Artikel 02/05/2014

Salz macht die Blutgefäße steif

Dr. med. Boris Leithäuser Internist, Kardiologe, Angiologe
Dr. med. Boris Leithäuser
Internist, Kardiologe, Angiologe
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Im Durchschnitt nimmt jeder Deutsche pro Tag 9-10 Gramm Kochsalz - chemisch Natriumchlorid - zu sich (Angaben schwanken je nach welche Quelle die für diese Angabe herangezogen wird). Das ist etwa doppelt so viel, wie von der Deutschen Hochdruckliga, also der medizinischen Fachgesellschaft, die sich mit der Behandlung des Bluthochdrucks beschäftigt, empfohlen wird. Die Experten gehen davon aus, dass es deutlich weniger Schlaganfälle und Herzinfarkte gäbe, wenn die Menschen ihren Salzkonsum auf 5 bis 6 Gramm täglich reduzieren würden. Aber diese Menge ist schon in einigen Fertiggerichten (Beispiel Tiefkühl-Pizza) enthalten.

Wir brauchen Salz zum Leben und zum Wohlfühlen. Es lässt unsere Speisen besser schmecken. Man stelle sich nur ungesalzene Kartoffel-Chips oder Pommes frites vor. In früheren Jahrhunderten war Salz ein sehr teures Lebensmittel und wurde daher als „weißes Gold“ bezeichnet. Noch heute kennt man die alten Handelswege, die „Salzstraßen“ auf denen das begehrte Mineral über lange Wege transportiert wurde. Heute ist es für Cent-Beträge überall unbegrenzt verfügbar. So wie mit vielen anderen Stoffen, die wir zu uns nehmen, ist es auch mit dem Salz - die Dosis macht´s.

Zuviel Salz lässt unsere Blutgefäße altern. Schon die Ärzte im alten China wussten, dass Salz „den Puls hart macht“. Wie es seine ungünstige Wirkung auf die Arterien entfaltet, weiß man allerdings erst seit wenigen Jahren. Eine entscheidende Rolle dabei spielen die so genannten Endothelzellen. Sie bilden die innere Oberfläche der Blutgefäße und stehen in direktem Kontakt mit dem strömenden Blut. Zu ihren wesentlichen Fähigkeiten gehört die Ausschüttung von chemischen Signalen, die die Weite der Blutgefäße und damit den Blutdruck regulieren (siehe auch „Psychischer Stress und Blutgefäßalterung“ bei jameda). Um sich an die Veränderungen des Gefäßdurchmessers und der inneren Oberfläche anzupassen, müssen sich die Endothelzellen ständig verformen. Ist die Salzkonzentration zu hoch, vermindert sich die Verformbarkeit und die Zellen werden steif. Das behindert die Fähigkeit des Blutgefäßes zur Erweiterung. Außerdem beginnt hier eine ungünstige Wechselwirkung, denn die Menge der ausgeschütteten Signale zur Gefäßerweiterung hängt von der Steifigkeit der Endothelzellen ab - je steifer desto weniger. Letztlich wird das gesamte Gefäß enger und härter und der Blutdruck steigt. Tatsächlich ist bekannt, dass Menschen mit hohem Salzkonsum steifere Gefäße haben (siehe auch „Was sagt uns die Pulswellengeschwindigkeit?“ bei jameda). Die Gefäßverhärtung kann durch eine Verringerung der Salzzufuhr zumindest zum Teil rückgängig gemacht werden.

Es gibt Vorgänge in unserem Körper, die ohne die Fähigkeit der Gefäße sich schnell weit stellen zu können, nicht funktionieren. Das beste Beispiel dafür ist die Erektion des Penis. Hierfür muss die Durchblutung im Glied kurzfristig um etwa das 10-fache gesteigert werden. Bei eng gestellten Gefäßen ist eine solche Steigerung nicht möglich (siehe auch „Erektile Dysfunktion - ein mögliches Warnzeichen für eine Gefäßerkrankung“ bei jameda). Eine Grundbedingung für eine erfolgreiche Behandlung der Potenzstörung ist daher die Reduktion des Salzkonsums. Das rät auch jeder Urologe. Um das mal ganz platt auszudrücken: Weniger Kartoffel-Chips = besserer Sex. Wenn das nicht funktioniert, sollte über eine Untersuchung des Gefäßsystems nachgedacht werden.

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