Team jameda
Viele, nicht nur prominente Anwender, preisen die natürlichen Wege an, seinen Körper sowie die Zähne zu pflegen und gesund zu erhalten. Seit einigen Jahren ist so auch das Ölziehen wieder „in aller Munde“. Bei Prominenten, wie Alternativ-Lifestyle-Allesanwenderin Gwyneth Paltrow und anderen Anhängern eines gesunden Lebensstils, ist Ölziehen schon lange beliebt.
Vor dem Zähneputzen erst den Mund mit Öl ausspülen: Das so genannte Ölziehen kann zur Gesundheit von Zähnen und Zahnfleisch beitragen. Die Anwendung, die man in der traditionellen ayurvedischen Medizin bereits seit Jahrhunderten kennt und die dort Teil einer ganzheitlichen Ölziehkur sein kann, zieht jetzt auch bei uns in die Badezimmer ein.
In der ayurvedischen Lehre wird die Ölkur als Entgiftung eingeordnet. Ayurveda-Ärzte erkannten schon vor langer Zeit, dass zwischen einem gesunden Mund und gesunden Organen im gesamten Körper ein Zusammenhang besteht. Daher gilt auch für sie das Motto: Gesundheit beginnt im Mund.
Beim Spülen des Mundraums mit Öl wird dieses durch die einzelnen Zahnzwischenräume gezogen - daher spricht man beim Ölziehen auch von Mundziehöl - sowie Zähne und Zahnfleisch von Belägen und Bakterien reinigt. Laut diverser Studien, die in den letzten Jahren durchgeführt wurden, soll das Ölziehen eine positive Wirkung auf die Gesundheit von Zähnen und Zahnfleisch haben.
Bei regelmäßiger Anwendung sollen Zähne weißer, Mundgeruch verringert und Zahnfleischprobleme behoben werden.
Es reicht eine kleine Menge Öl - ein Esslöffel, den man morgens auf nüchternen Magen, aber nach dem Zähneputzen, in den Mund nimmt und für bis zu 20 Minuten darin behält. Das Öl sollte vorher erwärmt werden. Ein ständiges Hin- und -herspülen mit dem Öl durch den ganzen Mund soll Bakterien und Giftstoffe aus dem Mund entfernen und im Öl binden. Möchte man mehrmals Gurgeln und Spülen, sollte man das Öl auch zwischendurch ausspucken und einen neuen Löffel in den Mund nehmen.
Nachdem man dann schließlich das ganze Öl ausgespuckt hat, spült man den Mund mehrmals mit warmem Wasser nach. Aber nicht jedes herkömmliche Speiseöl sollte verwendet werden. Damit die Gesundheit auch profitiert, sollte es ein Öl sein, das sortenrein und ohne Zusätze ist. Kaltgepresste Öle sind ebenfalls zu bevorzugen. Neben Sesam- und Sonnenblumenöl schwören die meisten Anwender auf Kokosöl, das auch in einer aktuellen Studie1 benutzt wurde.
Der positive Effekt, den Kokosöl auf unsere Gesundheit haben soll, wird auf die große Menge der darin enthaltenen Laurinsäure zurückgeführt, die 45 bis 50 Prozent der Inhaltsstoffe ausmacht. Laurinsäure ist bekannt für ihre entzündungshemmenden und antibakteriellen Eigenschaften.
Für das eigentliche Ölziehen benötigt man einen Esslöffel Öl. Es gibt folgende Öle zur Auswahl, wobei Kokosöl sich am besten eignen lässt.
Bei der ersten Ölkur spüle ich drei Minuten. In der Ayurveda werden maximal 20 Minuten vorgeschlagen. Das Kokosöl quietscht beim Spülen. Nach Ablauf der Zeit heißt es: Öl ausspucken. Das ist sehr wichtig: Beim Ölziehen werden Beläge und schädliche Bakterien gelöst. Diese sollen nach dem Spülen aus dem Körper raus und landen daher im Papiertuch.
Das Öl kann im Abfluss zu Verstopfungen führen. Das erhöht den Reinigungsaufwand in den Klärwerken. Um das Mundziehöl im Wasser zu suspensieren, sind große Mengen an Tensiden nötig und es wird dabei viel Energie verbraucht.
Die Farbe des Kokosöls verändert sich durch das Spülen. Was vorher leicht transparent war, ist nach der ayurvedischen Zahnpflege trüb. Bei Olivenöl verändert sich die Farbe von samtig-grün zu hellgelb. Nach dem Ölziehen spült man den Mund mit Wasser aus und putzt seine Zähne mit normaler Zahnpasta. Damit ist die ayurvedische Ölkur abgeschlossen.
Es gibt bisher noch keine eindeutige Studie, deren Ergebnisse einen deutlichen Effekt des Ölziehens mit Kokosöl nachweisen. Vereinzelte Studien haben Ölziehen mit Sesam- oder Sonnenblumenöl getestet. Deren Ergebnisse deuteten bereits eine heilende Wirkung auf Gingivitis an - die Zahlen waren aber nicht aussagekräftig genug.
Indische Zahnmediziner des Kannur Dental College in Kerala haben daher eine erste Studie dazu durchgeführt und ihre Ergebnisse im Journal Nigerian Medical Journal im April 2015 veröffentlicht.
Sie zogen für die Studie 60 Teenager mit Gingivitis im Alter von 16 bis 18 Jahren als Probanden heran. Diese bezogen das Ölziehen mit Kokosöl 30 Tage lang in ihre tägliche Mundhygieneroutine ein. Der Zustand ihrer Gingivitis und der Plaquestatus wurden an den Tagen eins, sieben, 15 und 30 ärztlich untersucht. Bereits nach sieben Tagen zeigte sich eine erste Verbesserung des Plaquestatus als auch der Gingivitis. Dieser Trend nahm bei den Folgeuntersuchungen zu.
So verzeichneten die Autoren zu Beginn einen durchschnittlichen Gingivitis-Index von 0,91, welcher an Tag 30 bei 0,401 lag. Der durchschnittliche Plaque-Index wurde zu Studienbeginn mit 1,91 aufgezeichnet. Zum Ende der Studie lag dieser bei 0,385. Dazu schreiben die Autoren, dass mit einer Verbesserung der Gingivitis um 50 Prozent ähnliche Erfolgsquoten erzielt wurden, wie bei einer Behandlung mit Chlorhexidin.
Sie sprechen sich dadurch für das Ölziehen aus, da so die üblichen Nebenwirkungen vermieden werden können, die bei einer längeren Behandlung mit Chlorhexidin auftreten, wie zum Beispiel eine Beeinflussung des Geschmackempfindens oder einer Verfärbung der Zähne. Die Schleimhäute leiden außerdem nicht unter der Behandlung, sondern werden zusätzlich gepflegt.
Die positive Wirkung des Kokosöls können die Wissenschaftler nicht vollständig erklären. Eine Theorie ist, dass das Öl durch die Bewegung im Mund emulgiert und so einen Film auf der Zahnoberfläche hinterlässt, der Plaque nicht mehr anhaften lässt.
Es wird weiterhin vermutet, dass die natürliche Natronlauge im Speichel mit der Laurinsäure im Kokosöl reagiert und so seifenähnliche Substanzen gebildet werden, die die Zähne reinigen und ebenfalls ein Anhaften von Bakterien erschweren.
Laut den Autoren der indischen Studie ist das Ölziehen mit Kokosöl eine erschwingliche und simple Methode, eine Gingivitis zu behandeln und eine gute Mundgesundheit beizubehalten. Die geringe Anzahl der Probanden und der Versuchsansatz sollten weiter ausgebaut werden, um herauszufinden, ob die positiven Zahlen bestätigt werden können und ob bei gesunden Patienten bzw. Patienten mit stärkeren Beschwerden ebenfalls einen Effekt der Prozedur zeigen.
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