Unter einer Kalkschulter versteht man die ‘Verkalkung’ im Schulterbereich. Diese Verkalkung ist meist verschleißbedingt und nicht bröckelig-steinig, wie häufig falsch angenommen wird; sie ist eher pastös wie Zahnpasta. Die Kalkschulter kommt bei 2,7-20 % der Allgemeinbevölkerung vor, zumeist sind Personen zwischen dem 30. und 60. Lebensjahr davon betroffen. Bei 1/3 der Betroffenen bereitet die Kalkschulter jedoch keine wesentlichen Beschwerden und gilt somit als ‘Zufallsbefund’ im Röntgenbild. Die Ursache der Kalkschulter ist unklar; diskutiert wird hier neben einer vererblichen Komponente auch das Enge-Syndrom im Schulterdachbereich (das sogenannt ‘Impingement-Syndrom’).
Eine Kalkschulter bereitet Betroffenen nicht immer Beschwerden, sie verläuft oftmals „stumm“. Bei der schmerzhaften Kalkschulter kommt es typischerweise zu einer allmählichen Schmerzzunahme beim Anheben des Armes zur Seite, wobei die Schmerzen bei weiterem Anheben nachlassen (‘painful arc’, charakteristisch ist hier ein Schmerz im Abspreizwinkel zwischen 60-120°).
Diese Schmerzen treten im Schultergelenk auf und strahlen in der Regel in die Außenseite des Oberarmes bis hin zum Ellenbogen.
Beginnen die Beschwerden ohne erkennbare äußere Ursachen (Unfall etc.), sollte eine Röntgenaufnahme erfolgen, da eine mögliche Verkalkungsstruktur hierbei deutlich erkennbar gemacht wird. Um dann eine weitere wesentliche Veränderung wie einen Riss oder eine Destruktion der Rotatorenmanschette auszuschließen, sollte ein ergänzendes MRT der Schulter durchgeführt werden.
Da die Verkalkung eine gutmütige Veränderung ist, welche in 2/3 der Fälle innerhalb von 5 Jahren selbst heilt (Spontanresorption des Kalkherdes), sollte zunächst abgewartet werden. Eine begleitende Schmerzmittelgabe ist jedoch in Erwägung zu ziehen.
Die Resorption des Kalkherdes erfolgt durch die Ausbildung einer sterilen Gewebsreizung durch die Granulozyten und Makrophagen des Blutes. Diese Gewebsreizung wird jedoch durch Cortison oder auch nicht nichtsteroidaler Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen und Diclofenac unterdrückt.
Daher sollte auf die Einnahme dieser Präparate als längerfristige Therapiemethode verzichtet werden – Sie sollten eher auf Schmerzmittel zurückgreifen, die keine entzündungshemmende Wirkung haben, wie zum Beispiel Paracetamol, Acetylsalicylsäure oder Metamizol.
Die kurzfristige Einnahme bzw. die Injektion von Cortison oder NSAR sollte lediglich der Behandlung des Schmerzanfalls vorbehalten bleiben, da die lokale Injektion neben der Verzögerung der Spontanheilung auch zu einer Schwächung des Gewebes führt und es somit leichter zum Riss der Rotatorenmanschette kommen kann.
Die lokale Anwendung hochenergetischer Ultraschallwellen oder Stoßwellen kann die Spontanheilung beschleunigen, sie dient aber nicht, wie allgemein angenommen, einer „Zertrümmerung“ des Kalkherdes. Ferner kann die lokale Infiltration mit körpereigenem Plasma hier eine Besserung erzielen; ohne eine erhöhte Rissgefahr befürchten zu müssen.
Erst wenn die konservative Therapie nicht erfolgreich ist, beziehungsweise die Erkrankung über die 5 Jahre Spontanheilungsphase schmerzhaft persistiert oder aber die Beschwerden im Verlauf zunehmen und eine deutliche Bewegungseinschränkung mit Schultersteife droht, sollte eine operative Therapie erfolgen.
Die Operation kann nur in Vollnarkose durchgeführt werden. Der Patient liegt dabei entweder auf der Seite oder in halbsitzender Position auf dem Rücken. Über insgesamt drei kleine 6-8 mm lange Schnitte wird dann ein Arthroskop eingeführt.
Es wird erstmal im Gelenk überprüft, ob noch begleitende Probleme vorhanden sind. Wenn das nicht der Fall ist, kann der Arzt nach diesem 2-minütigem „Rundgang“ in den Raum zwischen dem Schulterdachknochen und der Rotatorenmanschette sehen und unter Entfernung des Schleimbeutels versuchen, das Kalkdepot aufsuchen.
Dieses befindet sich in 80% der Fälle im sehnigen Anteil eines Muskels der Rotatorenmanschette, der Supraspinatussehne. Hat man das Kalkdepot gefunden, so wird es sparsam gedeckelt und der zähe pastöse Kalk herausgedrückt. Um größere Defekte zu vermeiden, wird bewusst nicht zu radikal vorgegangen.
Eventuelle größere Defekte in der Sehne werden in der gleichen Sitzung übernäht, da es sonst nach der Operation zu einem Riss der ausgedünnten Sehne kommen kann. Die Operation dauert zwischen 15 und 30 Minuten und kann in der Regel auch ambulant durchgeführt werden.
Nach der operativen Therapie klingen die Beschwerden meist innerhalb weniger Tage deutlich ab; nach 2 bis 6 Wochen sind Patienten in der Regel wieder arbeitsfähig.
Es besteht jedoch bei zu radikalem Operationsvorgehen, wie zum Beispiel dem Versuch der vollständigen Kalkdepotentfernung, die Gefahr einer weitreichenden Schwächung der Rotatorenmanschette mit resultierender teilweise (partiellen) Rotatorenmanschettenruptur.
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