Artikel 12/04/2019

Übermäßiges Schwitzen: schweißfrei in nur einer Behandlung

Dr. med. Marion Moers-Carpi Privatpraxis Hautarzt (Dermatologe), Allergologe
Dr. med. Marion Moers-Carpi Privatpraxis
Hautarzt (Dermatologe), Allergologe
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Zuerst einmal: Schwitzen ist grundsätzlich ein gesunder körperlicher Vorgang, der dem Temperaturausgleich dient. Dennoch ist starkes Schwitzen für viele Betroffene ein Problem - zum Beispiel für Hyperhidrose-Patienten, die ständig unter übermäßiger Schweißbildung leiden. Doch auch gesunde Menschen möchten gerne „trocken“ durchs Leben gehen und sich keine Sorgen um peinliche Schweißränder oder unangenehmen Körpergeruch machen.

Was kann man gegen Achselschweiß tun?

Waschen und Deodorants helfen meist nur kurzfristig. Dazu kommt, dass immer mehr Menschen Bedenken wegen Deos haben, da diese in letzter Zeit wegen ihres Gehalts an Aluminiumchlorid stark in Verruf geraten sind. Aber was tun, wenn man sich dennoch von Achselschweiß belästigt fühlt? Die Alternativen waren bisher die operative Entfernung der Schweißdrüsen – ein Eingriff, den viele Patienten scheuen.

Ebenfalls sehr hilfreich sind Behandlungen mit Botulinumtoxin. Durch die gezielte Injektion wird die Übertragung der Nervensignale auf die Schweißdrüsen zuverlässig gehemmt. Der Nachteil bei dieser Behandlung: Sie wirkt nur für ca. ein halbes Jahr und muss dann wiederholt werden. Das bedeutet Aufwand und natürlich auch beträchtliche Kosten für den Patienten. Doch wir haben gute Nachrichten: Es gibt eine neue Methode, die dauerhaft von Achselschweiß befreit – und das ohne OP und in nur einer Sitzung!

Wie funktioniert die neue Methode?

Das Verfahren ist eine nicht invasive und sehr sichere Methode. Außerdem die einzige von der Food and Drug Administration (FDA) zugelassene Behandlung mit der Achselschweiß stark reduziert werden kann. Ihre Wirksamkeit ist klinisch geprüft. Es funktioniert im Prinzip ganz einfach: Die Schweißdrüsen in den Achseln werden durch Mikrowellen (Thermotherapie) präzise verödet. Sie regenerieren sich nicht, weshalb der Effekt dauerhaft ist. Die Behandlung dauert 1-1,5 Stunden und wird ambulant durchgeführt.

Wie läuft die Behandlung ab?

Zuerst wird der zu behandelnde Bereich desinfiziert, mithilfe einer Schablone markiert und örtlich betäubt. Dieser Einstich bei der Injektion ist der einzige Schmerz, den Sie spüren werden – die anschließende Behandlung ist dann schmerzfrei. Danach wird ein kühlendes Gleitmittel aufgetragen. Es dient einerseits dem Schutz der Haut, andererseits der Verbesserung des Kontakts zwischen dem Gerät und der Haut. Anschließend wird das Handstück des Geräts Punkt für Punkt über die gekennzeichnete Achselregion geführt.

Dabei wird die Haut leicht angesaugt, um die Behandlungspunkte genau zu fixieren und die Schweißdrüsen leicht anzuheben. Dadurch werden tiefere Hautschichten geschont. Die entstandene Wärmeenergie von ca. 60°C zerstört die Schweiß- und Geruchszellen sowie die Haarfollikel. Die obere Hautschicht wird dabei kontinuierlich gekühlt.

Welche Ergebnisse kann man erwarten?

Durch die Verödung der Schweißdrüsen wird Achselschweiß zu 82 %, der Achselgeruch um 89 % reduziert, und das für immer – und in den meisten Fällen in nur einer Sitzung.

Gut zu wissen: Zuerst werden Sie das Gefühl haben, gar nicht mehr zu schwitzen. Doch nach ca. einem Monat pendelt sich die Schweißproduktion auf die besagten 18 % ein. Den meisten Patienten genügt dieses Ergebnis. Aber auch eine hundertprozentige Schweißfreiheit ist möglich. Diese kann mit einer zweiten Sitzung erreicht werden. Fakt ist: Viele Patienten sind durchweg sehr zufrieden mit ihrer Behandlung und freuen sich an dem neuen Lebensgefühl. Rund 90 % würden die Methode weiterempfehlen.

Für wen eignet sich die Behandlung?

Die Methode eignet sich als Therapie bei krankhaftem Schwitzen (Hyperhidrose). Aber auch für alle, die einfach genug von Achselschweiß, Schweißrändern und Körpergeruch haben. Des Weiteren für diejenigen, die dauerhaft auf ihr Deodorant verzichten möchten.

Gibt es Nebenwirkungen oder Schmerzen?

Ihre Achselregion wird vor dem Eingriff örtlich betäubt. Dadurch spüren Sie von der eigentlichen Behandlung nichts. Wenn die Betäubung nachlässt, kann ein leichtes Brennen auftreten – ähnlich wie bei einem Sonnenbrand. Patienten beschreiben die Behandlung als schmerzarm und gut auszuhalten.

Für einige Tage kann die Haut leicht gerötet, geschwollen und etwas empfindlich sein. Ebenfalls kann ein Taubheitsgefühl im Arm auftreten, das aber schnell wieder nachlässt. Nach einer guten Woche ist nichts mehr zu spüren oder zu sehen. Ausfallzeiten gibt es keine. Dennoch empfehlen wir, die Behandlung auf den Nachmittag zu legen und sich danach nichts mehr vorzunehmen. Denn Sie sollten die Achselregion einige Stunden kühlen.

Die schönste „Nebenwirkung“: keine Achselhaare mehr!

Durch die erzeugte Wärme von ca. 60°C werden auch die Haarfollikel in der Achselregion verödet. Das heißt, auch die Achselhaare verschwinden dauerhaft. Und: Das Verfahren wirkt sogar bei sehr hellblonden oder schon ergrauten Haaren, die sich mit anderen Verfahren wie beispielsweise dem Laser nicht entfernen lassen. Ein schöner Nebeneffekt, den die meisten Patienten sehr zu schätzen wissen.

Was muss man vor und nach der Behandlung beachten?

Vor der Behandlung sollten Sie mindestens fünf Tage nicht rasieren und kein Deo benutzen. Nach der Behandlung kühlen Sie die Achselhöhlen ca. 24 Stunden lang – am besten mit Coolpacks. Verzichten Sie darüber hinaus für ein paar Tage auf Saunagänge und Sport.

Braucht man denn keine Schweißdrüsen?

Doch, Schweißdrüsen sind zur Selbstkühlung des Körpers wichtig. Aber keine Sorge: Sie haben im Körper zwischen zwei und vier Millionen Schweißdrüsen – und nur zwei Prozent davon sitzen in den Achselhöhlen. Zum Vergleich: In der Handinnenfläche haben Sie pro cm² rund 360 Schweißdrüsen, an den Fußsohlen ca. 370 – und in der Achselhöhle „nur“ 120 bis 160 Schweißdrüsen pro cm².

Sogar an Bauch, Brust, Stirn und Armen/Ellenbogen gibt es mehr Schweißdrüsen als in den Achseln. Sie schwitzen also immer noch an anderen Körperstellen und schaden somit nicht Ihrer Gesundheit.

Schwitzt man dafür woanders am Körper stärker?

Ums Schwitzen ranken sich viele Mythen. Dazu zählt auch die Vorstellung vom „kompensatorischen Schwitzen“, also dass der Schweiß „einfach irgendwo raus muss“. Das ist bei der Verödung der Schweißdrüsen in den Achseln aber definitiv nicht der Fall. Sie werden dafür nicht an anderen Körperstellen stärker schwitzen.

Wie finde ich den richtigen Arzt für das neue Verfahren?

Das neue Verfahren wird bisher in Deutschland nicht sehr häufig angeboten. Einige Plastische Chirurgen und Hautärzte haben es in ihr Portfolio aufgenommen. Da das Schwitzen über die Haut stattfindet, sind Sie bei einem auf die Methode spezialisieren Dermatologen am besten aufgehoben.

Übernimmt die Krankenkasse die Kosten?

Wenn Sie an Hyperhidrose leiden, lohnt es sich, bei der Krankenkasse nachzufragen. Ein Anspruch auf Kostenübernahme besteht aber leider nicht.

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