Artikel 08/06/2011

Klassische Massagetherapie - Erfolgreiches Therapiemodell oder nur reine Wellness-Behandlung?

Team jameda
Team jameda
massagetherapie

Die klassische Massage hat als effektive Therapiemethode in den letzten Jahren, besonders bei deutschen Medizinern, deutlich an Zuspruch verloren. Schon seit Längerem wird in Medizinkreisen versucht, die therapeutische Bedeutung der klassischen Massage gegenüber dem Patienten kleinzureden und diese als reine Wellness-Anwendung abzustempeln.

Wie so häufig spielen hierbei oft wirtschaftliche Aspekte des Arztes eine Rolle, wodurch bewährte und anerkannte Therapiemethoden bewusst \‘klein geredet\’ werden, um eigene mitunter zweifelhafte IGEL-Maßnahmen, wie z. B. Massage-Vibrationsbetten, -stühle oder -liegen, dem verunsicherten Patienten als Alternative anzubieten. Vielleicht hat auch die unübersichtliche Fülle an sinnvollen sowie skurrilen Massagevarianten im Wellness-Bereich dazu beigetragen die Mediziner zu verunsichern. Wo eine steigende Massage-Vielfalt in Form von u.a. Honigmassagen, Kräuterstempelmassagen, Massagen mit heißem Schokoladen-Öl (Hot Chocolate) oder heißen Lavasteinen (Hot Stone) bis hin zu Edelstein- oder Energie-Massagen vorhanden ist.

Dies alles hat aber mit der klassischen Massagetherapie an sich nicht viel zu tun. Auch wenn diese im Vergleich zu den vielfältigen, oben genannten Variationen oft unspektakulär und nicht trendig genug erscheinen mag, ist deren medizinische Wirkungsweise anhand vieler klinischer Studien über Jahrzehnte hinweg wissenschaftlich belegt und aufgrund dessen auch von den gesetzlichen Krankenkassen als anerkanntes Heilmittel zugelassen. So sollte man also niemals den Fehler machen, eine Wellness-Massage aus dem letzten Urlaub, mit einer klassischen medizinische Massage oder einer sportartspezifischen Massage gleichzusetzen.

Die Unterschiede dieser drei Grundrichtungen sind hinsichtlich ihrer jeweiligen Behandlungsmethodik, Zielsetzung und technischen Ausführung mitunter groß:

1. Klassische Massagetherapie (Medizinische Massage):

Die klassische Massagetherapie wird in erster Linie bei Pathologien und Schmerzproblematiken angewendet, die mit Muskelspannungsstörungen (Hypertonus) der Muskulatur, Durchblutungs- und Stoffwechselstörungen im Muskel-, Sehnen- und Bindegewebe, sowie mit Verklebungen (Adhäsionen) von Narbengewebe, Faszien und Bindegewebe einhergehen.

Des Weiteren kommt es während der Behandlung zur gezielten Stimulation von Reflexzonen und zur sympathischen Dämpfung des vegetativen Nervensystems. Die hierbei zur Verwendung kommenden Massagegriffe sind vorrangig regional- und strukturbezogen, der Druck geht mehr in die Tiefe, die Intensität ist tendenziell höher und von der jeweils zu behandelnden Struktur sowie von deren Schmerzintensität abhängig. Eine gute Ausgewogenheit zwischen intensiv-lokalen und beruhigend-flächigen Grifftechniken ist hierbei entscheidend.

Die Durchführung der klassischen Massagetherapie ist lediglich Personen mit einer medizinischen und staatlich geprüften Grundausbildung, wie z.B.  Masseuren oder Physiotherapeuten vorbehalten.

2. Wellness-Massagen:

Die zweite große Gruppe sind die weitverbreiteten und vielfältigen Wellness-Massagen. Neben einigen manuellen Massagevarianten erfreuen sich spezielle Hilfsutensilien, wie z.B. Kräuterstempel, Lavasteine, Klangschalen etc., immer größer werdender Beliebtheit, sodass die Hände des Ausübenden oftmals keinen direkten Kontakt mehr mit dem Körper des Kunden haben.

Vorrangiges Ziel der Wellness-Anwendungen ist die Förderung einer global wirkenden muskulären und mentalen Entspannung, wobei in der Regel mehr oberflächliche Grifftechniken mit sanfteren und wohldosierten Drücken verwendet werden, als bei der medizinischen Variante.

Hierbei spielen auch verschiedene andere Komponenten wie wohlriechende Öle und Duftstoffe oder milde bis intensive Wärmereize eine tragende Rolle, welche die mentale Entspannung des Kunden weiter unterstützen und die vegetative Dämpfung zunehmend fördern sollen.

3. Sportartspezifische Massagen (Sportmassagen):

Sportartspezifische Massagen, wie wir sie z. B. aus dem Leistungs- und Freizeitsport kennen, orientieren sich u.a. an der jeweiligen sportartbezogenen Körperbelastung, der schwerpunktmäßig zum Einsatz kommenden Muskulatur und an der Trainings- bzw. Wettkampfintensität.

Hierbei wird bezüglich der Griffführung unterschieden, ob die Massage vor der körperlichen Beanspruchung, dem Training oder Wettkampf durchgeführt wird oder im Anschluss daran. Vor dem Training oder Wettkampf kommen \‘aggressivere\’ Griffe mit höherer Intensität zur Anwendung, um bewusst die Muskelspannung für die nachfolgende Belastung zu erhöhen. Nach der körperlichen Beanspruchung ist dagegen die regenerierende Muskelentspannung (Detonisierung) vordergründig, die den überlasteten Muskel wieder in den ursprünglichen Normzustand zurückbringen soll.

Genaue Kenntnisse des Sportmasseurs über die zum Einsatz kommende Muskulatur, den aktuellen Trainingszustand des Sportlers, die bewegungsbeeinflussenden Umweltfaktoren (z. B. die Umgebungstemperatur), das Trainingsmedium in dem sich der Sportler bewegt (z. B. Wasser) und den Umfang der anstehenden körperlichen Beanspruchung, sind hierbei von großer Bedeutung. So darf beispielsweise bei Leistungsschwimmern vor dem Training oder Wettkampf kein Gleitmittel (Massageöl) verwendet werden, weil dem Sportler daraufhin das \‘Gefühl für das Wasser\’ entzogen werden würde, das er wiederum zur bewussten, sensorischen Rückmeldung bezüglich seiner aktuellen Schwimmtechnik benötigt. Ist diese Rückmeldung während des Schwimmens nicht mehr vorhanden, weil der Ölfilm auf der Haut diese dämpft, dann kann sich dieser Umstand auf die Schnelligkeit deutlich leistungsmindernd auswirken.

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