Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat einst den chirurgischen Hüftersatz zur „besten Operation des Jahrhunderts“ gekürt. Der quälende Schmerz einer gesamten Generation von Menschen ist dank dem medizinischen Fortschritt verschwunden. Dabei ist dieser Fortschritt in der Endoprothetik des Hüftgelenkes, also dem Ersatz eines arthrotischen Gelenkes, nie stehen geblieben. Heute bietet der minimalinvasive vordere Zugang viele Vorteile.
Neue und bessere Materialien haben sich über die Jahre etabliert. Bessere Behandlungsverfahren, aber auch bessere chirurgische Techniken sind auf dem Vormarsch. Besonders wichtig ist der chirurgische Zugang, also der Weg, den der Operateur wählt, um in die Tiefe des Gelenkes zu gelangen.
Der Chirurg kann vordere, seitliche und hintere Zugänge nutzen. Zusätzlich existieren etliche Varianten und Modifikationen der verschiedenen „etablierten“ Wege. Dazu zählt auch die entsprechende Lagerung.
Jeder Zugang weist individuelle Vor- und Nachteile auf. Bei manchen Zugängen ist es unumgänglich, Muskeln zumindest teilweise abzulösen und am Ende der Operation wieder anzunähen. Durch Narbenbildungen oder Heilungsstörungen kann es in diesen Fällen jedoch zu muskulären Problemen kommen.
Vor diesem Hintergrund hat sich in den letzten Jahren herauskristallisiert, dass eine muskelschonende Operationstechnik entscheidend für die frühe Mobilisation und das funktionelle Ergebnis ist. Dafür ist der minimalinvasive vordere Zugang ideal geeignet, da keine Muskeln abgelöst werden, sondern eine anatomische Muskellücke genutzt wird. Die Muskeln werden während der Operation zur Seite gehalten. Am Ende legen sie sich wieder in die ursprüngliche Position.
Ein weiterer großer Vorteil dieses Zugangsweges ist, dass der sogenannte M. gluteus medius als entscheidender „Hüftmotor“ nicht angetastet wird. Bei den seitlichen Zugängen wird er häufig eingekerbt. Je nach Ausmaß und Heilungsverlauf kann das zu einer Schwäche des M. gluteus medius führen. Betroffene leiden häufig an einem „Hüfthinken“, da dieser Muskel seine Funktion als Beckenstabilisator dann nicht mehr ausreichend erfüllen kann.
Dieses Problem tritt beim vorderen Zugang praktisch nicht auf. Aus meiner Erfahrung müssen so operierte Patienten nach dem Eingriff eher gebremst werden, um die Weichteile nicht zu stark zu strapazieren. Sie erreichen bereits sehr früh ein sehr hohes funktionelles Niveau.
Der relative Nachteil des vorderen Zuganges ist, dass er eine große Erfahrung des Chirurgen mit diesem Operationsweg voraussetzt und somit nicht für Anfänger und Unerfahrene geeignet ist. Aufgrund seiner vielen Vorteile nimmt seine Verbreitung aktuell stark zu.
Über den minimalinvasiven vorderen Zugang lassen sich grundsätzlich alle gängigen Typen von Hüft-Endoprothesen einsetzen. Das wird mit jedem Patienten im Einzelnen besprochen, um das jeweils optimale Implantat zu wählen.
Schmerzen
Übliche Wundschmerzen nach der OP. Sie lassen sich normalerweise gut mit Schmerzmitteln in Tabletten- oder Tropfenform behandeln.
Krankenhausaufenthalt
In der Regel ca. eine Woche in der Operationsklinik, danach Anschlussheilbehandlung in einer Reha-Klinik für drei Wochen.
Arbeitsunfähigkeit
Das ist je nach Individuum und beruflicher Beanspruchung sehr unterschiedlich. Der Durchschnitt liegt bei ca. sechs Wochen.
Verhaltenstipps nach der Behandlung
Bei den aktuellen Implantaten ist eine direkte Vollbelastung nach der OP normalerweise möglich, meist empfiehlt sich wegen der Weichteilschwellung und eines potentiellen Blutergusses eine Teilbelastung an Unterarmgehstützen für ein bis zwei Wochen. Die individuellen Verhaltenstipps wird der Operateur mit dem Patienten besprechen.
Risiken
Es handelt sich um einen Routine-Eingriff, daher bestehen die üblichen Risiken eines endoprothetischen Hüfteingriffes. Es gibt aber ein reduziertes Risiko für muskuläre Probleme.
Erfolgsraten
Die Implantation von Hüft-Endoprothesen gehört zu den erfolgreichsten Operationen der Medizingeschichte. Durch das muskelschonende minimalinvasive Vorgehen ist das funktionelle Niveau hoch.
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