Schon in der Akutphase der Pandemie waren die sogenannten ‘Risikogruppen’ vor allem Herz- und Gefäßpatienten. Das ist nun auch wieder beim Long-Covid-Syndrom der Fall. Im Vordergrund stehen vor allem erhöhte Herzfrequenz und Herzrhythmusstörungen, mangelnde Belastbarkeit, Müdigkeit, Atemnot insbesondere unter Belastung und Schwindel.
Aber auch erhöhter Blutdruck und übermäßige Blutdruckschwankungen sowie Brustschmerzen werden nicht selten beobachtet. Bei Persistenz der Symptome sollten Sie einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen. Möglicherweise bietet sich auch die Gelegenheit, eine speziell eingerichtete Long-Covid-Sprechstunde aufzusuchen.
Ein Hauptziel des Virus ist die Innenauskleidung von Organen und Gefäßen, das sogenannte Endothel. Diese Zellen tragen ganz erheblich dazu bei, dass Gefäße und Organe gesund bleiben, denn sie bilden eine natürliche Barriere auch gegen Krankheitserreger. Bei der Coronavirus-Infektion werden die protektiven (also schützenden) Eigenschaften des Endothels verletzt, es kann so seiner Barrierefunktion nicht mehr gerecht werden. Ferner können dadurch Durchblutungsstörungen sowie eine Thromboseneigung auftreten.
Darüber hinaus haben gerade Menschen in den Risikogruppen eine höhere Anzahl an sogenannten ACE2-Rezeptoren, also dem Rezeptor, der dem Virus als Eintrittspforte in Organe dient. Dadurch werden diese Menschen anfälliger für das Virus.
Nach überstandener Coronainfektion, so eine Studie von Xie und Kollegen, die kürzlich in der renommierten Fachzeitschrift „Nature Medicine“ erschienen ist (https://www.nature.com/articles/s41591-022-01689-3), bestehen für die Erkrankten weiterhin ein erhöhtes Risiko, insbesondere auch im Bereich der Herz- und Gefäßerkrankungen.
So ist die Zahl der Herzinfarkte und Hirnschläge auch nach überstandener Akutinfektion im Vergleich zu denen, die vorher nicht an Covid erkrankt waren, erhöht. Auch die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Blutgerinnseln, die zum Beispiel zu Venenthrombosen und Lungenembolien führen können, ist weiterhin deutlich erhöht.
Insbesondere Venenthrombosen und Lungenembolien können heimtückisch sein, da sie vom Patienten oft nicht erkannt werden und damit potentiell tödlich enden können. Dies konnten auch Studien gerade am Anfang der Pandemie zeigen, in denen die Rate oft unentdeckter Lungenembolien und Beinvenenthrombosen überraschend hoch war.
Dabei gilt der Grundsatz, je schwerer man an Covid erkrankt war, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit auch später eine akute Herz- und Gefäßerkrankung wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Lungenembolien oder Thrombosen zu erleiden.
Menschen, die stationär behandelt wurden, haben auch im Zeitraum nach der Krankenhausbehandlung eine höhere Wahrscheinlichkeit, an Komplikationen zu erkranken als Covid-19-Infizierte, die nicht in die Klinik mussten. Wie lange das erhöhte Risiko anhält, wissen wir noch nicht, derzeit geht man von mindestens einem Jahr aus.
Die Pandemie scheint immer neue Überraschungen für uns bereitzuhalten, täglich lernen wir Neues hinzu. Übrigens haben wir kürzlich auch gelernt, dass eine (mRNA) Impfung nach einer Erkrankung mit Covid die Wahrscheinlichkeit eines Post-Covid-Syndroms nicht erhöht.
Bei länger anhaltenden Symptomen sollten Sie also unbedingt einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen. Bei akut auftretenden typischen Beschwerden insbesondere nach einer Covid-19-Infektion sollten Sie auch weiter wachsam sein und bei Verdacht auf Schlaganfall, Thrombose oder Herzinfarkt sofort ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen!
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