Team jameda
Sie meinen, dass Tuberkulose Geschichte ist? Stimmt nicht, denn auch in Deutschland häufen sich die Fälle. Lesen Sie hier, was Tuberkulose ist, wie sie entsteht, welche ersten Anzeichen darauf aufmerksam machen und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt.
Tuberkulose, gekürzt TBC, ist eine ansteckende, bakterielle Infektionskrankheit der Lungen und anderer Organe. Sie wurde in der Vergangenheit „Schwindsucht“ oder „Lungenschwindsucht“ genannt, weil die Erkrankung zu Gewichtsverlust führt.
Am Anfang steht die Primärphase mit den ersten Symptomen, die in die postprimäre Tuberkulose übergeht, bei der mehr als zwei Jahre nach der Erstinfektion Beschwerden auftreten.
In der Primärphase vermehren sich die Erreger in der Lunge, wo sie kleine Entzündungsherde bilden, und verbreiten sich zunächst auf die benachbarten Lymphknoten. Ist die Erkrankung ansteckend, nennt man sie „aktive“ oder „offene“ Tuberkulose.
Anschließend handelt es sich um eine latente, also eine Art ,versteckte‘‘ Form der Erkrankung, bei der sich die Erreger einkapseln, so dass sie vorläufig unschädlich sind, bis sie nach mehreren Jahren wieder Probleme bereiten. Wenn eingekapselte Erreger nach längerer Zeit Beschwerden verursachen, handelt es sich um eine reaktivierte Tuberkulose.
Seit der Mitte des 20. Jahrhunderts ist die Zahl neuer Tuberkuloseerkrankungen gesunken, weil wirksame Medikamente und Impfprogramme eingeführt worden sind und sich die Hygienezustände verbessert haben. Aktuell sind die Krankheitszahlen jedoch weltweit wieder angestiegen, unter anderem wegen der Ausbreitung von AIDS.
Im Jahr 2015 wurden in Deutschland knappe 6.000 Tuberkulosefälle gemeldet, darunter fast 200 Kinder unter 15 Jahren. 105 Patienten sind daran gestorben. Man vermutet, dass der Anstieg der Neuerkrankungen im Jahr 2015 und 2016 auf die erhöhte Zuwanderung zurückzuführen ist.
Die Erkrankung kommt in Deutschland häufiger in Hamburg, Berlin und Bremen vor. Weltweit sind laut der Weltgesundheitsorganisation im Jahr 2015 rund zehn Millionen Menschen an Tuberkulose erkrankt. Ungefähr zwei Millionen starben daran.
Die Tuberkulose befällt junge Erwachsene und ältere Menschen, insbesondere wenn sie durch Nahrungsmangel oder andere Erkrankungen geschwächt sind. Am meisten gefährdet sind AIDS-Patienten, die viel häufiger an Tuberkulose erkranken als andere. In Afrika sind Tuberkulose und AIDS die häufigsten Todesursachen.
Die Tuberkulose wird hauptsächlich vom Mycobacterium tuberculosis und seltener von den Mycobacterien bovis, africanum oder microti verursacht. Weil Robert Koch das Mycobacterium tuberculosis im Jahr 1882 zum ersten Mal beschrieben hat, wird es auch Koch-Bazillus genannt.
Die Tuberkulose-Erreger lösen die Erkrankung innerhalb von vier bis sechs Wochen nach der Ansteckung aus. Dennoch erkranken nur fünf bis zehn Prozent der Angesteckten - und zwar vor allem wenn sie geschwächt sind, ihr Abwehrsystem nicht richtig funktioniert oder selten auch bei einer genetischen Anfälligkeit.
Verbreitet werden die Erreger über die Luft, wenn ein Betroffener mit einer aktiven Tuberkulose hustet, schreit oder niest. In seltenen Fällen können sie auch über offene Wunden oder Geschwüre übertragen werden. Ein Ansteckungsrisiko besteht bei Aufenthalt in geschlossenen Räumen und bei engem Kontakt mit einer infizierten Person. Deswegen müssen Kontaktpersonen Atemmasken tragen und auf Tuberkulose untersucht werden. Ultraviolettes Licht tötet die Erreger ab.
Rinder erkranken auch an Tuberkulose, die durch nicht-pasteurisierte Rohmilch auf den Menschen übertragen werden kann.
Viele Menschen, die sich mit Tuberkulose angesteckt haben, erkranken nicht daran oder haben keine Beschwerden. Bei 85 Prozent der Patienten, die Symptome entwickeln, sind die Lungen betroffen.
Das Hauptsymptom der Lungentuberkulose ist anhaltender Husten mit Auswurf, der blutig sein kann. Weitere Beschwerden sind Fieber, Schüttelfrost, Nachtschweiß, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust, Müdigkeit, Atembeschwerden und Brustschmerzen.
In einigen Fällen bilden sich rotblaue, knotige Hautbereiche an den Schienbeinen, das sogenannte Erythema nodosum. Die Symptome entwickeln sich sehr langsam und kommen in Schüben. Manchmal dauert es Monate, bis sich das volle Krankheitsbild entfaltet hat.
Breitet sich der Tuberkulose-Erreger über die Blut- und Lymphbahnen auf andere Organe aus, treten unterschiedliche Symptome auf. Je nach Lokalisation können folgende Beschwerden aufkommen:
Für die Diagnose der Tuberkulose sind folgende Untersuchungen hilfreich:
In der Vergangenheit gab es keine wirkungsvollen Medikamente gegen Tuberkulose. Das hat sich in den 50er Jahren geändert, so dass die Erkrankung heute erfolgreich bekämpft und geheilt werden kann. Allerdings handelt es sich um Medikamentenkombinationen, die für mindestens sechs, manchmal auch für neun bis 12 Monate eingenommen werden müssen. Entwickeln sich resistente Erreger, dauert die Behandlung noch länger, die Heilung verzögert sich und die Sterblichkeit steigt.
Ist die Tuberkulose „offen“, das heißt akut und ansteckend, muss sie auf einer Isolierungsstation behandelt werden. Ist sie geschlossen, reicht eine ambulante Versorgung aus.
Folgende Substanzen sind für die Therapie der Tuberkulose zugelassen:
Die häufigsten Kombinationstherapien beinhalten Rifampicin und Isoniazid mit oder ohne Pyrazinamid. Mögliche Nebenwirkungen der dreifachen Kombination sind Hautausschlag, Orange- Verfärbung von Haut, Urin, Stuhl und Tränen, Fieber, Magenbeschwerden, Lebererkrankungen, periphere Neuropathie und Gicht.
Tipp zur Selbsthilfe: Das Wichtigste für eine erfolgreiche Behandlung ohne Resistenzen ist die konsequente Einnahme der Medikamente, auch wenn Sie sich nach kurzer Zeit besser fühlen. Geben Sie nicht auf! Wenn Sie Nebenwirkungen haben, sprechen Sie mit Ihrem Arzt. Es gibt mehrere Arzneimittel, die gegen Tuberkulose wirken, und er kann Ihnen eine Alternative anbieten.
Es gibt eine Impfung gegen Tuberkulose, die lebende Erreger beinhaltet. Sie wird aber in Deutschland seit 1998 nicht mehr routinemäßig für alle Kinder empfohlen, weil sie keinen hundertprozentigen Schutz bietet und gefährliche Nebenwirkungen hatte. Wissenschaftler versuchen einen besseren Impfstoff herzustellen.
Bei Menschen mit einer latenten Tuberkulose, bei ihren Kontaktpersonen und bei Migranten aus Afrika oder Indien mit einem positiven Mantoux-Test ist eine Prophylaxe mit Tuberkulose-Medikamenten hilfreich, wie zum Beispiel die Einnahme von Isoniazid für sechs Monaten oder die Kombination von Isoniazid und Rifampicin für vier Monate. Bei AIDS-Patienten ist die Stärkung des Abwehrsystems mit einer Antivirus-Therapie zur Vorbeugung einer aktiven Tuberkulose sinnvoll.
Wenn Sie bei „Tuberkulose“ an die Geschichte der erkrankten Kaiserin Sissy denken und glauben, dass die tödliche Krankheit der Vergangenheit angehört, haben Sie etwas verpasst: Die „Schwindsucht“ ist noch immer weltweit verbreitet, auch in Deutschland sehr präsent und führt global zwei Millionen Menschen pro Jahr in den Tod. Die guten Nachrichten sind: Die Tuberkulose ist heutzutage völlig heilbar, wenn sie konsequent mit modernen Medikamenten behandelt wird. Bei Verdacht haken Sie einfach beim Arzt nach.
Informationen des Robert Koch-Instituts über Tuberkulose
Deutsches Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose
Bundesverband der Pneumologen
Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin
[Patientenliga Atemwegserkrankungen
](http://www.patientenliga-atemwegserkrankungen.de/)
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