Team jameda
Eine Lungenentzündung kann jeden treffen, auch ohne Vorwarnung und ohne erhöhtes Risiko. 10 Prozent der Lungenentzündungen, die stationär behandelt werden müssen, enden tödlich. Lesen sie hier, woher die Erkrankung kommt, wie sie sich äußert und was Sie dagegen tun können.
Bei einer Lungenentzündung, auch Pneumonie genannt, ist oft nur der Bereich am Ende eines einzigen Bronchus herdförmig betroffen, d.h. nur ein kleiner Teil der Atemwege. Dabei handelt es sich um die leichteste Form der Lungenentzündung, die „Bronchopneumonie“ genannt wird. In schweren Fällen ist der ganze linke oder rechte Lungenlappen eines Lungenflügels entzündet, dann liegt eine Lobärpneumonie vor. Wenn darüber hinaus auch noch das Brustfell entzündet ist, handelt es sich um eine Pleuropneumonie.
Lungenentzündungen sind entweder primär oder sekundär. Primäre Lungenentzündungen entstehen ohne Risikofaktoren, bei sekundären sind Risikofaktoren wie Asthma, chronisch obstruktive Lungenerkrankung oder Herzinsuffizienz zu beobachten.
Eine nosokomiale Pneumonie wird im Gegensatz zu einer ambulant erworbenen Lungenentzündung im Rahmen eines Krankenhausaufenthaltes erworben.
In Deutschland fangen sich jedes Jahr mehr als 230.000 Menschen eine ambulant erworbene Lungenentzündung ein, die stationär behandelt werden muss. Somit ist sie eine der häufigsten Erkrankungen in deutschen Krankenhäusern. Mehr als 10 Prozent dieser Lungenentzündungen enden tödlich.
Die nosokomiale Pneumonie gehört zu den häufigsten im Rahmen eines Krankenhausaufenthaltes auftretenden Infektionen. In den letzten Jahren kommen sie immer häufiger auf, weil die multiresistenten Erreger, die sie verursachen, zunehmen.
Lungenentzündungen werden meistens durch ansteckende Krankheitserreger wie Bakterien, Viren, Parasiten oder Pilze verursacht, die durch Tröpfchen- oder Schmierinfektion übertragen werden. Die häufigsten Erreger bei jungen Patienten sind die Pneumokokken.
Lungenentzündungen, die durch die Bakterienstämme der Mykoplasmen verursacht werden, kommen häufig in Gemeinschaftsbetrieben wie Schulen, Heimen oder Kasernen vor. Mit der Legionellen-Pneumonie stecken sich Patienten öfter in stehenden, warmen oder heißen Gewässern an, aber auch in Duschen oder durch den Kontakt mit Klima- oder Belüftungsanlagen, Warmwasserboilern oder Heizungen.
Eine Lungenentzündung wird als ,nosokomial‘‘ bezeichnet, wenn sie während eines Krankenhausaufenthalts erworben wird und sich in mehr als 2 Tagen nach der Aufnahme oder innerhalb von 14 Tagen nach der Entlassung äußert. Nosokomiale Lungenentzündungen werden von antibiotikaresistenten Keimen verursacht, weshalb ihre Behandlung schwierig ist.
Eine spezielle Form der Lungenentzündung ist die Pneumocystis-Pneumonie, die bei Menschen mit einem schwachen Immunsystem durch den Pilz Pneumocystis jirovecii ausgelöst wird. Die Pneumocystis-Pneumonie ist oft das erste Anzeichen einer AIDS-Infektion.
In seltenen Fällen entsteht eine Lungenentzündung auch durch:
Bestimmte Personengruppen sind besonders gefährdet, wie zum Beispiel:
Tipp: Bestimmte Grunderkrankungen können zwar das Risiko einer Lungenentzündung erhöhen, aber auch gesunde Menschen erkranken daran und können daran sterben. Deswegen sind präventive Maßnahmen sehr wichtig.
Typische Lungenentzündungen äußern sich mit:
20 Prozent aller Lungenentzündungen sind atypisch, das heißt sie befallen das Bindegewebe der Lunge, äußern sich schleichend ohne Fieber und sind sehr langwierig. Die Symptome einer atypischen Lungenentzündung sind allgemeines Krankheitsgefühl mit Kopf- und Gliederschmerzen, trockener Reizhusten ohne Auswurf, Luftnot und Zyanose. Darüber hinaus können Gelenkschmerzen, Hautausschläge, Störungen des Nervensystems oder Verdauungsbeschwerden auftreten, wie zum Beispiel Übelkeit und Erbrechen.
Bei einer Legionellen-Lungenentzündung kommt es zusätzlich zu Verwirrtheit, Lethargie und Durchfall.
Die Erreger einer Lungenentzündung können sich im Körper ausbreiten, so dass schwerwiegende Folgen entstehen, wie zum Beispiel Blutvergiftungen und Organversagen, die zum Tod führen. Weitere Komplikationen sind:
Trotz Antibiotika sind Lungenentzündungen noch immer sehr gefährlich. Sie sind die am häufigsten tödlich verlaufenden Infektionskrankheiten in Westeuropa. In Deutschland sterben 40.000 bis 50.000 Menschen pro Jahr daran.
Der Schweregrad der Erkrankung ist wichtig für die Prognose. Je höher die Atemfrequenz, desto gefährlicher wird es:
Atemzüge pro Minute
Sterblichkeit in %
< 20
0
20 - 29
1,7
30 - 39
9
40 - 49
16
Die Wichtigkeit der Atemfrequenz bei Menschen, die an einer Lungenentzündung erkrankt sind, wurde in Deutschland von 2010 bis 2012 erneut bestätigt. Von 705.928 Patienten, die stationär wegen einer Pneumonie behandelt wurden, starben 92.277 (13.1 Prozent).
Weitere Risikofaktoren beeinflussen die Prognose, wie zum Beispiel das Alter, die Aufnahme aus einer Pflegeeinrichtung, chronische Bettlägerigkeit, Desorientierung und Bluthochdruck.
Typische Lungenentzündungen kann der Arzt durch Abhören mit dem Stethoskop und Abklopfen entdecken. Weitere Untersuchungen sind:
Für die Diagnose einer Pneumocystis-carinii-Lungenentzündung ist eine Bronchiallavage nötig, wobei ein spezieller Schlauch über den Mund in die unteren Atemwege geführt wird. Die Lunge wird mit Kochsalzlösung ausgespült, die in ein Röhrchen abgesaugt wird, das für den Erregernachweis benutzt wird.
Die Behandlung hängt von der genauen Ursache und dem Alter des Erkrankten ab. Meist ist eine Antibiotikatherapie nötig. Manchmal muss sie im Krankenhaus stattfinden, zum Beispiel wenn:
Die Antibiotikatherapie dauert in der Regel 1 bis 3 Wochen. In manchen Fällen jedoch, wenn der Beginn der Therapie verzögert wird oder wenn die Lungenentzündung nicht ausgeheilt ist, kommt es zu einer Verschleppung. Dauert die Erkrankung länger als 6 bis 8 Wochen, handelt es sich um eine chronische Lungenentzündung.
Gegen Husten gibt es zwei unterschiedliche Gruppen von Medikamenten:
Darüber hinaus helfen fiebersenkende und schmerzlindernde Medikamente, manchmal ist auch die Gabe von Sauerstoff nötig.
Der Patient kann seine Therapie mit Bettruhe, körperlicher Schonung und der Befeuchtung der Raumluft unterstützen. Viel Wasser trinken ist auch wichtig, insbesondere bei Fieber. Andere Hausmittel gibt es nicht.
Die Atemunterstützung ist durch Abklopfen des Rückens im Sitzen oder in der Seitenlage möglich, so dass das Abhusten erleichtert wird. Besondere Atemübungen vereinfachen die Belüftung der Lunge und die Sekretentleerung.
Bestimmte Lungenentzündungen können Sie vorbeugen, wenn Sie sich impfen lassen. Folgende Impfungen gibt es:
Blut spucken bedeutet nicht immer Krebs, denn es ist oft ein Symptom einer Lungenentzündung. Die Gefahren dieser Erkrankung werden unterschätzt, obwohl sie häufig vorkommt und jeden Menschen betreffen kann. Über 10 Prozent der Lungenentzündungen, die stationär behandelt werden, enden tödlich. Deswegen ist es wichtig, sich bei jedem Verdacht sofort beim Arzt zu melden.
Informationen des Robert Koch-Instituts über Pneumokokken-Infektionen
Informationen des Robert Koch-Instituts über empfohlene Impfungen
Kompetenznetz Lungenentündungen/CAP-Netz
Deutsche Atemwegsliga
Patientenliga Atemwegserkrankungen
Deutsche Lungenstiftung
Bundesverband der Pneumologen
[Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin
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