Das Mammakarzinom ist in den westlichen Industrieländern die häufigste Tumorerkrankung der Frau. Die möglichen Behandlungsoptionen umfassen Operation, Chemotherapie, Antikörpertherapie, Hormontherapie oder Strahlentherapie. Entsprechend des Risikoprofils, der Histologie, des Alters und der Nebenerkrankungen der Patientin ist die Kombination unterschiedlicher Behandlungen möglich.
Sehr oft steht am Ende der Behandlungskette die Strahlentherapie, die zum Beispiel bei brusterhaltender Therapie angewandt wird. Bei invasivem Karzinom soll eine Bestrahlung der betroffenen Brust nach brusterhaltender Operation durchgeführt werden.
Ziel der Bestrahlung ist die Vernichtung von eventuell vorhandenen mikroskopischen (d. h. mit dem bloßen Auge nicht erkennbaren) Tumorarealen. Das Zielvolumen der perkutanen Nachbestrahlung schließt die gesamte verbliebene Brust und die angrenzende Thoraxwand ein.
Wird keine zusätzliche Chemotherapie durchgeführt, kann die Bestrahlung ca. 4 - 6 Wochen nach der Operation beginnen. Bei einer Chemotherapie erfolgt die Bestrahlung nach Abschluss dieser Therapie.
Die Dosis soll ca. 50 Gy bei konventioneller Fraktionierung betragen (5 × 1,8-2,0 Gy/Woche), sodass dabei 25 bis 28 Bestrahlungen erforderlich sind. Danach erfolgt sehr oft eine lokale Dosisaufsättigung (Boost-Bestrahlung) des Tumorbettes. Diese senkt die lokale Rezidivrate in der Brust noch weiter. Die Boost-Bestrahlung ist in der Regel indiziert. Die empfohlene Boost-Dosis beträgt 16 Gy in konventioneller Fraktionierung (5 x 1,8-2,0 Gy/Woche), so dass nochmals 8 weitere Bestrahlungen erfolgen und sich die ganze Therapie dann etwas über 36 Behandlungstage erstreckt, also ein Zeitraum von über 7 Wochen.
Für viele Patientinnen ist dieser Zeitraum sehr lang und mitunter sehr belastend. Inzwischen geht der Trend dahin, die Dauer der Strahlentherapie zu verkürzen.
Entsprechend der Leitlinien kommt zur Verkürzung der Strahlentherapie unter anderem der simultan-integrierte Boost (SIB) in Frage. Bisher erfolgte die Strahlentherapie des Tumorbettes (also dort wo der Tumor war) nach der Bestrahlung der ganzen Brust. Nun wird dies bereits während der Bestrahlung der ganzen Brust durchgeführt. Man bestrahlt also dieses Boostvolumen bei jeder Fraktion der Brustbestrahlung mit einer geringen zusätzlichen Dosis. Voraussetzung für die simultan-integrierte Boost-Technik sind moderne Bestrahlungs- und Planungstechniken. Die Gesamtbehandlungszeit beträgt fünf bis fünfeinhalb Wochen, also kann damit die Behandlungszeit um etwa 1,5 bis 2 Wochen verkürzt werden.
Die Strahlentherapie kann auch die Behandlung bei einer Mastektomie unterstützen, wenn diese mit einem hohen Risiko für ein Lokalrezidivs verbunden ist. Es ist zudem möglich, die Lymphabfluss-Regionen (Achsel-Lymphknoten, Schlüsselbein-Lymphknoten, Brustbein-Lymphknoten) in das Strahlenfeld mit einzubeziehen. Die Indikationen für die Strahlentherapie prüft die interdisziplinäre Tumorkonferenz der Brustzentren für jeden Patienten.
Wichtig für die Patienten ist die individuelle Planung jeder Bestrahlungsserie. Voraussetzung ist eine möglichst genaue Erfassung der anatomischen Strukturen. Dazu dient ein sogenanntes Planungs-CT in der Bestrahlungsposition, das die Grundlage für den Bestrahlungsplan bildet. Ziel ist es, die andere Brust sowie die Organe optimal zu schonen.
Trotz dieser neuen Techniken lassen sich vor allem lokale Nebenwirkungen, insbesondere Hautreaktionen im Bestrahlungsgebiet nicht vermeiden. Sehr häufig kommt es zu Rötungen bzw. Pigmentierung der Haut sowie allgemein zu einer Fatigue-Symptomatik.
In einem Aufklärungsgespräch vor der Strahlentherapie wird ihr behandelter Arzt mit Ihnen über diese möglichen Nebenwirkungen sprechen.
Die Veröffentlichung dieser Inhalte durch jameda GmbH erfolgt mit ausdrücklicher Genehmigung der Autoren. Die Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und jede Art der Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtes bedürfen der schriftlichen Zustimmung der jeweiligen Autoren.
Die Inhalte der Experten Ratgeber ersetzen nicht die Konsultation von medizinischen Spezialisten. Wir empfehlen Ihnen dringend, bei Fragen zu Ihrer Gesundheit oder medizinischen Behandlung stets eine qualifizierte medizinische Fachperson zu konsultieren. Der Inhalt dieser Seite sowie die Texte, Grafiken, Bilder und sonstigen Materialien dienen ausschließlich Informationszwecken und ersetzen keine gesundheitlichen Diagnosen oder Behandlungen. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Meinungen, Schlussfolgerungen oder sonstige Informationen in den von Dritten verfassten Inhalten ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors darstellen und nicht notwendigerweise von jameda GmbH gebilligt werden. Wenn die jameda GmbH feststellt oder von anderen darauf hingewiesen wird, dass ein konkreter Inhalt eine zivil- oder strafrechtliche Verantwortlichkeit auslöst, wird sie die Inhalte prüfen und behält sich das Recht vor, diese zu entfernen. Eigene Inhalte auf unserer Website werden regelmäßig sorgfältig geprüft. Wir bemühen uns stets, unser Informationsangebot vollständig, inhaltlich richtig und aktuell anzubieten. Das Auftreten von Fehlern ist dennoch möglich, daher kann eine Garantie für die Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität nicht übernommen werden. Korrekturen oder Hinweise senden Sie bitte an experten-ratgeber@jameda.de.