Team jameda
Leberentzündungen sind manchmal symptomlos, können aber zum Tod führen. Lesen Sie hier, wie Hepatitis entsteht, wie Sie am besten vorbeugen und was dagegen hilft.
Bei einer Leberentzündung, auch Hepatitis genannt, schädigt eine Infektion die Leberzellen, die danach nicht mehr richtig funktionieren. Die Leber ist das zentrale Stoffwechselorgan des Körpers: Sie können sich die Leber wie eine biologische Fabrik vorstellen, die alle möglichen Schadstoffe und Abbauprodukte filtriert. Sie baut auch wichtige Eiweiße auf, speichert bestimmte Substanzen und produziert Galle.
Hält eine Hepatitis länger an, lagert sich Fett in die Leber ein. Aufgrund der sogenannten Fettleber sterben sogar Leberzellen ab und es bilden sich Narben im Lebergewebe. Leider kann sich die Leber danach nur schwer regenerieren. Folgen wie Leberzirrhose und Leberkrebs sind schwerwiegend und tödlich.
Leberentzündungen haben unterschiedliche Ursachen. Meistens sind sie ansteckend und auf verschiedene Viren oder Bakterien wie Salmonellen zurückzuführen.
Seltener werden sie von Alkohol, Medikamenten wie Paracetamol, Ibuprofen oder Antibiotika und Giftstoffen verursacht. In einigen Fällen ist eine Erkrankung des Abwehrsystems daran schuld.
Weitere Ursachen einer Leberentzündung sind:
Bei ungefähr 7 Prozent aller akuten Leberentzündungen ist die Ursache unbekannt.
Vor allem Viren lösen Leberentzündungen aus, wie das Zytomegalie-Virus, das Epstein-Barr-Virus und das Herpes-simplex-Virus sowie die Hepatitisviren A, B, C, D, E und G. Die Hepatitis-A und -E-Viren werden über kontaminiertes Trinkwasser oder entsprechende Nahrung übertragen, wobei sich die Viren B, C, D, und G über Blut- und Schleimhautkontakte ausbreiten.
Hepatitis-A
In Deutschland werden jährlich 30 bis 40 Hepatitis-A-Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohnern gemeldet. Rund 30 Prozent bringen Reisende aus Ländern mit schlechten hygienischen Bedingungen mit nach Hause. Die Hepatitis A kommt in Süd- und Osteuropa, Afrika, Asien, Süd- und Mittelamerika recht häufig vor, denn das Virus überlebt starke Hitze bis 85 Grad Celsius, kalte Temperaturen bis minus 15 Grad Celsius sowie viele Desinfektionsmittel. Angesteckte scheiden die Viren über den Stuhl aus, die bei mangelnder Hygiene ins Wasser gelangen oder Lebensmittel verseuchen.
Hepatitis B
Ungefähr 5 Prozent der Weltbevölkerung leiden unter chronischer Hepatitis B. In Deutschland sind mehr als eine halbe Million Menschen infiziert. Das Virus wird nicht nur über das Blut und während des Geschlechtsverkehrs, sondern auch während der Schwangerschaft oder bei der Geburt von der Mutter auf das Kind übertragen. Außerdem liegt das Ansteckungsrisiko bei medizinischem Personal bei 30 Prozent, weil sie sich leicht über Nadelstichverletzungen infizieren können.
Hepatitis C
Weltweit stecken sich jährlich ungefähr 3 bis 4 Millionen Menschen mit Hepatitis C an. In Deutschland werden pro Jahr ungefähr 5.000 Erstinfektionen gemeldet. Das Hepatitis-C-Virus wird hauptsächlich über das Blut, aber auch durch Geschlechtsverkehr, Tätowierungen und Piercings übertragen.
Hepatitis D
Das Hepatitis-D-Virus kann sich selbst nicht vermehren und ist vom Hepatitis-B-Virus abhängig. Deswegen kommt diese Erkrankung nur bei Patienten vor, die bereits unter Hepatitis-B leiden. Nur 5 Prozent der von Hepatitis-B Betroffenen in Deutschland werden zusätzlich von diesem Virus befallen.
Hepatitis E
Das Hepatitis-E-Virus wurde erst im Jahr 1980 identifiziert. Die Hepatitis-E verläuft meistens akut und mild. Nur selten kommt es zu einem schweren Krankheitsverlauf mit tödlichem Leberversagen. Aber wenn doch, dann meistens bei Schwangeren.
In Deutschland ist Hepatitis E selten, jedoch steigt die Anzahl der gemeldeten Neuerkrankungen von Jahr zu Jahr. Häufiger tritt die Hepatitis E in Südost- und Zentralasien, im mittleren Osten, in Afrika und Zentralamerika auf.
Die Hepatitis-F und -G-Viren
Das in einer Veröffentlichung beschriebene Hepatitis-F-Virus gibt es nicht. Seine Existenz konnte nicht bestätigt werden.
Das im Jahr 1995 entdeckte Hepatitis-G-Virus existiert sehr wohl, führt aber wahrscheinlich nicht zu einer eigenständigen Erkrankung, wie man am Anfang vermutete. Es wird durch Blut übertragen und 80 Prozent aller befallenen Personen sind vom Heaptitis-C-Virus infiziert, was auf einen Zusammenhang hindeutet.
Die Hepatitisviren haben unterschiedliche Inkubationszeiten (Zeit von der Ansteckung bis Krankheitsausbruch):
Hepatitisvirus
Inkubationszeit
Typ A
2 bis 6 Wochen
Typ B
1 bis 6 Monate
Typ C
2 bis 10 Wochen
Typ D
4 bis 7 Wochen
Typ E
2 bis 8 Wochen
Leberentzündungen verursachen unterschiedliche Krankheitsbilder. Manche Betroffene merken überhaupt nichts oder fühlen sich leicht erkältet und dann entdeckt der Arzt erhöhte Leberblutwerte während einer Routineuntersuchung. Andere erkranken schwer und entwickeln Gelbsucht.
Eine Hepatitis verläuft entweder akut mit einer Dauer von weniger als 6 Monate oder aber chronisch. Eine chronische Leberentzündung dauert mehr als 6 Monate.
Akute Hepatitis
Eine akute Hepatitis äußert sich in 3 Phasen: die Frühphase, die Gelbsucht-Phase und die Erholungs-Phase.
In der Frühphase, auch Prodromalphase genannt, treten erste Anzeichen einer Leberentzündung auf, wie Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit, Fieber, Oberbauchschmerzen, Gelenk- oder Muskelschmerzen und Geruchs- oder Geschmacksinnveränderungen. Sie dauert ungefähr 3 Wochen.
Nach 2 bis 8 Wochen folgt die Gelbsuchtphase mit Druckschmerz unter dem rechten Rippenbogen, der eine vergrößerte Leber andeutet, Juckreiz, Gelbsucht, dunklem Urin und entfärbten Stuhl. Bei einer Gelbsucht sind Haut und Augenäpfel gelb, weil die Substanz Bilirubin, ein Abbauprodukt roter Blutkörperchen in der Leber, von der entzündeten Leber nicht mehr ausreichend zerlegt wird.
Darüber hinaus lagern sich Gallensäuren in die Haut, die von der Leber nicht mehr richtig ausgeschieden werden, was zum Juckreiz führt und zur erhöhten Gallensäurekonzentration im Blut.
Die Erholungsphase kann mehrere Wochen oder Monate dauern und äußert sich mit Schwäche Müdigkeit und Erschöpfung.
Chronische Hepatitis
Eine chronische Hepatitis verläuft manchmal symptomlos oder äußert sich mit ähnlichen Beschwerden wie die akute Hepatitis: Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Druckschmerz, Gelenkschmerzen und Durchfälle. Darüber hinaus leiden die Patienten unter plötzlich auftretenden Schüben mit Gelbsucht.
Zusätzlich kann bei Frauen die Periode ausfallen und bei Männern kann es zur Vergrößerung der Brustdrüsen, Verkleinerung des Hodens und Verminderung der Behaarung am Bauch kommen.
Komplikationen
Die Komplikationen einer chronischen Hepatitis sind:
Eine Funktionsstörung der Leber kann der Arzt sofort erkennen, an den sogenannten Transaminasewerten, die bei jeder Routineblutuntersuchung gemessen werden. Die Transaminasen sind Leberenzyme, die vermehrt ins Blut gelangen, wenn die Leber nicht mehr richtig funktioniert und das Blut nicht ausreichend von Giften filtriert. Das Ausmaß des Transaminasenanstiegs hängt vom Ausmaß der Leberschädigung ab. Im Rahmen einer Virushepatitis, können die Transaminasen auf das 20-fache der Normalwerte steigen.
Auch die CPR-Werte im Blut sind erhöht, besonders bei Hepatitis-A. CRP ist die Abkürzung für C-reaktives Protein, ein Eiweiß im Blut, das bei Entzündungen ansteigt.
Als nächstes wird das Blutserum auf Antikörper gegen Hepatitisviren und Autoimmunantikörper untersucht. Antikörper gegen Hepatitisviren deuten auf eine Virushepatitis hin, wobei Autoimmunantikörper Hinweise auf eine Erkrankung des Abwehrsystems bieten. An den spezifischen Antikörpertiteln ist auch erkennbar, wie fortgeschritten die Erkrankung ist.
Auch Stuhlproben werden auf Hepatitisviren untersucht.
Die Leber ist meistens deutlich vergrößert, was im Ultraschall sichtbar ist. Der Arzt kann während der Ultraschalluntersuchung auch die Leberstruktur beurteilen und nachvollziehen, ob sich schon eine Fettleber oder eine Leberzirrhose entwickelt hat.
Die feingewebliche Untersuchung einer Biopsieprobe aus der Leber sichert die Diagnose und hilft, den Grad der Leberentzündung zu beurteilen.
Gegen Hepatitis-A gibt es keine spezifischen Medikamente.
Bei einer chronischen Hepatits-B sind Medikamente hilfreich, die das Risiko von Lebezirrhose und Lebekrebs reduzieren, wie zum Beispiel:
Bei einer Hepatitis-C wird Interferon-alpha plus Ribavirin oder Protease-Inhibitoren wie Simeprevir und Paritaprevir und NNS-Inhibitoren, wie Ledipasvir, Dasabuvir oder Sofosbuvir verabreicht.
Neue Protease-Inhibitoren wurden in den letzten Jahren gegen Hepatitis-C zugelassen. Es handelt sich um Boceprevir, das im Jahr 2011 zugelassen wurde und Sofosbuvir, das im Jahr 2015 zugelassen wurde.
Ist die Ursache der Leberentzündung eine Störung des Abwehrsystems, helfen die Medikamente Prednizolon, ein Kortisonpräparat, und Azathioprin, ein Immunsuppressivum, die ungefähr 5 Jahre lange eingenommen werden müssen. Bei Rückfall wird Cyclosporin, ein anderes Immunsuppressivum, eingesetzt. Die Therapie steigert die 10-Jahres-Überlebensrate auf über 90 Prozent.
Antihistaminika helfen bei starkem Juckreiz.
Eine Gallen-OP hilft wenn ein Gallenstau die Leberentzündung verursacht hat.
Manchmal ist leider die Leberfunktion so sehr beeinträchtigt, dass nur noch eine Lebertransplantation hilft, falls auch rechtzeitig ein transplantierbares Organ verfügbar ist. Eine Lebertransplantation bietet eine 5-Jahres-Überlebensrate von 80 bis 90 Prozent.
Pflanzliche und homöopathische Mittel sowie Hausmittel wie Fasten versprechen Hilfe bei einer Leberentzündung, die somit natürlich behandelt werden soll.
Mistel, Mariendistel, Bärlapp und Löwenzahn wurden kaum oder gar nicht in Studien geprüft, daher ist ihre Wirksamkeit und Sicherheit nicht bekannt. Sie sollten nur als Begleitmittel zu schulmedizinischen Maßnahmen nach Verabredung mit dem Arzt genutzt werden. Patienten, die keine Medikamente wegen ihrer Leberentzündung nehmen möchten und versuchen sich mit ,natürlichen‘‘ Mitteln zu heilen, riskieren ihre Leber - und ihr Leben. Fasten sollte nur unter strengen ärztlichen Kontrolle erwägt werden.
Mit folgenden unterstützenden Maßnahmen, können Sie sich wirklich helfen:
Darüber hinaus: Rauchen Sie nicht! Studien zeigten, dass vor allem jüngere Patienten mit einer chronischen Hepatitis-C nicht rauchen sollten, weil der Tabakkonsum die entzündliche Aktivität und Narbenbildung in der Leber steigert.
Gegen Hepatitis-A und –B gibt es Impfstoffe. Eine aktive Impfung gegen Hepatitis-B wird von der Ständigen Impfkommission STIKO für alle Säuglinge und Kleinkinder empfohlen. Weitere Risikogruppen, die sich mit einer Hepatitis-B-Impfung schützen sollten sind:
Weitere Vorbeugungsmaßnahmen:
Leberentzündungen machen sich manchmal kaum bemerkbar, verursachen aber immer Schäden, die schwerwiegende Folgen haben und tödlich ausfallen können. Lassen Sie sich lieber nichts über die Leber laufen, indem Sie sich impfen.
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