Artikel 04/05/2010

Haben Zahnfleisch und Rasen Gemeinsamkeiten?

Team jameda
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Nicht anders ergeht es dem festen Zahnfleisch (Gingiva propria). Das Zahnfleisch haftet dem Kieferknochen (Alveolarfortsatz) fest an. Der Kieferknochen ernährt das Zahnfleisch wie der Erdboden den Rasen. Im Gegensatz dazu wird die bewegliche Mundschleimhaut auch in Höhe des Kieferknochens über Blutgefäße versorgt.

Wenn der Kieferknochen einen Defekt aufweist, wird das Zahnfleisch über diesem erkranken. Krankes Zahnfleisch verändert sein Aussehen. Gesundes Zahnfleisch ist blass rosa und in seiner Oberfläche leicht uneben, man spricht von ‘getüpfelt’. Krankes Zahnfleisch wird glänzend, wirkt gespannt und ist dunkelrot. Es blutet leicht auf Berührung , z. B. mit der Zahnbürste, und kann auch schmerzhaft sein. Mit anderen Worten, das in dieser Weise erkrankte Zahnfleisch weist uns darauf hin, dass es dem darunter liegenden Knochen nicht gut geht.

Bleibt die Zahnfleischentzündung unbehandelt, zieht sich das Zahnfleisch zurück. Es heißt dann: ‘Meine Zähne werden länger’. Bei jugendlichen Patienten kann man immer wieder mal feststellen, dass nur die Wurzel eines einzelnen Unterkieferfrontzahnes isoliert ca. 2mm breit auf einer Länge von etwa 4mm frei liegt. Im Bereich dieser Fläche fehlt dann ganz offenkundig der Knochen als Grundlage für das Zahnfleisch vollständig. Aber auch im Seitenzahnbereich weicht das Zahnfleisch über den Zähnen zurück, weil die Zahnsubstanz für das Zahnfleisch keine Ernährungsgrundlage mehr darstellt. Aus diesem Grund machen auch Zahnfleischverpflanzungen über einem freiliegenden Zahnhals wenig Sinn. Derartige Befunde finden sich im Normalfall im Erwachsenenalter. Man spricht dann auch gern von Parodontose.

Von Parodontose spricht man deshalb, weil die Kontaktfläche der Zahnwurzel mit dem Knochen geschädigt ist. Der Schaden beginnt durch Aufweichen der Knochensubstanz. Dafür sind ganz bestimmte Zellen, die Osteoklasten, zuständig, die den Knochen auflösen. Ist der Knochen aufgelöst, bleiben noch lose Knochenzellverbände übrig, die aber mit der Zeit ebenfalls verloren gehen. Gefördert und beschleunigt wird dieser Prozess besonders dann, wenn diese ‘Knochentaschen’, in denen sich die Knochenzellverbände befinden, regelmäßig gespült, geputzt und gereinigt werden!

Es gibt auch Knochenzellen, die den Knochen wieder aufbauen. Diese Zellen, Osteoblasten genannt, werden aber erst aktiv bei für sie günstigen Bedingungen. Welche Bedingungen sind dies? Es sind die Bedingungen, die unter physiologischen Bedingungen des Zahn- und Kiefersystems vorherrschen. Ist dies nicht der Fall, sprechen wir von einer unphysiologischen Belastungssituation, die man in diesem Fall auch als Fehlbelastung bezeichnen kann. Derartige Fehlbelastungen behandeln wir mit dem Monoblock. Die hier geschilderten Befunde klingen dann ab. Es kommt zur Normalisierung des Zahnfleischbefundes (s. Artikel Zähneknirschen v. 16.11.09).

Freilich kann sich der Knochen nur dort wieder aufbauen (regenerieren), wo restliche Knochenzellen übrig geblieben und die Kontaktfläche der Zahnwurzel (Desmodont) intakt geblieben ist. Nach einer Taschenreinigung mit scharfen und an der Zahnoberfläche kratzenden Instrumenten – wie bei einer Parodontosebehandlung üblich - ist dies sehr unwahrscheinlich bzw. nahezu unmöglich. Bei dem oben geschilderten jugendlichen Frontzahn wird für immer die freiliegende Zahnwurzel zu sehen bleiben, denn hier handelt es sich bereits um einen Dauerschaden. Unbehandelt wird er zum vorzeitigen Zahnverlust führen. Ganz sicher erreichen Anweisungen zu übermäßig intensivem Zähneputzen weder im Front- noch im Seitenzahnbereich das Grundübel der Erkrankung.

Zahnfleischentzündungen, die durch eine Bakterienbesiedlung entstehen, finden sich nur dort, wo das Zahnfleisch bereits geschädigt worden ist. In diesen Regionen findet sich immer ein Knochenschaden. Zeitgleich sind andere Zahnfleischregionen im selben Kiefer entzündungsfrei, obwohl sie demselben Keimangebot ausgesetzt sind! Damit wäre bewiesen, dass nicht die Keime ursprünglich (causal) für die Parodontose verantwortlich sind. Findet sich dagegen sowohl im Ober- als auch im Unterkiefer, gleichmäßig ausgebildet, eine Entzündung des Zahnfleisches, so ist eine systemische Grunderkrankung, wie z. B. eine Leukämie, zu vermuten. Auch die Besserung der für eine Parodontose typischen Befunde durch die Monoblocktherapie beweist die nachrangige Bedeutung der Bakterien für die Parodontoseerkrankung.

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