Team jameda
Pfeifender Atem, Husten und Atemnot sind Symptome von Asthma bronchiale, einer chronisch-entzündlichen Erkrankung der Atemwege. Über die Entstehung von Asthma und wie es behandelt werden kann, berichtet die jameda Gesundheitsredaktion in diesem Gesundheitsspecial.
Die Bronchien sind überempfindlich und entzünden sich leicht
Bei Asthma bronchiale sind die Atemwege sehr empfindlich gegenüber äußeren Reizen, so dass sich die Schleimhäute leicht entzünden und anschwellen. Es wird vermehrt Schleim gebildet und die Bronchialmuskulatur verkrampft. Beim allergischen Asthma reagieren die Betroffenen auf bestimmte Fremdstoffe wie Pollen, Tierhaare oder Milbenkot mit Asthmasymptomen. Das sogenannte intrinsische Asthma ist dagegen durch eine generell überempfindliche Bronchialschleimhaut gekennzeichnet. So können Reize wie kalte Luft, Nebel, Staub oder Tabakrauch asthmatische Beschwerden hervorrufen. Oft existieren Mischformen der zwei Asthmatypen.
Asthmatiker leiden unter Husten, verschleimten Bronchien und Atemnot
Je nach Schweregrad treten die Symptome in unterschiedlicher Stärke und Häufigkeit auf. Gerade zu Beginn der Erkrankung können Asthmatiker über lange Zeit auch beschwerdefrei sein. Die Entzündung der Bronchien und die vermehrte Schleimbildung rufen einen pfeifenden Atem hervor. Betroffene müssen dann husten, können den zähen, glasigen Schleim aber oft nicht vollständig aus der Lunge herausbefördern. Verkrampfen die Bronchien, bekommen Betroffene nur schwer Luft. Der lebensbedrohliche Status asthmaticus ist eine schwere Atemstörung, die sofort vom Notarzt behandelt werden muss.
Peak Flow: Wie schnell fließt die Luft beim Ausatmen?
Um die Arbeit der Lunge beurteilen zu können, führt der Arzt einen Lungenfunktionstest durch. Dabei misst er, z. B. mit einem Spirometer, die Luftstromgeschwindigkeit des Atems und das Lungenvolumen. Der Peak Flow stellt dabei den Spitzenfluss der Luft dar, der beim kurzen, kräftigen Ausatmen entsteht. Je niedriger der Peak Flow, desto stärker ist die Lunge in ihrer Funktion eingeschränkt.
Asthma bronchiale wird in vier Stufen (Schweregrade) eingeteilt:
Asthma-Erkrankungen haben stark zugenommen
In Deutschland sind etwa 10-15 % der Kinder und 5-7 % der Erwachsenen von Asthma betroffen. In der Pubertät verschwindet die Erkrankung oft, kann aber im Erwachsenenalter wieder auftreten. In den letzten zwanzig Jahren hat die Häufigkeit von Asthma gerade in den westlichen Industrienationen stark zugenommen. Zu den Ursachen dafür zählen eine genetische Veranlagung, ein westlicher Lebensstil mit übermäßiger Hygiene und gleichzeitigem häufigen Kontakt mit Allergenen durch Luftverschmutzung, Zusatzstoffe in Nahrung, Kleidung und Kosmetikprodukten. Auch der starke Einsatz von Antibiotika kann die Entwicklung von Asthma fördern.
Asthma-Medikamente werden oft in Kombination eingesetzt
Allergisches Asthma kann durch eine Hyposensibilisierung ursächlich behandelt werden. Medikamente wie H2-Antihistaminika schwächen allergische Reaktionen ab, in schweren Fällen setzt man den „Antikörper-Fänger“ Omazilumab ein. Gegen die Entzündung, Überempfindlichkeit und Verkrampfung der Atemwege werden symptomatisch wirkende Arzneimittel angewandt, je nach Schweregrad des Asthmas oft auch in Kombination.
Asthmasprays für den Notfall verschaffen schnell wieder Luft
Schnell und kurz wirkende Beta-2-Sympathomimetika wie Salbutamol und Fenoterol lösen Krämpfe der Bronchien, so dass der Betroffene wieder normal Luft holen kann. Sie sind in Dosieraerosolen zur Inhalation für den Notfall enthalten und befreien innerhalb weniger Minuten von Atemnot. Langwirkende Beta-2-Sympatomimetika wie Formoterol oder Salmeterol dagegen wirken im Notfall nicht, sie werden vorbeugend von Patienten mit nächtlichen Beschwerden inhaliert.
Mit Glucocorticoiden gegen die Entzündung
Zur regelmäßigen Dauertherapie bei Asthma gehören die Wirkstoffgruppen der Glucocorticoide, Montelukast und Theophyllin. Glucocorticoide hemmen Entzündungen der Bronchialschleimhaut und wirken gegen übermäßige Schleimbildung. Zur Inhalation werden z.B. Betamethason und Budesonid eingesetzt. Bei schwerem Asthma nimmt der Patient Glucocorticoide wie Prednisolon in Tablettenform ein.
Montelukast und Theophyllin erweitern die Bronchien
Der Wirkstoff Montelukast hilft gegen Verkrampfungen und übermäßige Schleimbildung bei leichtem bis mittelschwerem Asthma. Er wird oral eingenommen und nur in Kombination mit anderen Wirkstoffen eingesetzt. Bei mittelschwerem und schwerem Asthma kann Theophyllin zur Erweiterung der Bronchien genommen werden.
Mepolizumab und Reslizumab bei schwerem Asthma
Die neuen Wirkstoffe Mepolizumab und Reslizumab sind seit Dezember 2015 bzw. August 2016 für Erwachsene mit schwerem Asthma als Zusatzbehandlungen zugelassen. Eingesetzt werden sie bei schwerem refraktärem eosinophilem Asthma, bei dem trotz Behandlung wiederholt gefährliche Asthma-Anfälle auftreten. Die neuen Medikamente sind Antikörper, die die Immunabwehr regeln, die die Zahl der eosinophilen Granulozyten einschränken und die Abwehrreaktion in den Bronchien abschwächen. Sie werden alle 4 Wochen unter die Haut gespritzt.
Behandlung des lebensbedrohlichen Status asthmaticus
Bei einem Status asthmaticus muss der Bronchialschleim mechanisch abgesaugt werden. Der Patient erhält Sauerstoff über eine Nasensonde, ein schnellwirkendes Beta-2-Sympatomimetikum zur Inhalation, ein Glucocorticoid sowie Theophyllin als Infusion. Status asthmaticus ist ein medizinischer Notfall und muss dringend stationär behandelt werden.
Empfehlungen für Asthmatiker
Asthmatiker sollten nicht rauchen und Reize wie feuchte Luft, Staub, Düfte, Pollen und Tierhaare meiden. Weitere Risikofaktoren, die die Entwicklung und den Schweregrad des Asthmas negativ beeinflussen, sind Übergewicht und Stress.
Die Medikamente müssen regelmäßig angewendet bzw. eingenommen werden, das Notfallspray sollte man stets bei sich haben. In Schulungen lernen Patienten, mit der Asthma-Erkrankung umzugehen. Dabei werden z. B. der medizinische Hintergrund, die Wirkung und Anwendung von Medikamenten sowie die richtige Atemtechnik im Notfall anschaulich vermittelt. Um die Entwicklung der Lungenfunktion zu überblicken, sollten Asthmatiker zu Hause regelmäßig den Peak Flow bestimmen und in einem Tagebuch dokumentieren.
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