Die Molare-Inzisive-Hypomineralisation (abgekürzt: MIH) ist eine systemische Schmelzbildungsstörung, der ersten bleibenden Backenzähne und/oder der ersten bleibenden (meist oberen) Schneidezähne. Dabei ist der Zahnschmelz nicht ausreichend mineralisiert, was sich in einer veränderten Schmelzstruktur darstellt und dadurch zu einer höheren Kariesanfälligkeit führt.
Die Mineralisationsstörungen der betroffenen Zähne sind sehr variabel: Bei leichteren Formen sind weiß-gelbe oder gelb-braune Zahnflecken erkennbar. Bei stärkeren Ausprägungen platzen Areale des Zahnes ab, da der Schmelz weicher und poröser ist. Es können einzelne oder mehrere Zähne von einer Hypomineralisation betroffen sein.
Zudem sind betroffene Zähne stark temperatur- und berührungsempfindlich, was alltägliche Aktivitäten wie z. B. Zähneputzen oder den Verzehr kalter und heißer Nahrungsmittel bzw. Getränke schmerzhaft machen kann.
Die Ursachen dieser Störung sind weitgehend unklar. Vermutet wird ein Zusammentreffen mehrerer Faktoren, die während des Zeitraums der Zahnentwicklung der befallenen Zähne einwirken (8. Schwangerschaftswoche bis ca. 4. Lebensjahr). Als mögliche Ursache werden Schwangerschafts- und Geburtskomplikationen, schwere Erkrankungen in der frühen Kindheit, Antibiotikagabe, Vitamin-D-Mangel und Umwelttoxine (besonders Kunststoffbestandteile wie Bisphenol A) diskutiert. Diese entwicklungsbedingte Erkrankung der Zahnhartsubstanz wird demnach erworben und nicht vererbt. Dabei sind Mädchen und Jungen gleichermaßen betroffen.
Die Therapieform ist von mehreren Faktoren abhängig, wie beispielsweise dem Schweregrad der MIH, den Symptomen und Alter des Patienten.
Bei einer milden Ausprägung der MIH (ohne Zahnhartsubstanzverlust) wird der Zahnarzt den betroffenen Zahn ähnlich wie einen gesunden Zahn behandeln und ihn ggf. mit einer Fissurenversiegelung versorgen. Zusätzlich sollte bei regelmäßigen Kontrollen (alle 3 bis 6 Monate) ein hochkonzentrierter Fluoridlack aufgetragen werden. Zudem sind auch Prophylaxemaßnahmen mit Mundhygieneinstruktionen von großer Bedeutung.
Bei einer schweren Form mit Verlust von Zahnhartsubstanz wird in Abhängigkeit des Durchbruchzustandes und dem Schweregrad des Defektes eine Füllung empfohlen. Zunächst aus einem temporären (z. B. Glasionomerzement) oder direkt definitiven Füllungsmaterial (Komposit) bzw. eine Teil- oder Vollüberkronung (z. B. konfektionierte Stahlkrone, individuell laborgefertigte Krone).
In sehr schweren MIH-Fällen kann nach Absprache mit einem Kieferorthopäden auch die Entfernung des betroffenen Zahnes mit anschließendem kieferorthopädischen Lückenschluss sinnvoll sein.
Wegen der schlechten Anästhesierbarkeit betroffener Zähne können Schmerzmittel bis 24 Stunden vor der Behandlung angeraten sein. In schweren Fällen kann auch eine Behandlung mit Lachgas ratsam sein.
Deutschlandweit leiden etwa 10 % der Grundschulkinder an einer Molare-Inzisive-Hypomineralisation. Eine wesentliche Rolle spielt die Früherkennung und nach der Diagnosestellung ist eine besondere zahnärztliche Betreuung wegen der erhöhten Anfälligkeit für Karies elementar.
Die Veröffentlichung dieser Inhalte durch jameda GmbH erfolgt mit ausdrücklicher Genehmigung der Autoren. Die Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und jede Art der Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtes bedürfen der schriftlichen Zustimmung der jeweiligen Autoren.
Die Inhalte der Experten Ratgeber ersetzen nicht die Konsultation von medizinischen Spezialisten. Wir empfehlen Ihnen dringend, bei Fragen zu Ihrer Gesundheit oder medizinischen Behandlung stets eine qualifizierte medizinische Fachperson zu konsultieren. Der Inhalt dieser Seite sowie die Texte, Grafiken, Bilder und sonstigen Materialien dienen ausschließlich Informationszwecken und ersetzen keine gesundheitlichen Diagnosen oder Behandlungen. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Meinungen, Schlussfolgerungen oder sonstige Informationen in den von Dritten verfassten Inhalten ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors darstellen und nicht notwendigerweise von jameda GmbH gebilligt werden. Wenn die jameda GmbH feststellt oder von anderen darauf hingewiesen wird, dass ein konkreter Inhalt eine zivil- oder strafrechtliche Verantwortlichkeit auslöst, wird sie die Inhalte prüfen und behält sich das Recht vor, diese zu entfernen. Eigene Inhalte auf unserer Website werden regelmäßig sorgfältig geprüft. Wir bemühen uns stets, unser Informationsangebot vollständig, inhaltlich richtig und aktuell anzubieten. Das Auftreten von Fehlern ist dennoch möglich, daher kann eine Garantie für die Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität nicht übernommen werden. Korrekturen oder Hinweise senden Sie bitte an experten-ratgeber@jameda.de.