Artikel 06/03/2022

Was tun bei Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (Kreidezähnen)?

Luisa Damm Zahnarzt
Luisa Damm
Zahnarzt
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Die Molare-Inzisive-Hypomineralisation (abgekürzt: MIH) ist eine systemische Schmelzbildungsstörung, der ersten bleibenden Backenzähne und/oder der ersten bleibenden (meist oberen) Schneidezähne. Dabei ist der Zahnschmelz nicht ausreichend mineralisiert, was sich in einer veränderten Schmelzstruktur darstellt und dadurch zu einer höheren Kariesanfälligkeit führt.

MIH – Was ist der Unterschied zu gesunden Zähnen?

Die Mineralisationsstörungen der betroffenen Zähne sind sehr variabel: Bei leichteren Formen sind weiß-gelbe oder gelb-braune Zahnflecken erkennbar. Bei stärkeren Ausprägungen platzen Areale des Zahnes ab, da der Schmelz weicher und poröser ist. Es können einzelne oder mehrere Zähne von einer Hypomineralisation betroffen sein.

Zudem sind betroffene Zähne stark temperatur- und berührungsempfindlich, was alltägliche Aktivitäten wie z. B. Zähneputzen oder den Verzehr kalter und heißer Nahrungsmittel bzw. Getränke schmerzhaft machen kann.

MIH – Was sind die Ursachen dieser Schmelzbildungsstörung?

Die Ursachen dieser Störung sind weitgehend unklar. Vermutet wird ein Zusammentreffen mehrerer Faktoren, die während des Zeitraums der Zahnentwicklung der befallenen Zähne einwirken (8. Schwangerschaftswoche bis ca. 4. Lebensjahr). Als mögliche Ursache werden Schwangerschafts- und Geburtskomplikationen, schwere Erkrankungen in der frühen Kindheit, Antibiotikagabe, Vitamin-D-Mangel und Umwelttoxine (besonders Kunststoffbestandteile wie Bisphenol A) diskutiert. Diese entwicklungsbedingte Erkrankung der Zahnhartsubstanz wird demnach erworben und nicht vererbt. Dabei sind Mädchen und Jungen gleichermaßen betroffen.

MIH – Was kann der Zahnarzt therapeutisch tun?

Die Therapieform ist von mehreren Faktoren abhängig, wie beispielsweise dem Schweregrad der MIH, den Symptomen und Alter des Patienten.

Bei einer milden Ausprägung der MIH (ohne Zahnhartsubstanzverlust) wird der Zahnarzt den betroffenen Zahn ähnlich wie einen gesunden Zahn behandeln und ihn ggf. mit einer Fissurenversiegelung versorgen. Zusätzlich sollte bei regelmäßigen Kontrollen (alle 3 bis 6 Monate) ein hochkonzentrierter Fluoridlack aufgetragen werden. Zudem sind auch Prophylaxemaßnahmen mit Mundhygieneinstruktionen von großer Bedeutung.

Bei einer schweren Form mit Verlust von Zahnhartsubstanz wird in Abhängigkeit des Durchbruchzustandes und dem Schweregrad des Defektes eine Füllung empfohlen. Zunächst aus einem temporären (z. B. Glasionomerzement) oder direkt definitiven Füllungsmaterial (Komposit) bzw. eine Teil- oder Vollüberkronung (z. B. konfektionierte Stahlkrone, individuell laborgefertigte Krone).

In sehr schweren MIH-Fällen kann nach Absprache mit einem Kieferorthopäden auch die Entfernung des betroffenen Zahnes mit anschließendem kieferorthopädischen Lückenschluss sinnvoll sein.

Wegen der schlechten Anästhesierbarkeit betroffener Zähne können Schmerzmittel bis 24 Stunden vor der Behandlung angeraten sein. In schweren Fällen kann auch eine Behandlung mit Lachgas ratsam sein.

Fazit

Deutschlandweit leiden etwa 10 % der Grundschulkinder an einer Molare-Inzisive-Hypomineralisation. Eine wesentliche Rolle spielt die Früherkennung und nach der Diagnosestellung ist eine besondere zahnärztliche Betreuung wegen der erhöhten Anfälligkeit für Karies elementar.

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