Artikel 04/07/2013

Leistenbruch Teil 2: Untersuchungen und Operationstechniken

Prof. Dr. med. René Holzheimer Facharzt für Allgemeinchirurgie, Sportmediziner
Prof. Dr. med. René Holzheimer
Facharzt für Allgemeinchirurgie, Sportmediziner
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Welche anderen Erkrankungen können Leistenbeschwerden machen?
Häufige Ursachen von Leistenbeschwerden sind Leistenzerrungen (Adduktorenzerrung, Rectus abdomins Zerrung), Sehnenveränderungen, Hüfterkrankungen, Knochenveränderungen in Hüfte und Becken. Ursächlich können Entzündungen, Infektionen, Lymphknoten und Lymphbahnveränderungen sein, aber auch Gefäßveränderungen. So kann sich z.B. auch eine Venenveränderung (Varikose) im Mündungsbereich der Stammvene in der Leiste ähnlich wie ein Leistenbruch darstellen. Erkrankungen von Beckenorganen (gynäkologisch, urologisch, gastroenterologisch) lösen Beschwerden in der Leiste aus.

Welche Untersuchungen sollte man bei Leistenbeschwerden durchführen?
Aus dem Gesagten ergibt sich, dass eine umfassende Befragung und klinische Untersuchung des Patienten allein oft nicht ausreicht und weitere bildgebende Untersuchungen (Ultraschall, Farbduplex) sowie zur Abklärung von Beckenorganen bzw. Knochenveränderungen MRT (Kernspin) und CT (Computertomographie) notwendig sind. Man sollte nicht allein auf die Leistenhernie fixiert sein. Gerade bei Beschwerden und Schmerzen in der Leiste können neben einer Leistenhernie auch weitere Ursachen vorliegen. Die Ultraschalluntersuchung ist eine der wichtigsten Untersuchungen zur Abklärung einer okkulten Hernie, das ist eine Hernie, die keinen Bruchsack außen zeigt. Im angloamerikanischen Raum wird hier Kontrastmitteldarstellung (Herniographie, Peritoneographie) angewandt, die eine Belastung mit Kontrastmittel darstellt und in Deutschland nicht zugelassen ist. MRT und CT sind jedenfalls nicht die Untersuchungsmethoden der Wahl zur Darstellung eines Leistenbruches, sie sind aber wichtig, wenn andere Erkrankungen ins Spiel kommen.

Welche Technik für die Leistenhernien-Operation?
Es gibt prinzipiell die

  • offene Leistenbruchoperation mit Nahttechnik (Shouldice)
  • die offene Leistenbruchoperation mit flachem Netz (Lichtenstein)
  • die offene Leistenbruchoperation mit dreidimensionalen Netzgebilden, auch Netzplomben (Meshplug, Prolene Hernia System)
  • die laparoskopische Leistenbruchoperation mit Einbringen der Instrumente in den Bauchraum und Verschluss des Bauchdeckendefektes von innen (TAPP) bzw. Einbringen der Instrument von der Seite in den Raum unmittelbar über dem dünnen Bauchfell (TEP) unter Einsatz einer Videokamera, die dem Operateur einen Ausschnitt des Operations-Bereiches zeigt.

Die Entscheidung welche Technik verwendet werden soll, hängt einmal von den Wünschen des Patienten ab, sie sollte aber geprägt sein, von einer Abwägung der Erfolgsmöglichkeiten und auch der Risiken der jeweiligen Technik unter Berücksichtigung des jeweiligen Befundes.
Der Begriff „minimal-invasiv“ wurde inflationär verwendet, er sollte mit Bedacht gebraucht werden. Minimal-invasiv ist oft nur die Hautinzision beim laparoskopischen Verfahren, also irreführend, da die Veränderungen im Bauchraum bzw. im Bereich des Bauchfelles erheblich sein können und von außen nicht gesehen werden.

Hier geht es zum dritten Teil des Aritkels.

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