Artikel 19/05/2019

Die häufigsten Laufverletzungen: Symptome & Therapieplanung mit Bewegungsanalyse

Team jameda
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Von A wie Achillessehne bis Z wie Zerrung: Fast jeder Läufer ist einmal verletzt. Woran Sie die häufigsten Beschwerden erkennen und wie Sie dank einer Bewegungsanalyse schnell wieder fit werden, erfahren Sie in diesem jameda-Expertenartikel.

1. Einleitung

Schmerzende Sehnen, zwickende Knie, verspannte Muskeln: Läufer sind verletzungsanfällig. Häufig führen Trainingsfehler und falsche Bewegungsabläufe zu den Beschwerden. Deshalb ist es wichtig, der Ursache mit den richtigen Untersuchungsmethoden auf den Grund zu gehen. Kombinieren Läufer eine sportmedizinische Untersuchung mit einer ausführlichen Bewegungsanalyse, sind sie auf der sicheren Seite: Sie erfahren die Belastbarkeit ihres Körpers, finden die Verletzungsursachen und entdecken verborgenes Potenzial.

2. Ärztliche Untersuchung und Bewegungsanalyse

2.1 Anamnese

In einem ausführlichen Gespräch fragt der Arzt Sie nach Ihrer sportlichen Vorgeschichte, Ihrem Trainingszustand, sportlichen Zielen, aktuellen Beschwerden und Vorerkrankungen. Außerdem wird er sich nach Ihren Laufschuhen und Einlagen erkundigen. Erzählen Sie, welche Schmerzen Sie plagen und wie es zu Ihren Beschwerden kam. Am besten notieren Sie sich Ihre Fragen vorher.

2.2 Orthopädische Untersuchung

2.2.1 Fuß-, Beinachsen- und Beckenstellung

Bei einer umfangreichen orthopädischen Untersuchung steht Ihr Bewegungsapparat im Mittelpunkt: Ist das Becken gerade? Haben Sie X- oder O-Beine, Senk- oder Spreizfüße? Diese Informationen sind vor der dynamischen Untersuchung wichtig. Denn Ihre Statik beeinflusst Ihre Laufbewegung und -technik und erst so wird es möglich, die Befunde der Funktionsdiagnostik korrekt zu interpretieren.

2.2.2 Muskellängentest

Zwar haben Läufer, die nicht so beweglich sind, nicht prinzipiell ein höheres Verletzungsrisiko. Dennoch weisen Muskelverkürzungen auf muskuläre Ungleichgewichte und Gelenkveränderungen hin. Der Arzt führt deshalb im Rahmen der Untersuchung einen sogenannten Muskellängentest durch, indem er Ihre Beweglichkeit überprüft.

Sie liegen oder sitzen dabei auf einer Liege, während der Arzt in verschiedenen Positionen etwa die Länge Ihrer hinteren und vorderen Oberschenkelmuskulatur, Ihrer Adduktoren an der Oberschenkelinnenseite sowie Ihrer Wadenmuskulatur misst. Die Dehnfähigkeit beurteilt er dabei anhand von Winkeln, etwa dem Kniewinkel zwischen Ober- und Unterschenkel. Je nachdem, wie flexibel Sie bei diesem Test sind, gehören Sie in eine dieser drei Kategorien:

  • hypermobil: Hypermobile Läufer sind extrem gelenkig, Dehnübungen machen ihnen nichts aus. Meist handelt es sich bei ihnen um Frauen, die häufig beweglicher sind als Männer. Hypermobile Sportler sollten ihren Fokus auf Stabilisierungsübungen legen, um die Muskelspannung zu erhöhen. Dehnübungen sind bei Ihnen manchmal gar nicht notwendig.
  • normalbeweglich: Flexibilität und Stabilität von normalbeweglichen Sportlern sind ausgeglichen, denn ihre Muskeln sind durchschnittlich lang. Diese Athleten profitieren von regelmäßigen Stretching- und Kräftigungsübungen gleichermaßen.
  • hypomobil: Hypomobile Sportler sind vergleichsweise unbeweglich, denn ihre Muskeln sind verkürzt. Meist handelt es sich um Männer, die für eine bessere Leistungsfähigkeit an ihrer Muskellänge arbeiten sollten. Regelmäßiges Stretching und Faszientraining helfen, den Muskeltonus zu senken und die Muskeln zu verlängern.

2.3 Fußdruckmessung

Bei einer elektronischen Fußdruckmessung, einer Pedobarografie, ermittelt der Arzt die Kraftverteilung Ihrer Fußsohlen. Zu sehen, wo viel und wo wenig Druck ist, ist aufschlussreich: Häufig finden sich hier mögliche Ursachen für Achillessehnenprobleme, Knieschmerzen oder Rückenschmerzen. Auch um sensomotorische Einlagen individuell anzupassen, kann eine Fußdruckmessung nützlich sein. Sie stehen dabei zunächst barfuß auf einer Druckmessplatte, die mit Kraftsensoren bestückt ist – das ist die statische Messung. Für die dynamische Messung gehen Sie mit beiden Füßen über die Platte. Die Auswertung im Hinblick auf Fußform, Ganglinie und Körperhaltung erfolgt mithilfe einer Software.

2.4 Bewegungsanalyse

Bei der medizinischen 2D-Bewegungsanalyse werden Sie beim Laufen auf dem Laufband aus allen Richtungen gefilmt. Am Computer analysiert der Arzt Ihren gesamten Bewegungsapparat während der Laufbewegung. Er prüft die Gelenkstellungen in Aktion, die Knierotation und die Beckenstabilität. Er beobachtet, ob Ihre Beinachse zu Ausweichbewegungen im Oberkörper führt und wie Sie beim Laufen die Füße aufsetzen. Die Stabilität Ihrer Abdruckbewegung bewertet er ebenso wie die Stellung Ihrer Füße. Dabei kommen nicht nur mögliche Verletzungsursachen ans Licht, sondern auch, ob Sie Vor-, Mittel- oder Rückfußläufer sind, welche Auswirkungen das auf den Rest Ihres Körpers hat und ob das tatsächlich der passende Laufstil für Sie ist.

Egal, ob Sie beim Laufen schon lange unter lästigen Knieproblemen leiden oder die Achillessehne schmerzt: Mit einer 2D-Videoanalyse gehen Sie der Ursache auf den Grund. Und die kann ganz woanders liegen, als Sie vielleicht vermuten. Möglicherweise löst gar nicht der Schuh die Achillessehnenschmerzen aus, sondern Ihre Lauftechnik, die einen optimalen Fußaufsatz verhindert. Oder Sie haben dieses Ziehen in der Wade, weil Ihre rückseitige Oberschenkelmuskulatur nicht richtig mitarbeitet. Ob Technikfehler oder Kraftdefizit: Den Kameras bleibt bei einer Bewegungsanalyse nichts verborgen.

2.5 Ergebnisse der ärztlichen Bewegungsanalyse

Hat der Arzt Ihre Daten ausgewertet, hilft er Ihnen, die Beschwerden loszuwerden: Er gibt Tipps, welche Laufschuhe für Sie geeignet sind und ob Sie Einlagen benötigen. Außerdem findet er heraus, was Sie an Ihrer Lauftechnik ändern müssen, um schmerzfrei zu trainieren. Für zu Hause gibt er Ihnen ein persönliches Athletikprogramm, das exakt auf Ihre Schwächen abzielt. Ergänzend empfiehlt er Ihnen Physiotherapie und ärztliche Maßnahmen wie die Stoßwellentherapie oder schmerzlindernde Injektionen.

3. Ursachen und Therapien der wichtigsten Laufverletzungen

3.1 Achillessehne

3.1.1 Definition

„Achillodynie“ nennen Ärzte schmerzhafte Erkrankungen der Achillessehne. Die kräftigste Sehne des Körpers ist ganz schön sensibel: Weil sie mit dem Knie- sowie dem oberen und unteren Sprunggelenk über gleich drei Gelenke zieht, steht sie unter besonderem mechanischen Stress. Die häufigste Blessur der Achillessehne ist mit 50-65 Prozent die Midportion-Tendinopathie, von der vor allem Läufer betroffen sind. Verglichen mit Nicht-Läufern ist das Risiko für diese Erkrankung bei Läufern um den Faktor 10 erhöht.

3.1.2 Symptome

Morgensteifigkeit, Anlaufschmerz und Schmerzen nach dem Training zeichnen die Beschwerden aus. Mit der Zeit werden sie chronisch und können zur Degeneration der Achillessehne führen.

3.1.3 Untersuchung und Diagnostik

Oft kommt der Arzt schon nach der Anamnese und einer ersten klinischen Untersuchung zur Diagnose. Eine Bewegungsanalyse, die Fußdruckmessung und das Überprüfen von Schuhen und Einlagen können die Ursachen eingrenzen. Auch eine sonographische Untersuchung der lädierten Sehne ist aufschlussreich: Per Ultraschall sieht der Arzt die Struktur der Achillessehne und des sie umgebenden Gleitgewebes gut. Außerdem kann er mit dem sogenannten Power-Doppler-Verfahren Gefäßneubildungen bei chronischen Sehnenschäden sichtbar machen.

3.1.4 Auslöser

Auslöser einer „Midportion-Tendinopathie“ – also der Sehnenerkrankung im mittleren Drittel – ist eine Überlastung. Wird das Gewebe im Training immer wieder überstrapaziert und reicht die Regenerationszeit nicht aus, reagieren die Tendinozyten (die Sehnenzellen) und das Bindegewebe mit Umbaumaßnahmen: Durch den Einbau von Eiweißen und mittels Zellproliferation versucht die Sehne, der Belastung weiter standzuhalten. Im Verlauf einer chronischen Sehnenerkrankung zeigen sich Veränderungen im Gewebe und die Sehne verdickt.

3.1.5 Was bringt die Bewegungsanalyse?

Läufer mit chronischen Achillessehnenschmerzen profitieren besonders von einer Bewegungsanalyse und einer Fußdruckmessung: Mit deren Hilfe kann der Arzt sicher beurteilen, ob Technikfehler, muskuläre Dysbalancen oder Fehlstellungen wie ein Hohlfuß oder eine Überpronation des Rückfußes zugrunde liegen. Nur wenn Ursache und Risikofaktoren bekannt sind, kann die anschließende Therapie erfolgreich sein.

3.1.6 Therapie

Um Überlastungsbeschwerden der Achillessehne langfristig loszuwerden, kann der Patient hervorragend selber aktiv werden. Denn bei der Behandlung einer Midportion-Tendinopathie haben sich exzentrisches Krafttraining und Dehnübungen bewährt. Von ärztlicher Seite kann im Rahmen einer konservativen Therapie die Extrakorporale Stoßwellentherapie (ESWT) helfen. Sie zielt darauf ab, hochenergetische Druckwellen auf die Sehne zu richten.

Auch eine Lasertherapie und eine ACP-Therapie mit körpereigenem Blutplasma kommen zur Regeneration der Sehne infrage. Die Schuhwahl des Läufers sollte ebenso überdacht werden wie eine Versorgung mit Einlagen. Nur in therapieresistenten Fällen, wenn alle oben genannten Maßnahmen ausgeschöpft sind, kommt bei Achillessehnenbeschwerden ein chirurgischer Eingriff in Betracht.

3.2 Plantarfasziitis

3.2.1 Definition

Von „Plantarfasziitis“ sprechen Ärzte, wenn die Sehnenplatte unter der Fußsohle, die Plantarfaszie, chronisch gereizt ist. Dies passiert durch ständige Überlastung und daraus entstehende kleinste Verletzungen. Auf Dauer kommt es zur Degeneration des Gewebes, das Fersenbein und Vorfußbereich miteinander verbindet. Statistiken zufolge ist jeder Zehnte im Laufe seines Lebens einmal von einer Plantarfasziitis betroffen. Unter Läufern ist sie die dritthäufigste Verletzung. Im Volksmund heißt die Plantarfasziitis auch „Fersensporn“. So ein knöcherner Fortsatz entsteht zwar manchmal am Sehnenansatz, führt aber nicht zwangsläufig zu Beschwerden.

3.2.2 Symptome

Eine Plantarfasziitis zeigt sich durch morgendliche Anlaufschmerzen unter der Fußsohle oder unten an der Ferse, die nach etwas Bewegung vergehen. Bei und nach sportlicher Belastung treten stärkere Schmerzen auf, ebenso wie nach einer Laufpause.

3.2.3 Untersuchung und Diagnostik

Fragt der Arzt bei der Anamnese nach sportlichen Aktivitäten und dem Auftreten der Schmerzen, vermutet er schnell eine Plantarfasziitis. Die klinische Untersuchung kann er per Ultraschall unterstützen, wobei er immer auch die Umgebung begutachten sollte: Aus biomechanischer Sicht sind Plantarfaszie, Achillessehne und Wadenmuskel eine funktionelle Einheit. Treten in einem der drei Bereiche Beschwerden auf, hat das Folgen für die anderen beiden. Röntgenbilder und MRT-Untersuchungen des Fußes liefern oft keine zusätzlichen Informationen und sind nur in besonderen Fällen erforderlich.

3.2.4 Auslöser

Es gibt mehrere Risikofaktoren, die das Entstehen einer Plantarfasziitis begünstigen:

  • übermäßiges Lauftraining
  • ein verändertes Fußgewölbe (vermindert oder überhöht)
  • eine verkürzte Wadenmuskulatur
  • eine verkürzte Muskulatur in der Oberschenkelrückseite
  • Übergewicht (durch die Mehrbelastung des Bewegungsapparats)
  • häufiges Stehen im Job
  • zunehmendes Alter

Das Gute: Die meisten Risikofaktoren – bis auf das Alter – lassen sich beeinflussen. Patienten können selbst viel tun, um ihre Beschwerden zu lindern.

3.2.5 Was bringt die Bewegungsanalyse?

Eine Bewegungsanalyse und eine dynamische elektronische Fußdruckmessung sollten die Untersuchung komplettieren. Beide Methoden decken Technikfehler und Kraftdefizite auf, die der Grund für die Beschwerden sein könnten: ein zu hohes oder zu flaches Fußgewölbe, eine verkürzte Wadenmuskulatur, eine verkürzte hintere Oberschenkelmuskulatur. Ein guter Arzt erkundigt sich bei einer Plantarfasziitis immer nach den Laufschuhen und Einlagen des Patienten. Auch sie könnten die Ursache für die Schmerzen sein.

3.2.6 Therapie

Gegen akute Schmerzen hilft zunächst Kühlen, etwa mit einer Wasserflasche aus dem Eisfach, über die der Patient den Fuß barfuß rollt. Je nachdem, welche Risikofaktoren und Ursachen ermittelt wurden, helfen dann verschiedene Maßnahmen. Ein zu flaches oder überhöhtes Fußgewölbe lässt sich mit Fußtraining verbessern oder durch sensomotorische Einlagen korrigieren. Dehnübungen wirken gegen verkürzte Muskeln. Bei Übergewicht lohnt es sich, abzunehmen – nicht nur wegen der Plantarfaszie.

Wichtig ist auch, dass Läufer mit einer Plantarfasziitis ihr Training infrage stellen: Ist es wirklich sinnvoll aufgebaut oder ist der Körper damit überfordert? Zum Auskurieren der akuten Beschwerden sollten sie eine Laufpause einlegen und Barfußlaufen auf hartem Untergrund vermeiden. Aus ärztlicher Sicht unterstützen die Extrakorporale Stoßwellentherapie (ESWT), Lasertherapie, ACP-Injektionen und die Röntgentiefenbestrahlung die Heilung.

Physiotherapeutische Maßnahmen wie manuelle Therapie, Mobilisation, Dehnung, Spiraldynamik und Propriozeption haben sich ebenfalls bewährt.

3.3 Tractus-iliotibialis-Syndrom

3.3.1 Definition

Schmerzen an der Knie-Außenseite – das kennen viele Läufer. Das Tractus-iliotibialis-Syndrom oder Iliotibiales-Band-Syndrom betrifft den bindegewebigen Faserzug, der vom Beckenkamm am seitlichen Oberschenkel bis zur seitlichen Schienbeinkante verläuft. Im Bereich des Gelenkknorren am unteren Ende des Oberschenkels entsteht bei leichter Kniebeugung ein erhöhter Druck auf den Tractus, der bei übermäßiger Belastung zu einer Reizung führen kann. Bis zu 14 Prozent der Langstreckenläufer haben Tractusbeschwerden.

3.3.2 Symptome

Der stärkste Schmerz entsteht bei etwa 30-40 Grad Kniebeugung. Mit zunehmender Laufbelastung nehmen auch die Schmerzen an der Knieaußenseite zu. Oft beginnen sie nach wenigen Kilometern und werden dann schlimmer. Manche Läufer haben die typischen Knieschmerzen vor allem beim Treppensteigen nach dem Training.

3.3.3 Untersuchung und Diagnostik

Die Anamnese deutet oft schon auf ein Tractus-Syndrom hin. Bei der klinischen Untersuchung stößt der Arzt auf einen typischen Druckschmerz kurz oberhalb des äußeren Kniegelenkspalts. Vor allem aber auch an der äußeren Häfte (M. tensor faszia latae) und der Oberschenkelaußenseite. Zusätzliche Diagnosemethoden wie eine Ultraschall- oder MRT-Untersuchung sind nur noch erforderlich, wenn die klinische Untersuchung nicht eindeutig war oder andere Verletzungen ausgeschlossen werden müssen.

3.3.4 Auslöser

Die Reibung des Tractus am Oberschenkelknorren sowie ein erhöhter Druck reizen das dazwischenliegende Bindegewebe oder einen sich dort befindenden Schleimbeutel. So kommt es zu Schwellung und Schmerzen. Gründe für den stärkeren Druck könnten sein:

  • O-Beine (wodurch der Weg des Tractus länger ist und er stärker unter Spannung steht)
  • ein Knick-Senk-Fuß (der eine O-Bein-Stellung begünstigt)
  • ein verkürzter oder zu stark angespannter M. tensor faszia latae, der den Tractus spannt
  • eine schlechte neuromuskuläre Kontrolle
  • Kraftdefizite in der hinteren und seitlichen Hüftmuskulatur

3.3.5 Was bringt die Bewegungsanalyse?

Bei einem Tractus-Syndrom ist eine Bewegungsanalyse unerlässlich, um die Therapie zu planen und Risikofaktoren zu ermitteln. Beispielsweise können ein einseitiges Absinken des Beckens aufgrund muskulärer Schwächen beim Laufen oder ein O-Bein der Grund für die Beschwerden sein – der bei einer Videoanalyse auf dem Laufband klar zu sehen ist.

3.3.6 Therapie

Manualtherapeutische Techniken, lokale Kühlung mit Eis und entzündungshemmende Schmerzmittel helfen in der Akutphase der Verletzung. Zudem stehen Stretching und Blackroll-Training im Vordergrund. Nach etwa zwei Wochen sollten die Beschwerden abgeklungen sein. Um zu verhindern, dass das Tractus-Syndrom erneut auftritt, sollten Läufer selbst aktiv werden: indem sie auf eine saubere Technik achten und Kraftübungen für die hintere und seitliche Hüftmuskulatur ins Training einbauen. Die Ergebnisse aus der Bewegungsanalyse sind entscheidend für die Therapie. Meist können Betroffene nach 6-10 Wochen wieder ins Training einsteigen.

3.4 Piriformis-Syndrom

3.4.1 Definition

Leiden Läufer an Gesäßschmerzen, Beinschmerzen und tiefsitzenden Rückenschmerzen, liegt oft ein Piriformis-Syndrom zugrunde. Es entsteht, wenn der birnenförmige Musculus piriformis den Ischiasnerv reizt, der an ihm vorbei oder (selten) durch ihn hindurch ins Bein verläuft. Landläufig spricht man deshalb auch vom Ischias-Syndrom, wenngleich beim Piriformis-Syndrom die Nervenaustritte an der Wirbelsäule, anders als bei einem „echten“ Ischiasproblem, nicht betroffen sind. Frauen sind wesentlich häufiger betroffen als Männer.

3.4.2 Symptome

Betroffene haben meist einseitig Schmerzen im Gesäß, die oft ins hintere Bein derselben Seite ausstrahlen. Manche leiden zusätzlich unter Schmerzen im unteren Rücken. Sitzen verschlimmert die Beschwerden. Nicht selten kommt es zu einem Schweregefühl im Bein oder Missempfindungen.

3.4.3 Untersuchung und Diagnostik

Meist ist die Anamnese mit Beschwerden im Gesäß und Ausstrahlung in die Oberschenkelrückseite beim langen Sitzen im Auto und Schmerzen nach intensivem Lauftraining wegweisend. Der FAIR-Test kann den Verdacht bestätigen; dabei wird das Hüftgelenk gebeugt, der Oberschenkel nach innen bewegt und rotiert. Verstärkt das die Beschwerden, deutet das auf ein Piriformis-Syndrom hin. Viele Patienten leiden unter Druckschmerz auf den Muskel. Im Röntgen- oder MRT-Bild ist ein Piriformis-Syndrom nicht zu sehen. Wichtig ist, dass der Arzt schwerwiegende andere Ursachen wie ein Bandscheibenleiden nicht übersieht, bevor er ein Piriformis-Syndrom diagnostiziert.

3.4.4 Auslöser

Hauptrisikofaktor für das Piriformis-Syndrom sind X-Beine, innenrotierte Hüften und eine Muskelverkürzung der „hinteren Kette“, also der hinteren Beinmuskulatur. Auch sitzende Tätigkeiten, muskuläre Dysbalancen im Bereich der Hüftmuskulatur und anatomische Besonderheiten begünstigen das Entstehen der Beschwerden.

3.4.5 Was bringt die Bewegungsanalyse?

X-Beine, Senkfüße, innenrotierte Oberschenkel, häufiges Laufen auf schiefem Untergrund oder zu hohe Umfänge können den Piriformis-Muskel reizen und zu den typischen Ischiasbeschwerden führen. Der kleine Muskel gelangt auch an seine Grenze, wenn die Hüftmuskulatur um ihn herum zu schwach ausgebildet ist, was eine Bewegungsanalyse klar zeigt. Auf Basis der Untersuchung kann die Hauptursache gefunden und eine Therapie aus mehreren Bestandteilen zusammengestellt werden. Sie besteht aus einem Detonisierungsprogramm für den Muskel sowie einem Koordinations- und Krafttraining, das die Defizite ausgleicht.

3.4.6 Therapie

Die Therapie eines Piriformis-Syndrom besteht aus vier Säulen: Zuerst sollten Risikofaktoren und Auslöser gefunden und möglichst behoben werden. Zweitens hilft Physiotherapie mit aktiven und passiven Maßnahmen: manueller Therapie, Dehnung, Blackroll-Training, Propriozeptionstraining. Drittens ist die tief eindringende, fokussierte Stoßwellentherapie eine bewährte Therapiemethode. Die vierte, nur selten erforderliche Komponente ist die Injektionstherapie mit Lokalanästhetika, Cortison oder Botox, das den Muskel entspannt.

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