Artikel 31/10/2016

Traditionelle Europäische Medizin: Heilkunde aus dem Mittelalter

Team jameda
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Aus der mittelalterlichen Klosterheilkunde werden heute weit mehr Heilpflanzen als nur Kamille, Salbei und Pfefferminze eingesetzt. Dieses jameda Gesundheitsspecial stellt eine Auswahl zusammen und berichtet über Wirkung, Anwendung und Zubereitung der Heilpflanzen.

Das Wissen über Heilkräuter stammt vornehmlich aus Klöstern

Im Mittelalter hatten christliche Klöster u.a. die Aufgabe, Wissen zu dokumentieren und weiterzugeben, sich um Alte und Kranke zu kümmern und eine eigene Landwirtschaft zu betreiben. Hier konnte das Wissen über Heilpflanzen vertieft und erweitert werden, auch wissenschaftliche Erkenntnisse aus der Antike und aus dem nordafrikanischen Raum wurden miteinbezogen. Zu den bekannten Persönlichkeiten des Mittelalters, die die Pflanzenheilkunde voranbrachten, gehören z. B. Benedikt von Nursia, Isidor von Sevilla, Walahfrid Strabo, Constantinus Africanus und Hildegard von Bingen. Sie verfassten zahlreiche Schriften, die die traditionelle Anwendung von Heilkräutern dokumentieren.

Heilpflanzen heute: Wissenschaftliche Beschreibung in Monografien

Im Zuge der modernen Phytotherapie sind heute verschiedene Gremien für die wissenschaftliche Bewertung von Heilpflanzen zuständig. So geben z.B. die WHO, das ESCOP und das HMPC Monografien für Heilpflanzen heraus, in denen Angaben zu Inhaltsstoffen, Wirkungen, Neben- und Wechselwirkungen, zu Indikation, Anwendungsweise und Dosierung enthalten sind.

Sind Wirkung sowie Verträglichkeit wissenschaftlich belegbar, findet die Pflanzenmonografie z.B. einen Eintrag in das europäische Arzneibuch. Als traditionell angewandte Heilkräuter werden diejenigen Pflanzen bezeichnet, zu denen zwar valide Daten zu Wirksamkeit und Verträglichkeit fehlen, die aber schon sehr lange mit positiver Erfahrung angewendet werden und keine schädigenden Wirkungen hervorrufen.

Giftige und nebenwirkungsreiche Pflanzen werden als bedenklich eingestuft. So dürfen z.B. Arzneidrogen wie Bilsen-, Rainfarn- und Immergrünkraut sowie Aristolochia-Arten in Apotheken nicht verkauft werden.

Welche Heilpflanzen werden heute noch angewendet?

Zahlreiche Heilkräuter aus dem Mittelalter wie z.B. Kamillen-, Salbei- oder Pfefferminztee sind heute in jedem Haushalt zu finden, aber auch als Gewürz haben viele Heilpflanzen wie Kümmel, Zimt und Nelken ihren festen Platz. Viele Pflanzen sind außerdem mittlerweile als Extrakte in Fertigarzneimitteln wie Salben, Säften, Tropfen und Tabletten enthalten. Manche Pflanzen sind erst in höheren Dosen wirksam, sodass ihre Anwendung bei bestimmten Erkrankungen effektiver in Form eines Fertigpräparates sein kann, z.B. Johanniskraut, Mönchspfeffer und Weißdornblüten.

Nachfolgend finden Sie eine Auswahl an Arzneipflanzen aus dem Mittelalter, die auch heute noch breite Anwendung finden:

Arnika montana: Eine Blume gegen Prellungen und Verstauchungen

Arnikablütenextrakt wird nur äußerlich z.B. als Umschlag oder Salbe verwendet, denn das enthaltene Helenalin kann innerlich zu Vergiftungen führen. Für einen Umschlag bei stumpfen Verletzungen übergießt man 4 Teelöffel Arnikablüten mit einer Tasse kochendem Wasser, lässt sie 10 Minuten ziehen und tränkt damit ein Leintuch, das man 2 Stunden auf die betroffene Stelle auflegt.

Equisetum arvense: Ackerschachtelhalm zur Entwässerung und Wundheilung

Schachtelhalm ist in durchspülenden Blasen- und Rheumatees enthalten, zur Wundheilung kann man ihn als Bad oder Umschlag nutzen. Für den Tee wird 1 Esslöffel Kraut mit einer Tasse kochendem Wasser überbrüht, 10-15 Minuten stehengelassen und abgeseiht. Zur schnelleren Heilung von unkomplizierten, kleineren Wunden nimmt man 10 Teelöffel Schachtelhalm auf einen Liter Wasser. Den Sud lässt man 30 Minuten kochen und tränkt damit nach Abkühlen eine sterile Wundauflage.

Althea officinalis: Eibisch hilft bei wunder Schleimhaut und Reizhusten

Sowohl Blüten, Blätter als auch Wurzel des Malvengewächses werden zu Heilzwecken genutzt. Um die Schleimstoffe auszulösen, wird 1 Teelöffel zerkleinerte Pflanze ein bis zwei Stunden in einer Tasse kaltem Wasser mazeriert. Danach abseihen, beim Trinken möglichst lang im Mund behalten.

Alpinia officinalis: Galant bei Magen-Darm-Beschwerden

Galant gehört zu den Ingwergewächsen. Als Teeaufguss wird seine Wurzel wegen der ätherischen Öle, Scharfstoffe, Flavonoide und Gerbstoffe bei Appetitlosigkeit, Blähungen und Bauchkrämpfen eingesetzt. 1 Teelöffel zerkleinerte Droge mit einer Tasse kochendem Wasser 5 Minuten ziehen lassen.

Brassica nigra und Sinapis alba: Mit Senfsamen gegen Gelenkschmerzen

Die enthaltenen Senfölglykoside von schwarzen und weißen Senfsamen wirken durchblutungsfördernd und antientzündlich. Man verwendet die gemahlenen Samen. Für einen Umschlag werden 4 Esslöffel Pulver mit lauwarmem Wasser zu einem Brei verrührt und auf ein Leintuch aufgebracht, 3-15 Minuten auflegen. Ein Fußbad aus 2 Esslöffeln Senfmehl und körperwarmem Wasser schafft Linderung bei Infekten und Gelenkbeschwerden.

Quercus robur: Eichenrinde gegen entzündliche Hauterkrankungen und Durchfall

Eichenrinde ist reich an Gerbstoffen, die antientzündlich und wundheilungsfördernd wirken. Für den Sud setzt man die Eichenrinde mit kaltem Wasser an und lässt ihn 3-5 Minuten kochen. Für Tee bei Durchfall nimmt man 1-2 Teelöffel auf 250ml Wasser, für eine Lösung zum Gurgeln 20g auf einen Liter. Auch Bäder und Umschläge mit Eichenrinde helfen bei entzündlichen Hauterkrankungen.

Calendula officinalis: Die antientzündliche und wundheilungsfördernde Ringelblume

Ringelblumenblüten werden als Teeaufguss zum Spülen von Wunden und zum Gurgeln bei Entzündungen des Mund- und Rachenraumes eingesetzt. Dazu verwendet man 1-2 Teelöffel Droge auf eine Tasse kochendes Wasser, 10 Minuten ziehen lassen.

Sambucus niger: Schweißtreibender und schleimlösender Holunder

Holunderblüten werden als Tee zubereitet, auch in Kombination mit Lindenblüten und Mädesüß. Den Aufguss trinkt man bei Erkältung und fieberhaften Infekten, um die Abwehrkräfte anzuregen. 2-3 Teelöffel Blüten auf eine Tasse kochendes Wasser, 5-10 Minuten ziehen lassen. Der ausgekochte Saft der Holunderbeeren trägt wegen seines hohen Gehaltes an Vitamin C und Flavonoiden zur Infektvorbeugung bei.

Valeriana officinalis: Baldrian bei Nervosität und Schlafstörungen

Baldrianwurzel schmeckt und riecht zwar sehr streng, doch sie wirkt effektiv beruhigend und einschlaffördernd. Den Tee stellt man als Kaltauszug her, indem man 2 Teelöffel zerkleinerte Droge in einer Tasse kaltem Wasser 12 Stunden ziehen lässt. Danach abseihen und leicht erwärmen. Für eine stärkere Wirkung und einen besseren Geschmack kann man den Aufguss auch mit Melissen- oder Lavendeltee mischen.

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