Artikel 14/11/2016

Bakterielle Hauterkrankungen: Wie Sie eine Ansteckung vermeiden

Team jameda
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Sie kennen das: Winzige, lästige Keime können Ihre Haut krank machen. Sie denken, Sie sind auf der sicheren Seite, wenn Sie ständig starke Desinfektionsmittel benutzen? Lesen Sie, wieso das nicht stimmt und wie Sie bakteriellen Hauterkrankungen richtig vorbeugen.

Bakterien sind lebensnotwendig

Im Grunde genommen sind die meisten Bakterien harmlos. Sie helfen uns sogar, indem sie unsere Haut wie eine extra Schicht schützen. Ohne ihre Hilfe könnten wir nichts verdauen! Ja, man könnte behaupten, dass wir ohne Bakterien eigentlich gar nicht leben könnten.

Bakterien sind winzige Lebewesen, die nur aus einer Zelle bestehen und sehr anpassungsfähig sind. Sie besiedeln unsere Haut und Schleimhäute, ohne dass wir es merken. Wir leben friedlich zusammen, gehen zusammen ins Büro, zum Einkaufen oder ins Kino.

Die Keime bilden komplexe Lebensgemeinschaften bevorzugt in der Nase: Da fühlen sie sich besonders wohl. Bei jedem Händedruck tauschen wir unsere Staphylokokken mit unseren Mitmenschen aus, und das ist soweit in Ordnung. Probleme gibt es dann, wenn das Immunsystem schwächelt – dann wird der unauffällige Begleiter ein Krankheitserreger und verursacht eine Infektion.

Wie bakterielle Hauterkrankungen entstehen

Bakterielle Hauterkrankungen sind Entzündungen der Haut, die durch Keime verursacht werden, die durch Hautporen, Haarschäfte oder kleinen Hautverletzungen in das Innere der Haut eindringen. In den oberen Hautschichten sowie in und um Haare, Nägel und Schweißporen bilden sich dadurch bakterielle Besiedlungen. Es gibt verschiedene Arten von Bakterien, die bakterielle Hautinfektionen verursachen, und jede Bakterienart führt zu unterschiedlichen Krankheitsbildern.

Die Bakterienerreger sind hauptsächlich Staphylokokken und Streptokokken. Die Streptokokken sind rundlich oder elliptisch und bilden gern Ketten. Staphylokokken sind rundliche Zellen, die sich weintraubenähnlich anordnen. Beide Bakterienarten bewegen sich nicht aktiv und bilden keine Sporen, sondern vermehren sich durch Zellteilung. Man nennt sie „anaerob“, weil sie ohne Sauerstoff wachsen und Energie durch Gärung produzieren.

Hinter welchen Symptomen steckt welche Krankheit?

Bakterielle Infekte der Haut gibt es in bunter Vielfalt. Einige sind harmlos oder heilen sogar selbst, andere verlaufen schwerwiegend oder sind lebensgefährlich! Hier finden Sie Kurzbeschreibungen der bekanntesten von Bakterien verursachten Hauterkrankungen.

Ähnliche Krankheitsbilder können auch von nicht bakteriellen Erregern verursacht werden. Darüber hinaus ist es möglich, dass sich dieselbe bakterielle Hauterkrankung bei verschiedenen Menschen unterschiedlich äußert. Daher ist die folgende Information nicht zur Selbstdiagnose gedacht. Bleiben Sie lieber auf der sicheren Seite und lassen Sie den Arzt herausfinden, was Sie haben und wie Sie behandelt werden sollten.

Bakterielle Hauterkrankungen auf behaarten Körperstellen

Hauterkrankung und verursachende Bakterienart

Beschreibung

Lokalisation

Behandlungsgrundlagen und Tipps

Follikulitis

Staphylokokken

Schmerzhafte Entzündung des äußeren Teils des Haarfollikels mit Papeln oder Pusteln, die meistens folgenlos ausheilen

Alle behaarte Körperstellen, bevorzugte Stellen sind behaarte Kopfhaut, Brust- und Rumpfbereich

- Schwitzen vermeiden, Schweiß mit sauberem Tuch abtupfen

- Möglichen Eisenmangel ausschließen lassen

- Lokale Anwendung von Antiseptika oder Antibiotika

Furunkel

Staphylokokken

Tiefe, eitrige, schmerzhafte Entzündung der Haarwurzel und des umliegenden Gewebes mit roten Knoten, die einschmelzen und Narben bilden

Alle behaarten Körperstellen, bevorzugte Stellen sind Nacken, Brust, Leisten, Oberschenkelinnenseite, Achselhöhlen und Nase

- Abwehrsystem stärken

- Mögliche Zuckerkrankheit ausschließen lassen

- Lokale Anwendung von Antiseptika oder Antibiotika

- chirurgische Behandlung

Karbunkel

Staphylokokken

Mehrere dicht beieinander stehende Furunkel, oft mit Fieber und Anschwellung der Lymphknoten

Alle behaarte Körperstellen, bevorzugte Stellen sind Nacken und Rücken

- Chirurgische Behandlung und Drainage der Eiterhöhlen

- Antibiotikatherapie

Bakterielle Hauterkrankungen im Gesicht

Hauterkrankung und verursachende Bakterienart

Beschreibung

Lokalisation

Was tun?

Akne vulgaris

Propionibacterium acnes

Pickel, Papeln, Pusteln, Knoten und fettige Haut, hauptsächlich in der Pubertät

Meistens am Gesicht, aber auch an Nacken, Brust und Rücken

- Geduld üben: Akne hat hormonelle Hintergründe und verschwindet oft nach dem 30en Lebensjahr

- Pickel nicht ausdrücken

- Fachkosmetische Hautreinigung

- Lokale Behandlungsmittel lieber vom Hautarzt verschreiben lassen

Impertigo (Eiterflechte, Grindflechte)

Streptokokken

Sehr ansteckende, häufige, oberflächliche Kinderhautkrankheit mit kleinen Bläschen und Pusteln, die aufplatzen

Entzündung im Gesicht und an Kopf, Armen und Beine

- Gründliche  Hygiene

- Lokalantibiotika

- Antibiotikatherapie

Erysipel am Gesicht (Gesichtsrose) Streptokokken

Hochroter, schmerzhafter, zungenförmiger Hautausschlag mit Schwellung, Fieber und Kopfschmerzen

Nasenrücken, Augenlider, Wangen

Antibiotikatherapie

Hauttuberkulose

Mycobakterium tuberculosis

Infektion der Haut und Unterhaut, gekennzeichnet durch Lupusknötchen (stecknadelkopfgroße, braunrote, weiche Einlagerungen), die Herde bilden

Meistens im Gesicht, aber auch an anderen Körperstellen

spezifische Langzeittherapie

Bakterielle Hauterkrankungen an Händen, Beinen, und Rumpf

Hauterkrankung und verursachende Bakterienart

Beschreibung

Lokalisation

Was tun?

Nagelbettentzündung

Staphylokokken

Schmerzhafte Entzündung des Gewebes unter dem Finger- oder Zehennagel

Hände, Füße

Salbenverband

Schwimmbadgranulom

Mycobacterium marinum

Bläulich-roter, entzündlicher, häufig Geschwüre bildender Knoten

Meisten an Hand- und Fußrücken, Ellbogen und Knie

- Vorbeugung: Schutzhandschuhe beim Reinigen von Aquarien

- Antibiotikatherapie

- Operative Entfernung oder Kryotherapie

Scharlach

Streptokokken

Kleinfleckiger, blassroter Hautausschlag mit Fieber, Kopf- und Halsschmerzen

Leisten, Unterbauch, Oberschenkeln

Antibiotikatherapie

Erysipeloid (Rotlauf, Schweinerotlauf) Streptokokken

Blaurote, randbetonte Flecken

Finger, Handrücken

Antibiotikatherapie

Phlegmone

Staphylokokken

Eitrige, sich diffus ausbreitende Infektion des Bindegewebes mit Fieber, Schmerzen und Entzündung der betroffenen Körperstelle

Rumpf, Beine, Arme

- Antibiotikatherapie

- Chirurgische Wundsanierung

- Lokale Antiseptika

- Wundspülung und Wunddrainage

Ekthym (Lochschwäre)

Streptokokken

Linsen- bis münzengroße, scharf geränderte Hautgeschwüre mit Fieber und Lymphknotenschwellungen

Meist am Unterschenkel

Antibiotikatherapie

Schwer verlaufende Bakterielle Hauterkrankungen

Hauterkrankung und verursachende Bakterienart

Beschreibung

Lokalisation

Was tun?

Lyell-Syndrom

Staphylokokken

Akute Hautreaktion mit Rötungen auf Haut und Schleimhäuten, die in starke Blasenbildung und großflächige Ablösung der Oberhaut übergeht

Rumpf, Beine, Arme

Notarzt rufen!

Nekrotisierende Fasziitis

Streptokokken

Blitzartig verlaufende, bakterielle Infektion der Haut und der Unterhaut, bei der die Muskelhaut mitbetroffen ist

Rumpf, Beine, Arme

- Operative Behandlung

- Antibiotikatherapie

Milzbrand (Anthrax)

Bacillus anthracis

Oft schwer verlaufende Erkrankung der Haut, der Lunge oder des Darms

Hautveränderungen mit flüssigkeitsgefüllte Blasen und schwarzem Schorf im Bereich, der zuerst mit dem Bazillus in Kontakt gekommen ist

- Hoch dosierte Antibiotika-Kombination

- Chirurgische Entfernung des betroffenen Gewebes

Lepra

Mycobacterium leprae

Infektionskrankheit der Haut, Schleimhäute und Nervenzellen

Schwächer pigmentierte Hautflecken, oder geschwulstartige Knoten an Rücken, Hände, Füße, Gesicht

Langzeitantibiotikatherapie und Wundbehandlung

- Unterstützende Bewegungstherapie und Rehabilitationsmaßnahmen

Diagnose: So identifiziert der Arzt den Erreger

Jede dieser Hautinfektionen unterscheidet sich durch individuelle Merkmale von den anderen, es gibt aber auch gemeinsame Merkmale für mehrere Hautinfektionen, wie zu Beispiel Hautrötungen, Juckreiz, Eiteransammlungen, Schuppen- und Krustenbildung, Schwellungen oder Hautverfärbungen. Die Diagnose basiert oft auf dem Erscheinungsbild der entzündeten Haut.

Oft sind zusätzliche Tests nötig, wie Blut-, Eiter- und Urinuntersuchungen, damit der Erreger identifiziert werden kann. Das kann mit einem Antibiogramm erzielt werden, das grundsätzlich vor jeder Antibiotikatherapie empfohlen wird.

Ein Antibiogramm ist ein Labortest, mit dem die Empfindlichkeit der Bakterien gegenüber Antibiotika bestimmt wird. Dabei verteilt der Arzt eine geringe Menge einer bakterienhaltigen Körperflüssigkeit auf die Oberfläche eines Gelnährbodens.

Der Nährboden führt dazu, dass sich die Bakterien sichtlich ausbreiten. Fügt man nun verschiedene Antibiotika in bestimmten Mengen dazu, kann man beobachten, welches Antibiotikum zum Schrumpfen und Aussterben der Bakterienkolonie führt.

Vorbeugung: Hygienemaßnahmen für Zuhause

Meist übertragen infizierte Menschen, Haustiere oder Gegenstände die Erreger. Deshalb ist sorgfältige Hygiene wichtig, um bakterielle Hauterkrankungen vorzubeugen.

Dabei sind folgende Maßnahmen wirksam:

  • Gute Körperpflege, besonders Händewaschen mit pH-neutralen Mitteln
  • Hautfalten (Achsel, Gesäßbereich, Leistengegend) sauber und trocken halten
  • Kleine Hautwunden sorgfältig reinigen

Aber bitte nicht übertreiben! Eine gesunde Haut braucht ihren Bakterienschutzmantel, der krankmachende Erreger hemmt.

Diese Bakterienschicht wird auch Bakterienflora genannt und kann von einer Vielfalt von Reinigungs- und Desinfektionsmitteln zerstört werden. Anstatt bakterielle Hauterkrankungen vorzubeugen, haben Sie den Erregern in diesem Fall Tür und Tor geöffnet. Also könnte man behaupten: Ein bisschen Dreck muss sein!

Sie fragen sich nun zurecht, wie man die richtige Balance zwischen Vorbeugung und Infektion findet? Nun, diese Frage ist gar nicht so einfach zu beantworten. Grundsätzlich gilt, je neutraler, desto besser. Zumindest im Alltag.

Glauben Sie nicht, dass spezielle Desinfektionsmittel, die in Krankenhäusern oder Arztpraxen in Gebrauch sind, auch für Sie im Haushalt gut sind. Denn diese „aggressiven“ Mittel zwingen Bakterien zur Resistenz, und so beginnt ein Teufelskreis, der „gute“ Bakterien in „schädliche“ Bakterien verwandelt.

Auf der anderen Seite sind Menschen mit geschwächtem Immunsystem oder mit Diabetes (Zuckerkrankheit) besonders infektionsgefährdet und sollten die Hygienemaßnahmen besonders sorgfältig anwenden. Daher ergibt es auch Sinn, die körpereigene Abwehr zu stärken, um bakteriellen Hauterkrankungen vorzubeugen.

Die Steigerung der körpereigenen Abwehr gelingt mit einer ausgewogenen Ernährung, wobei genug vitaminreiche Früchte eine besonders wichtige Rolle spielen. Darüber hinaus hilft regelmäßige Bewegung, Ihr Immunsystem auf Trab zu halten sowie genug Schlaf, regelmäßige Saunagänge und Stressbewältigung.

Therapie: Desinfektion & Antibiotika

Bakterielle Hauterkrankungen werden grundsätzlich mit Desinfektionsmitteln und Antibiotika behandelt. Diese Mittel werden bevorzugt lokal an der Haut angebracht, wenn die Infektion kleinflächig und oberflächlich ist. Antibiotika können aber auch systematisch eingenommen werden, wenn großflächige Hautinfektionen vorliegen oder wenn mehrere Stellen betroffen sind. Wichtig ist, dass der Patient das richtige Antibiotikum für den jeweiligen Krankheitserreger einnimmt.

Grundsätzlich muss die Therapie einem Antibiogramm angepasst werden. Für die Hautinfektionen mit Streptokokken sind Penizilline geeignet, gegen Staphylokokken wirken Cephalosporine. Besteht jedoch eine Antibiotikaresistenz, müssen andere Medikamente eingesetzt werden.

Eine Antibiotikaresistenz liegt vor, wenn es Bakterien schaffen, die Wirkung von antibiotisch aktiven Substanzen abzuschwächen oder ganz zu neutralisieren. Das schaffen die Bakterien, indem sie die Konsistenz ihres Erbguts während der Zellteilung ändern und somit weniger angreifbar gegen eine bestimmte Substanz sind.

Der unnötige oder ungenaue Einsatz von Antibiotika macht Bakterien immer resistenter, sodass sie ihre Wirksamkeit verlieren. Deshalb ist es wichtig, eine Antibiotikatherapie genauso anzuwenden, wie sie der Arzt empfiehlt.

Ausschlaggebend für die richtige Anwendung der Antibiotika sind nicht nur die geeigneten Substanzen, sondern auch die richtige Dosierung und Dauer der Therapie. Dosierung und Dauer müssen wirkungsvoll, aber so knapp wie möglich gehalten werden.

Quellen:

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