In den letzten Jahrzehnten hat sich die Implantologie sehr stark auf das Knochenlager und Knochenaufbaumaßnahmen konzentriert. Unzählige Techniken und Methoden, um Knochen zu erhalten, zu transplantieren oder mit Knochenersatzmaterialien und Membranen neu aufzubauen sind entwickelt und modifiziert worden. Fast jeder Implantathersteller bietet heute zu seinen Implantaten verschiedene Knochenersatz- und Knochenaufbaumaterialien an.
Das Zahnfleisch um Implantate ist in der Vergangenheit jedoch sträflich vernachlässigt und wenig beachtet worden. Durch neue Studien und Denkansätze hat die Bedeutung des Zahnfleisches um Implantate im Hinblick auf die Implantatgesundheit und seine respektive Langzeitstabilität erst in den letzten 5-7 Jahren stark hinzugewonnen.
Wenn das Zahnfleisch fehlt oder nur ein dünner Streifen vorliegt, kann es sich im Laufe der Zeit zurückbilden. Hierbei kommt es zu einem Freiliegen des Implantats oder des metallischen Verbindungsteils, woraus ästhetische Einbußen vor allem im Frontzahnbereich entstehen können.
Aktuelle Studien weisen darauf hin, dass fehlendes Zahnfleisch um Implantate zu einer deutlich erhöhten Plaqueanlagerung an Implantaten führt. Die Folge sind Entzündungen und ein lokaler Knochenabbau am Implantat, der letztlich zum kompletten Verlust des Implantats führen kann.
In der Mundhöhle werden zwei Arten von Weichgewebe unterschieden: das feste, unbewegliche Zahnfleisch und die weich-elastische Mundschleimhaut, die verschiebbar ist. Wünschenswert ist natürlich, dass sich um den Implantathals das feste, unbewegliche Zahnfleisch befindet. Es dichtet die Implantatdurchtrittsstelle ab und verhindert, dass Bakterien in die Tiefe gelangen und für einen Knochenabbau am Implantat sorgen.
Untersuchungen in den letzten Jahren weisen darauf hin, dass das Zahnfleisch eine Mindestdicke von 2 mm haben sollte. Ab dieser Dicke kommt es auch zu keinem Durchschimmern des Titanimplantates mehr. Die Mindestbreite des Zahnfleisches um Implantate sollte mindestens 4 mm betragen. Dabei ist zu beachten, dass bei transplantiertem Zahnfleisch noch eine Schrumpfung einsetzt, die im ersten Jahr durchschnittlich 1 mm beträgt.
Im Mund findet sich im Oberkiefer im Bereich des harten Gaumens sehr viel festes, unbewegliches Zahnfleisch. Fehlt an einem Implantat im Oberkiefer Zahnfleisch, ist es meistens möglich, das Zahnfleisch vom Gaumen zum Implantat zu verschieben oder zu rotieren. Der Bereich am Gaumen wächst innerhalb von 4 Wochen wieder zu.
Im Unterkiefer kommt es oft zu einer Zahnfleischschrumpfung auf der äußeren Seite zur Wange hin. Das kann nur mit einem Zahnfleischtransplantat korrigiert werden. Die genaue Größe und Form werden im Unterkiefer ausgemessen und dann im Oberkiefer am harten Gaumen aufgezeichnet.
Das Transplantat wird mit einem Skalpell entnommen, im Unterkiefer an der entsprechenden Stelle genau positioniert und präzise vernäht. Die Wunde am Gaumen kann mit einer vorher erstellten Verbandsplatte abgedeckt werden.
Mittlerweile gibt es auch einige Zahnfleischersatzmaterialien, die tierischen oder synthetischen Ursprungs sind. Diese Materialien sind jedoch sehr techniksensibel, haben eine etwas höhere Komplikationsrate und auch der Preis im Vergleich zu einem Zahnfleischtransplantat ist deutlich höher.
Dickes, festes Zahnfleisch hat heute eine ebenso große Bedeutung wie ein ausreichendes Knochenangebot um das Implantat herum. Die Abdichtung des Zahnhalses mit einer festen Zahnfleischmanschette ist auf lange Sicht eine zuverlässige Absicherung, um das Implantat vor bakteriellen Diffusionen in den Knochen zu schützen.
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