Artikel 23/02/2018

Knochenbruch: Wann ist eine Operation notwendig, wann geht es ohne?

Dr. med. Eugen Gaiser Orthopäde & Unfallchirurg, Physikalischer & Rehabilitativer Mediziner, Sportmediziner
Dr. med. Eugen Gaiser
Orthopäde & Unfallchirurg, Physikalischer & Rehabilitativer Mediziner, Sportmediziner
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Die Versorgung von Knochenbrüchen hat sich in den letzten Jahrzehnten komplett geändert. Während früher eine Vielzahl von Brüchen konservativ durch Streckbehandlung und Gipsanlage versorgt wurde, werden heutzutage fast alle Knochenbrüche operativ behandelt.

Wie wurden Brüche früher versorgt?

Früher wurden die Brüche in der Regel zunächst unter Röntgenkontrolle gerichtet, z.T. ausgehangen und dann wurde ein Gips angelegt.

Stammnahe Verletzungen des Beckens oder der Wirbelsäule wurden durch Gipskorsett oder -bett behandelt. Der Patient hatte dann oft wochenlang Bettruhe und durfte den Arm oder das Bein nicht belasten

Als dann der Gips entfernt wurde, war sämtliche Muskulatur verschwunden, es gab häufig Druckstellen und die betroffenen Gelenke waren stark eingesteift. Oft war monatelange Physiotherapie notwendig, um die Funktion des Armes oder Beines wiederherzustellen. Diese Art der Bruchversorgung gehört zum Glück der Vergangenheit an.

Operative Versorgung von Brüchen

Heutzutage werden die Knochenbrüche in der Regel operativ durch moderne Nagel- oder winkelstabile Plattensysteme versorgt. Die operativen Zugänge sind heute sehr klein, denn die Bruchzone wird nicht freigelegt, um die Versorgung nicht zu gefährden. In den meisten Fällen muss kein Gips angelegt werden. Eine frühfunktionelle Nachbehandlung, das heißt Übungen ohne Widerstand durchzuführen, ist erwünscht. Häufig ist bei Beinbrüchen sogar eine schmerzadaptierte Vollbelastung an Unterarmgehstützen erlaubt.

Bei Gelenkbeteiligung des Bruches wird primär versucht, die sogenannte ‘Gelenklinie’ wiederherzustellen, d.h. die Bruchstücke spalt- und stufenfrei einzustellen. Ist das Gelenk sehr stark zerstört, bleibt häufig nur der künstliche Gelenkersatz.

Welche Risiken sind mit der Behandlung verbunden?

Risiken der operativen Versorgung von Knochenbrüchen sind die üblichen wie

  • Bluterguss
  • Nerven- und Gefäßverletzung
  • Thrombose
  • Embolie
  • Wundheilungsstörung
  • Infektion.

Spezifische Risiken sind:

  • verzögerte Knochenbruchheilung bzw. Pseudarthrose
  • Fehlstellung der Achse bzw. Rotation
  • posttraumatische Arthrose

Bei der posttraumatischen Arthrose kommt es in wenigen Fällen auch bei stufen- und spaltenfreien Einstellungen des Bruches über die Jahre zu Knorpelschäden im Bruchbereich und zu einer generalisierten Verschleißerkrankung des gesamten Gelenkes. Hier hilft in der Spätphase häufig nur der künstliche Gelenkersatz.

Welche Sonderformen gibt es?

Eine Bruchform, die immer weiter zunimmt, ist der sogenannte osteoporotische Bruch des alten Menschen nach Bagatelltraumata wie einem Sturz aus dem Bett. Ursache für die Zunahme ist die immer älter werdende Bevölkerung. Auch hier werden vornehmlich moderne Nagelsysteme und der künstliche Gelenkersatz eingesetzt.

Eine besondere Form der Versorgung von Wirbelkörperbrüchen ist das Einspritzen von Knochenzement, die sogenannte Vertebro- bzw. Kyphoplastie. Dabei handelt sich um ein einfaches und effektives Verfahren zur Stabilisation von Wirbelkörperbrüchen, um schnell Schmerzarmut bzw. -freiheit zu erreichen.

Risikofaktor Osteoporose

Wichtiger als die optimale Versorgung von Brüchen des alten Menschen ist die frühzeitige Diagnose von Osteoporose. Bei der Osteoporose verringert sich die Kalksalzdichte in den Knochen und die Knochenbrüchigkeit nimmt zu. Eine Knochendichtemmessung kann eine Osteoporose ausschließen. Leider übernehmen die Kassen die Kosten erst, wenn bereits ein Wirbelkörperbruch stattgefunden hat.

Da die medizinische Entwicklung gegenwärtig rasant voranschreitet, darf man gespannt sein, wie die Bruchversorgung in 50 Jahren aussehen wird.

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