllstoffen wie Zucker gestreckt. Zweitens sollten wirklich wirksame Drogen (Fachbegriff für getrocknete, geschnittene Heilkräuter) verwendet werden. So ist zum Beispiel die echte Goldrute (Solidago virgaurea) nicht nur harntreibend und durchspülend, sondern auch antientzündlich, schmerzlindernd und desinfizierend in ihrer Wirkung. Die häufiger verkauften Arten, die große und die kanadische Goldrute (Solidago gigantea bzw. canadensis) sind lediglich durchspülend und können bei einer Neigung zu Harnsteinen und Nierengrieß Anwendung finden. Da die beiden letzteren Arten aber Bakterienwachstum in den Harnwegen nicht mindern, sind sie bei einer Neigung zu Harnwegsinfekten kaum geeignet.
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